Athletic Bilbao ist zurück in der Spitzengruppe von La Liga. Die "Löwen" spielen im neuen Stadion und mit neuem Trainer auf wie in ihren besten Zeiten. Im Pokal gegen Atlético reichte es noch nicht für eine Überraschung, gegen Real können die Basken am Sonntag beweisen, dass mit ihnen wieder zu rechnen ist.

Wir schreiben den 20 Juni 1943: Im Pokalfinale zwischen Athletic de Bilbao und Real Madrid läuft bereits die zweite Hälfte der Nachspielzeit. Keiner glaubt mehr so richtig daran, dass dieses Endspiel anders entschieden werden kann als durch Elfmeterschießen. Doch dann vergoldet Telmo Zarra mit dem Last-Minute-Siegtor eine Saison, die den Basken bereits den Ligatitel beschert hatte. Das Double ist perfekt. Es soll jedoch die einzige Meisterschaft bleiben, die Zarra, auch heute noch der beste Torschütze der Ligageschichte, mit Athletic gewinnen sollte.

Bilbao ist bis heute die Mannschaft, die am häufigsten im spanischen Pokalfinale stand. Nur der FC Barcelona konnte die Copa bisher öfter gewinnen. Noch fünf weitere Male sollte "El león de Sam Mamés", wie sie Telmo Zarra in Bilbao liebevoll nannten, seine "Löwen" zum Pokaltriumph schießen. Doch diese Erfolge liegen weit zurück. Seit der Meisterschaft 1984 wartet man in Bilbao auf einen nationalen Titel. Daher tut das jüngste Ausscheiden aus der Copa gegen Atlético umso mehr weh. Wieder eine Saison ohne Titel!

Sturm auf das neue Sam Mamés

Athletic Bilbao präsentierte sich unter der Woche im Pokal auf Augenhöhe mit Titelverteidiger Atlético. In Halbzeit eins dominierten die Basken das Team aus der Hauptstadt und spielten sich eine Torchance nach der anderen heraus. Zur Pause stand es aber nur 1:0. "Wir hätten unsere Torchancen effektiver ausnutzen müssen", so Trainer Ernesto Valverde in der Analyse nach dem Ausscheiden. So hatte Madrid in den zweiten 45 Minuten die Chance, wieder ins Spiel zu finden. Dennoch kann er der Cup-Niederlage auch Positives abgewinnen: "Wir werden aus dem Ausscheiden lernen."

Auch, wenn der Nimbus der Unbesiegbarkeit im neuen San Mamés geknackt ist, spielt Athletic unter Ernesto Valverde wieder attraktiven Offensivfußball. Der Mann, der schon zum zweiten Mal auf der Bilbao-Bank Platz nimmt, setzt dabei auf eine klare Linie: "Der Ball muss immer in Bewegung sein." Das setzen seine Spieler zur Zeit perfekt um: Die Kombinationen laufen flüssig durchs Mittelfeld, die Angriffe werden über die Außen vorbereitet und im Sturmzentrum hat Aritz Aduriz - drei Tore in den letzte zwei Spielen- zu alter Stärke zurückgefunden.

Alles gute Gründe, weshalb Valverde auch nach dem Rückschlag im Pokal optimistisch in die Zukunft schaut: "Am Sonntag haben wir das nächste wichtige Spiel gegen einen sehr starken Gegner, Real Madrid. Warten wir ab, ob wir wenigstens in der Liga im neuen Stadion ungeschlagen bleiben."

Der ewig junge Klassiker

Allerdings stammt der letzte Sieg von Athletic Bilbao über Real Madrid aus der Saison 2009/2010. Seither war für die Basken gegen die "Königlichen" sowohl zu Hause als auch auswärts absolut nichts zu holen. Und auch diesmal stehen die Vorzeichen schlecht. Denn Real erlebt den besten Januar der Vereinsgeschichte: acht Spiele, acht Siege, kein einziges Gegentor. Das Team von Carlo Ancelotti kommt jahresübergreifend mit dem Selbstvertrauen von 20 ungeschlagenen Partien im Rücken ins neue San Mamés.

"Es wird ein schwieriges Spiel, da Athletic zur Zeit richtig gut drauf ist. Und in San Mamés zu spielen, ist immer schwierig. Barcelona hat dort diese Saison bereits verloren. Aber die Partie kommt zu einem guten Zeitpunkt, da uns momentan unser System viel Selbstvertrauen gibt. Wir haben unser defensives Gleichgewicht gefunden und alle arbeiten gut bei der Balleroberung zusammen. Zudem spielen unsere Innenverteidiger Pepe und Sergio Ramos momentan auf sehr hohem Niveau. Ein Grund für unseren Lauf", so der italienische Coach.

Beide Klubs treffen am Wochenende in der Primera División zum 166. Mal aufeinander. Ob dabei Bilbao durch einen Heimsieg weiter auf Champions-League-Kurs bleibt oder Real Madrid seine Siegesserie fortsetzt, erfahrt ihr am Sonntag ab 21 Uhr im Liveticker.

Thomas Malzacher