05.04.2017 14:30 Uhr

Neymar: Der Magier im Schatten

Neymar (r.) steht oft im Schatten von Lionel Messi und Luis Suárez
Neymar (r.) steht oft im Schatten von Lionel Messi und Luis Suárez

Obwohl unbestritten wichtiger Part von Barças berühmten "MSN"-Sturm, hinkt Neymar - was die reine Trefferquote angeht - seinen Kollegen in dieser Saison deutlich hinterher. Der Zauberfuß ist mannschaftsdienlicher geworden und legt seinen kongenialen Partnern Lionel Messi und Luis Suárez eher auf, anstatt selber zu vollenden. Doch will er das überhaupt?

Es läuft die Nachspielzeit in Granada. Der große FC Barcelona gibt sich in Andalusien keine Blöße und führt mit 3:1, bis Paco Alcácer eine Hereingabe von rechts an den zweiten Pfosten bringt und Neymar Jr. trocken ins Netz versenkt. Ein scheinbar unbedeutender Treffer, der jedoch in den Medien hohe Wellen schlägt, ist es doch der 100. Pflichtspieltreffer Neymars im 177. Spiel für Barça.

Damit ist der Brasilianer gar schneller bei der 100-Tore-Marke angelangt als Teamkollege Leo Messi, der 188 Partien benötigte. Ein weiterer Beweis für Neymars außerordentliche Klasse? Wenn es nach der spanischen Presse geht, eher weniger.

Schließlich lief Neymar in dieser Spielzeit oftmals den Erwartungen hinterher und traf nicht mehr so konstant wie in den letzten beiden Jahren, in denen er je über 20 Saisontore in La Liga schoss. Kurz vor Saisonende steht der 25-Jährige bei neun Toren – weit weniger als Lionel Messi (25) und Luis Suárez (23). Dementsprechend kritisch wird er von der spanischen Presse beäugt, von "Mitläufer" war gar die Rede.

Vom Torjäger zum Vorbereiter

Dabei ist Neymar abseits der reinen Torquote weiterhin ein Eckpfeiler des Barça-Spiels, wie er auch gegen Granada bewies. In Abwesenheit des gesperrten Messi lag die Verantwortung auf den Schultern des Brasilianers – der löste die Aufgabe mit Bravour.

Seine linke Seite gehörte im Zusammenspiel mit Jordi Alba zu den unermüdlichen Aktivposten bei den Katalanen. "Neymar – líder" (Neymar - führt) titelte das Barça-Blatt "Mundo Deportivo" in Anspielung auf die neuen Führungsqualitäten des sonst so verspielten Linksaußen.

Der Clou: Der brasilianische Vorzeigeathlet hat sein Spiel in dieser Saison leicht verändert. Anders als in der Nationalmannschaft, wo er in Ermangelung eines Weltklasse-Torjägers meist selbst den Abschluss sucht, findet er sich im Barça-Spiel meist in der Rolle des Vorbereiters wieder. Mit 19 direkten Torvorlagen in allen Wettbewerben steht Neymar an der Spitze der fünf Topligen Europas.

Dazu kommt er in der entscheidenden Saisonphase immer besser in Fahrt und hat allein 2017 schon 11 Tore erzielt sowie 10 weitere vorbereitet. Dementsprechend euphorisch lobt ihn sein Coach Luis Enrique: "Neymars 100 Tore sind unglaublich. Er hat mit seinem Wechsel zu uns alles richtig gemacht und wird hoffentlich noch 900 Tore mehr für uns schießen."

Als Geldgeier verschrien

Der Wechsel zu Barça ist allerdings auch ein dunkler Fleck in Neymars Vita. Die Ungereimtheiten und Bestechungsvorwürfe beim Transfer 2013 nagen nach wie vor an seinem Image. Ebenso die erheblichen Steuernachzahlungen, die ihn und Messi immer wieder ins fadenscheinige Licht rücken.

Trotz Neymars wichtiger Rolle in Barcelona und seiner kürzlich erfolgten Vertragsverlängerung bis 2021 werden die Stimmen nicht leiser, die den Südamerikaner vor allem mit einem Wechsel auf die Insel in Verbindung bringen. ManUtd und Chelsea sollen bereit sein, die 200-Millionen-Euro-Ausstiegsklausel zu zahlen und zudem 25 Millionen Euro Nettogehalt im Jahr zu überweisen.

England als Sprungbrett?

Aber womöglich ist es nicht der schnöde Mammon, der ihn zu einem Wechsel bewegen könnte. In England wäre er bei jedem Verein der absolute und alleinige Superstar und könnte sein Spiel unabhängig von Größen wie Messi oder Suárez voll entfalten. Ist das Spiel einmal auf ihn zugeschnitten, könnte Neymar auch seinem Ziel, einmal den Ballon d'Or zu gewinnen, ein Stück näher kommen.

"Diese Auszeichnung ist eines meiner Ziele, aber ich habe keine Eile. Persönliche Auszeichnungen sind nicht mein Beweggrund, Fußball zu spielen", verharmlost Neymar die Angelegenheit in der Öffentlichkeit. Im Hintergrund soll der Neid auf Messi und Ronaldo allerdings durchaus eine Rolle spielen. Die kommende Transferperiode könnte also heiß werden.

Johann Mai

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