29.09.2017 13:23 Uhr

Wo spielt Barça nach dem Katalonien-Referendum?

Lionel Messi blickt den Fahnen der katalanischen Unabhängigkeit entgegen
Lionel Messi blickt den Fahnen der katalanischen Unabhängigkeit entgegen

Katalonien will sich von Spanien abspalten. Das Referendum am Wochenende könnte auch Konsequenzen für den FC Barcelona haben.

Die Primera División ohne den FC Barcelona, das Aus für den Clásico - und Lionel Messi in der sportlichen Bedeutungslosigkeit. Was wie ein albernes Hirngespinst klingt, könnte bald tatsächlich wahr werden. Dann, wenn sich Katalonien im Zuge des Unabhängigkeitsreferendums am Sonntag von Spanien abspaltet. "Wenn das Erfolg hat, werden katalanische Klubs nicht mehr in der spanischen Liga spielen können", sagte Liga-Chef Javier Tebas der Zeitung El País.

Der Grund dafür ist ganz einfach: "Das Gesetz besagt, dass der einzige Staat, der an nationalen spanischen Wettbewerben teilnehmen darf, Andorra ist", sagte Tebas. Damit Barça auch nach einer Abspaltung Kataloniens in La Liga spielen darf, könne zwar im Parlament in Madrid eine entsprechende Rechtslage geschaffen werden. Da die Regionalregierung Kataloniens das Referendum aber trotz eines Justizverbots abhält und der FC Barcelona die Unabhängigkeitsbewegung ausdrücklich unterstützt, scheint dies unwahrscheinlich.

Abenteuerliche Gedankenspiele

Kataloniens Sportminister Gerard Figueras sieht die Lage etwas anders und entwickelte teils abenteuerliche Gedankenspiele: "Im Fall der Unabhängigkeit müssen die katalanischen Teams entscheiden, wo sie in Zukunft spielen wollen: in der spanischen Liga oder in einem Nachbarland wie Italien, Frankreich oder der englischen Premier League". Figueras zufolge ist ein Ausscheiden Barças aus der Premier División also keinesfalls besiegelt. Tebas hatte jedoch bereits Anfang September betont, dass sich "Barça nicht aussuchen könnte", in welcher Liga sie spielen.

Für Barça wird der Sonntag in jedem Fall ein besonderer Tag. Parallel zur historischen Abstimmung empfängt der 24-malige Meister im altehrwürdigen Camp Nou UD Las Palmas. "Ganz offensichtlich wird das kein normaler Tag, sondern ein wichtiges in der Geschichte unseres Landes. Dennoch müssen wir uns auf das Fußballspiel besinnen", sagte Barças Vize-Präsident Jordi Cardoner. Ein Spiel, das eines der letzten Partien des Traditionsvereins in der Liga sein könnte, der er seit der Gründung im Jahr 1929 angehört.

Messi hält sich zurück

Gemeinsam mit den Erstligaklubs Espanyol Barcelona und FC Girona sowie den Zweitligisten Gimnastic Tarragona und FC Reus müsste Barca dann wohl in einer eigenen katalanischen Liga antreten. Der sportliche Wert wäre mehr als überschaubar. Würde sich der Freistaat Bayern von Deutschland abspalten und Bayern München künftig nur noch gegen den FC Augsburg, den FC Ingolstadt und den 1. FC Nürnberg spielen, nähmen die Superstars schließlich auch schnell Reißaus. Barças Top-Spieler wie der fünfmalige Weltfußballer Messi oder Deutschlands Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen hüllten sich bis dato beim Thema Referendum in Schweigen.

"Die katalanische Liga wäre in etwa wie die in den Niederlanden, die TV-Anstalten würden nicht mehr dieselben Summen wie derzeit zahlen", sagte Tebas: "Barcelona wäre sicherlich nicht länger ein großer europäischer Klub." Stichwort Europa: Auch die Champions-League-Teilnahme Barças wäre in Zukunft stark gefährdet, da der europäische Fußballverband UEFA Katalonien aufgrund der Querelen mit der spanischen Regierung wahrscheinlich zunächst nicht anerkennen würde.

Große Sorgen macht sich ausgerechnet Barças größter Rivale Real Madrid. "Ich kann mir die spanische Liga nicht ohne Barcelona vorstellen", sagte Real-Trainer Zinédine Zidane. Der Clásico wäre Geschichte - für alle Fans und den Weltfußball nach bislang 236 packenden Duellen eine Art Super-GAU. "Jetzt hoffe ich, dass das nicht passiert", sagte Zidane. Der Sonntag wird es zeigen.

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