06.05.2014 09:12 Uhr

Müller: "Fußball ist kein Wunschkonzert"

Seit Dezember 2013 ist Andreas Müller Sportdirektor bei Rapid
Seit Dezember 2013 ist Andreas Müller Sportdirektor bei Rapid

Bei Rapid gibt es derzeit nur ein Thema: Stadion-Neubau ja oder nein. Im Schatten dessen bastelt aber Andreas Müller an seiner ersten Transferperiode. Ein halbes Jahr hatte der Deutsche Zeit, sich bei den Grün-Weißen zu akklimatisieren. Weltfussball verriet er, warum die Abgänge nur bedingt schmerzen, warum das Stadionprojekt keinen Einfluss auf seine Arbeit hat und was er von Philipp Prosenik hält.

Herr Müller, Ihre erste wirkliche Transferperiode steht an. Planen sie große Veränderungen oder setzen sie auf Kontinuität?

Wir wollen die Mannschaft optimieren. Jeder weiß, dass wir ein schmales Budget haben. Wir haben fünf Abgänge, man wird sehen, ob der restliche Kader so zusammenbleiben kann. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass vielleicht der eine oder andere Spieler in der Transferperiode wechseln möchte. Wir werden alles dafür tun, dass wir in der nächsten Saison eine schlagkräftige Mannschaft haben werden. Das Team ist noch immer in der Entwicklung, viele junge Spieler sind noch lange nicht am Ende der Leistungsfähigkeit. Mit der Erfahrung aus dieser Saison und mit Spielen aus der Europa League, das ist ja unser Ziel, werden wir die Mannschaft weiter voran treiben können.

Wollen Sie die Abgänge 1:1 ersetzen? Also beispielsweise ein rechter Verteidiger für einen rechten Verteidiger?

Der Wunsch ist, dass wir jede Position doppelt besetzt haben. Egal welche das jetzt ist. Das ist unser Ziel, Fußball ist aber kein Wunschkonzert. Wir müssen mit den Möglichkeiten spielen, die wir hier haben.
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Sie sind jetzt ein halbes Jahr bei Rapid. Reicht ein halbes Jahr um sich beim Verein und im österreichischen Fußball einzuleben?

Wir haben ein Trainerteam, dass sich fantastisch in Österreich auskennt. Mit Stefan Ebner habe ich ein wandelndes Lexikon an meiner Seite. Selber habe ich genügend Spiele gesehen, nicht nur in der Bundesliga, sondern auch in der Regionalliga. Ein Bild konnte ich mir schon machen. Ganz große Veränderungen sehe ich bei uns aber ohnehin nicht. Wir verlieren mit Christopher Trimmel einen Spieler, der uns weh tut. Ansonsten verlieren wir mit den restlichen Abgängen nicht sonderlich viel Substanz.

Es gibt jetzt für Spieler, die nicht so viel gespielt haben, Möglichkeiten sich zu beweisen. Sei es jetzt Michael Schimpelsberger oder Mario Pavelic. Wir werden unseren Weg mit den jungen Leuten weiterhin konsequent verfolgen. Wir brauchen Spieler mit einer hohen Leistungsbereitschaft, hoher Identifikation mit dem Verein und einer passenden Mentalität. Unsere Mannschaft ist als Team zusammengewachsen. Auch Drucksituationen hat sie standgehalten. Den zweiten Platz hat sie sich erspielt. Bis zum Trainingsstart werden jetzt hoffentlich alle Kaderplanungen abgeschlossen sein.

Wenn Salzburg auch den ÖFB-Cup holt, würde Rapid als Vizemeister eine, vielleicht sogar zwei Runden später in die Europacup-Qualifikation einsteigen. Ist das ein Vorteil?

Dann wollen wir, dass Salzburg das Double holt. Die Qualifikationsspiele sind sowieso sehr früh. Da sind wir noch mitten in der Vorbereitung. Das geht aber den anderen Mannschaften, auf die man dort trifft, genauso. Auf der anderen Seite ist es vielleicht sogar gut, dass man statt Testspielen schon Partien mit Wettkampf-Charakter hat. Wir werden jedenfalls gut vorbereitet in die Qualifikation gehen. Ob es dann eine Runde früher oder später ist, spielt letztendlich nicht so eine Rolle.

Eine Entscheidung bezüglich dem Stadion-Neubau steht an. Schränkt sie das in ihrem finanziellen Spielraum ein?

Nein, das Budget für das Stadion läuft komplett separat ab. Es hat überhaupt keinen Einfluss auf das Budget der Kampfmannschaft.

Ersatztorhüter Samuel Radlinger kehrt nach seiner Leihe zu Hannover 96 zurück. In einem Interview hat er sich unzufrieden über seine Saison, in der er wenig gespielt hat, geäußert. Verstehen sie seinen Groll?

Ich sehe es grundsätzlich als positive Eigenschaft, wenn ein Spieler, der nicht spielt, unzufrieden ist. Das kann man auch öffentlich sagen. Aber man muss berücksichtigen, dass Ján Novota eine sehr gute Saison gespielt hat und ein großer Rückhalt war. Da ist Samuel eben nicht dran vorbei gekommen. Das bedeutet nicht, dass er der schlechtere Torwart ist. Ján hat eben Woche für Woche seine Einsätze gerechtfertigt. Ich war als Spieler auch immer unzufrieden, wenn ich nicht gespielt habe. Ich sehe da überhaupt nichts Böses oder Negatives drinnen, wenn der Samuel Unzufriedenheit äußert.

Kann man schon sagen, wie viele Spieler von den Amateuren zumindest teilweise die Vorbereitung mitmachen werden?

Zwei, drei Spieler haben wir immer im Fokus. Das eine oder andere Mal war ich auch bei der Amateurmannschaft. Da macht man sich Gedanken, wer eine Verstärkung wäre. Die Chancen sind jedenfalls da für die Burschen.

Wie sehr sind sie mit der Entwicklung von Philipp Prosenik zufrieden? Nach seinen unglücklichen Stationen bei Chelsea und dem AC Milan konnte er nach seiner Heimkehr in einem halben Jahr bei den Rapid Amateuren sieben Tore in der Regionalliga schießen.

Man muss Geduld und Zeit mit ihm haben. Es war schon sehr weit vom Bundesliga-Niveau entfernt. Aber er arbeitet sehr hart an sich, von uns bekommt er die notwendige Unterstützung. Ich habe ihm gesagt: 'Die Tür ist offen, da musst du selber durchgehen.' Jetzt liegt es an ihm. Seine Auslandsaufenthalte sind sehr unglücklich verlaufen. Jetzt wollte er hier einen Neubeginn starten. Von seinen Fähigkeiten her bringt er sehr viel mit. Körperlich muss er sich in so einen Zustand bringen, dass er auch Bundesliga-Fußball spielen kann. Da ist er auch auf dem Weg dort hin. Ich höre positive Dinge von seinem Trainerteam, es besteht durchaus die Möglichkeit, dass er im Rahmen der Vorbereitung mit der Kampfmannschaft trainieren wird.

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Johannes Sturm

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