04.11.2014 12:00 Uhr

Koller setzt auf die bewährten Kräfte

ÖFB-Teamchef Marcel Koller geht mit seiner Mannschaft als Gruppenerster in das Duell mit Russland
ÖFB-Teamchef Marcel Koller geht mit seiner Mannschaft als Gruppenerster in das Duell mit Russland

ÖFB-Teamchef Marcel Koller hat am Dienstag den Kader für das EM-Qualifikationsspiel gegen Russland (15. November, ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) und das freundschaftliche Aufeinandertreffen mit dem fünffachen Weltmeister Brasilien (18. November, ab 19:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) präsentiert.

"Es gibt nicht viele Änderungen", eröffnete Koller seine Kaderbekanntgabe. Der Schweizer setzt gerne auf Bewährtes und jene Kräfte, die Österreich zur zwischenzeitlichen Tabellenführung in der EM-Qualifikationsgruppe G führten, sind durchaus als solche zu bezeichnen. Zwei Wechsel wurden erzwungen. Austria-Außenverteidiger Markus Suttner und Salzburg-Youngster Valentino Lazaro laborieren an muskulären Verletzungen.

Andreas Weimann, bei Aston Villa zuletzt als Torschütze erfolgreich, ist diesmal daher gleich von Beginn weg im Teamkader und Salzburg-Verteidiger Andreas Ulmer gibt sein Comeback im Aufgebot. Der Außenverteidiger zählte zuletzt im Mai 2012 zum Kader, musste damals aber doch verletzungsbedingt passen. Sein letzter Einsatz im Teamdress datiert aus dem Jahr 2009 (2:1-Sieg in Innsbruck gegen Litauen).

Die Sperre für Marc Janko fiel mit einem Spiel bekanntlich glimpflich aus und wurde bereits gegen Montenegro verbüßt. Der Stürmer darf also gegen Russland dabei sein. "Wir haben natürlich gehofft, dass es nur ein Spiel wird. Er wurde ja auch provoziert. Wir hatten die Hoffnung, dass das dieses Gremium auch so sieht", war auch Koller erleichtert.

Russland, der Gruppenkopf aus Lostopf eins, wurde bereits bei der Weltmeisterschaft in Brasilien eingehend von Marcel Koller beobachtet. "Ich muss schon sagen, dass das eine starke Mannschaft ist. Auch wenn sie vielleicht für uns nicht die großen Namen haben, weil sie im Land selber spielen", so der Teamchef.

Russland wird nicht weggeputzt

Die Russen mussten nach Unentschieden gegen Südkorea und Algerien sowie einer Niederlage gegen Belgien schon nach der Gruppenphase die Heimreise antreten. Koller warnte aber davor den Gastgeber der kommenden WM-Endrunde zu unterschätzen. "Man darf nicht daraus folgern, dass wir sie jetzt locker wegputzen. Denn das ist nicht der Fall." Nach eingehender Studie war sich Koller auch sicher, dass nun der stärkste Gegner in der Qualifikation auf seine Mannschaft wartet.

Nichtsdestotrotz ist die Zielsetzung für das Duell mit Russland ehrgeizig. "Wir brauchen ein sehr gutes Spiel, um sie besiegen zu können. Das ist unser Ziel." Auf der rot-weiß-roten Habenseite steht eine breite Brust nach den zwei Siegen im Oktober gegen Moldau und Montenegro. "Wir wollen ihnen unsere Spielphilosophie aufzwingen", erklärte Koller, der dabei auch auf den "absoluten Topwert" Heimpublikum hofft.

Österreich hat Russland in der aktuellen FIFA-Weltrangliste überholt, ist nun 29. Die Russen folgen einen Platz dahinter. Koller ließ sich dadurch nicht beeindrucken. "Das ist eine Spielerei, die man gerne mitnimmt. Aber das muss man auch bestätigen. Wenn das gelingt, dann sind wir einen Schritt weiter." Auch die Verteilung von Favoritenrollen seien nicht mehr als "Wortspiele". Mit Querelen innerhalb des russischen Verbands befasste sich Koller ebenfalls kaum. Nur eines war für ihn gewiss: "Russland unterschätzt uns nicht."

