12.11.2014 14:53 Uhr

Wer wird der "neue" Alaba?

"Es gibt drei Möglichkeiten", meint ÖFB-Teamchef Marcel Koller zum Konkurrenzkampf um die freie Position, welche durch die Verletzung von David Alaba neu zu vergeben ist. Mit Christoph Leitgeb, Veli Kavlak und Stefan Ilsanker rittert ein Trio um einen Platz in der Stammelf im vorentscheidenden EM-Qualifikationsspiel gegen Russland am Samstag (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker).

Eines kann man schon jetzt sagen: Wer auch immer von den drei Kandidaten gegen die Russen in der Anfangsformation steht, es wird nicht an Motivation mangeln. Bei der "Sbornaja" ist man ja bekanntlich der Meinung, dass Österreich ohne Aushängeschild Alaba nicht einmal die Hälfte wert ist. "160 Prozent Russland gegen 40 Prozent Österreich", formulierte es Stürmer Dmitriy Poloz.
>> Ohne Alaba fehlen Österreich 60 Prozent

Man wird sehen. Hochmut kommt oft vor dem Fall. Die Akustik auf den bebenden Rängen im Ernst Happel-Stadion wird beim ÖFB-Team für den zwölften Mann sorgen. Ein Hexenkessel den Russland vielleicht nicht erwartet. Dazu jene Härte und Aggressivität der Hausherren, die zuletzt Montenegro im Prater zu spüren bekam.

Nach den letzten Aussagen aus dem russischen Lager hätte es zu Zeiten eines Andi Ogris den verbalen Konter "meine Gegenspieler werden vorne und hinten Schienbeindeckel brauchen" gegeben. Im Jahr 2014 gibt es in der österreichischen Nationalmannschaft zwar gemäßigtere Töne, aber dafür hoffentlich die entsprechende Antwort auf dem Spielfeld.

"Wir sind vor Russland gewarnt"

Der personifizierte "aggressive Leader" im ÖFB-Team Julian Baumgartlinger fasste es so zusammen: "Wir haben Russland mit Videos analysiert. Beim Auswärtsspiel in Schweden waren sie sehr stark und sind zu vielen Chancen gekommen. Wir sind gewarnt vor dieser Mannschaft. Aber wir werden sehen, wie sie mit unserer Spielanlage klarkommen. Ich glaube es wird auch diesmal viele Balleroberungen geben."

"Die Frage wird sein, wo können wir uns die Bälle erkämpfen und wie weit ist dann noch der Weg bis zum gegnerischen Tor. Wir werden erneut versuchen unser Spiel durchzuziehen. Natürlich ist es schade, dass David diesmal nicht dabei ist. Aber wir müssen und wollen diesen Ausfall kompensieren. Gemeinschaft und Teamspirit zeichnen uns aus, wir werden David würdig vertreten", meinte der enorm gereifte Deutschland-Legionär.

David Alaba würdig vertreten. Ein Fall für Christoph Leitgeb? "Es sind auch noch andere Spieler da. Veli Kavlak oder Stefan Ilsanker können auch auf dieser Position spielen", gab sich die Laufmaschine von Meister RB Salzburg abseits des Rasens wie gewohnt zurückhaltend. Wenige Sekunden später antwortete er auf die Frage, ob man den Konkurrenzkampf im Training spürt, todernst: "Wir hauen uns gegenseitig schon auf die Füße." Erst beim Lachen der Journalisten verzog auch der 29-Jährige seine Miene und rang sich ebenfalls zu einem Grinsen durch.

Kurz danach war er wieder total fokussiert, man merkte es am Funkeln in den Augen. "Egal wer dann spielt, wir wollen unser Ziel erreichen: Drei Punkte. Wir spielen zu Hause und haben den zwölften Mann, der uns nach vorne peitschen wird." Und der Ausfall von Bayern-Superstar Alaba? "Natürlich ist David ein Klassespieler. Er ist überall auf dem Platz zu finden. Er spielt in einer der besten Mannschaften der Welt, aber jetzt hat eben ein anderer die Chance."

"Keiner von uns kann der neue Alaba werden"

David Alaba würdig vertreten. Ein Fall für Stefan Ilsanker? "Keiner von uns kann der neue Alaba werden", lautete die Antwort des zweikampfstarken Aufsteigers von RB Salzburg. Der ungewohnte Schnurrbart des 25-Jährigen ist dem Movember geschuldet, aber er hat nichts an seiner sonstigen Ruhe und Selbstsicherheit bei Interviews verloren.

"Jeder von uns will spielen und gibt im Training Vollgas. Das sind die besten Spieler Österreichs und dementsprechend hoch ist die Qualität. Es wird jeder 100 Prozent geben, damit wir gewinnen können", gab sich Ilsanker kämpferisch. Bei ihm ist die Stolz mit dem Adler auf der Brust im Prater spielen zu können nicht gekünstelt, sondern echt: "Jedes Spiel für sein eigenes Land hier in diesem Stadion mit dem Publikum im Rücken ist ein Karriere-Highlight. Die Gefühle bei der Hymne braucht man nicht groß beschreiben."

"Am Platz wird einiges los sein"

David Alaba würdig vertreten. Ein Fall für Veli Kavlak? "David ist fast nicht zu ersetzen. Aber es herrscht ein großer Konkurrenzkampf und jeder Spieler will bei dieser Partie dabei sein. Ich brauche keine Werbung für mich machen, der Teamchef weiß, was ich kann. Natürlich wäre es toll, wenn ich die Chance bekomme", meinte der Türkei-Legionär, dessen Vertrag bei Beşiktaş im kommenden Sommer ausläuft.

Wer Derby-Duelle in Istanbul gegen Fenerbahce oder Galatasaray erlebt hat, der ist im Fußball durch nichts zu erschüttern. Auch nicht im Hexenkessel am Samstag gegen Russland. "Das wird eine Partie, bei der es hart zur Sache geht. Es geht um sehr viel. Wir haben genug Selbstvertrauen, dass wir mit dem Heimvorteil im Rücken entsprechend auftreten. Auf dem Spielfeld wird einiges los sein", versprach der Mittelfeldmotor harte Bandagen für den Gegner.

Der Vollbart des Ex-Rapidlers erstrahlt inzwischen in sämtlichen Farben. Sollte ein russischer Gegenspieler mit Kavlak Bekanntschaft machen, dann kann er vielleicht auch die Rot-Töne sehen. "Er leuchtet jetzt wirklich in allen Farben", konnte sich Kavlak selbst ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die überstandenen Verletzungsprobleme ("Jetzt bin ich wieder ganz da!") und seine Nachnominierung samt verfrühter Rückkehr nach Wien hoben die Stimmung.

Und übrigens: Wenn es nach Veli Kavlak geht, dann werden die russischen Spieler wirklich Schienbeindeckel brauchen.

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ct

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