Russlands Teamchef Fabio Capello hat vorerst einen Großkader mit 38 Mann nominiert. Koller ließ sich dadurch nicht irritieren und rechnete mit keinen Überraschungen im endgültigen Aufgebot. Seit dem frühen WM-Aus seien aber speziell in der Offensive Neue mit dabei.

Brasilien weckte Kollers Liebe zum Fußball

Nach der Pflicht gegen Russland wartet zum Abschluss mit dem fünffachen Weltmeister Brasilien ein regelrechter Leckerbissen. "Das Spiel würde ich gerne selber noch spielen. Mein erstes Länderspiel war gegen Brasilien 1983 und ich bin durch Brasilien zum Fußball gekommen als sie 1970 Weltmeister wurden. Es gibt auch ein altes Foto von mir mit Brasil-Leibchen", erinnerte sich ein ungewohnt sentimentaler Marcel Koller. "Wenn du einmal in deiner Karriere gegen Brasilien spielen kannst, ist das etwas besonderes. Am liebsten würde ich alle 23 Spieler einsetzen."

Kollers eigentliches Debüt für die Schweiz (das 1:0 gegen Liechtenstein am 9. März 1982 wurde erst nachträglich als offizielles Länderspiel gewertet, Anm.) ging vor 60.000 Zuschauern im alten St. Jakob-Park von Basel gegen Socrates und Co. mit 1:2 verloren. "Wir haben versucht gut zu spielen, aber sie hatten sehr viel Ballbesitz", erzählte der Teamchef. "Immer wenn man gedacht hat, man kann einen packen, war er schon wieder weg."

"Meine Fokussierung liegt auf Russland", sagte der Teamchef. Er wünscht sich ein rundum erfolgreiches Länderspieljahr 2014: "Wenn wir zwei Mal gewinnen, dann würde das schon passen. Das ist aber eine hohe Hürde." Vielleicht bereiten die ÖFB-Kicker Koller zum seinem 54. Geburtstag am 11. November dieses Geschenk.

Der ÖFB-Teamkader für die Länderspiele gegen Russland und Brasilien

Tor: Robert Almer (Hannover 96/18 Länderspiele), Heinz Lindner (Austria Wien/7), Ramazan Özcan (FC Ingolstadt/2)

Verteidigung: Aleksandar Dragović (Dinamo Kiev/33Länderspiele/0 Tore), Christan Fuchs (Schalke/63/1), György Garics (Bologna/40/2), Martin Hinteregger (RB Salzburg/5/0)), Florian Klein (VfB Stuttgart/23/0), Sebastian Prödl (Werder Bremen/46/4), Andreas Ulmer (RB Salzburg/2/0), Kevin Wimmer (1. FC Köln/1/0)

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/35/8), Marko Arnautovic (Stoke City/38/7), Julian Baumgartlinger (FSV Mainz/34/1), Martin Harnik (VfB Stuttgart/46/10), Stefan Ilsanker (RB Salzburg/4/0), Zlatko Junuzović (Werder Bremen/35/4), Marcel Sabitzer (RB Salzburg/7/2), Christoph Leitgeb (RB Salzburg/40/0)

Sturm: , Lucas Hintereseer (FC Ingolstadt/4/0), Marc Janko (Sydney FC/42/18), Rubin Okotie (1860 München/7/1), Andreas Weimann (Aston Villa/12/0)

Auf Abruf: Thomas Gebauer (SV Ried/0), Cican Stankovic (SV Grödig/0); Christopher Dibon (SK Rapid/1/1), Christopher Trimmel (Union Berlin/3/0), Andreas Ivanschitz (Levante/69/12), Jakob Jantscher (FC Luzern/16/1), Veli Kavlak (Besiktas/30/1), Michael Liendl (Fortuna Düsseldorf/1/0); Marco Djuricin (Sturm Graz/0), Philipp Hosiner (Stade Rennes/5/2)

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Sebastian Kelterer

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