07.08.2015 15:30 Uhr

Ligue 1: Der Fußballgott und di Maria

Ángel di María bei der Vorstellung in Paris
Ángel di María bei der Vorstellung in Paris

Im Jahr vor der EM im eigenen Land schaut ganz Frankreich am Freitagabend gebannt nach Lille, wo der heimische OSC den amtierenden Meister Paris Saint-Germain zum Saisonauftakt empfängt (ab 20 Uhr im weltfussball Liveticker). Kaum jemand zweifelt ernsthaft an einer Titelverteidigung des schwerreichen Hauptstadtclubs, der sein Starensemble erst gestern prominent verstärken konnte. Stehen Ibrahimovic und Co. vor dem nächsten Alleingang?

„Paris, je t’aime“! Die Stadt der Liebe hat zweifellos ihre Reize - auch fernab des Fußballs. Als der argentinische Ballkünstler Ángel Di María seinen Vierjahresvertrag in der Modemetropole unterschrieb, werden Eiffelturm und Louvre jedoch eher eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Der Nationalspieler brach nach nur einem Jahr in Manchester seine Zelte auf der Insel wieder ab und zog weiter gen Paris. Knapp 63 Millionen Euro ließ sich der Serienmeister den Neuzugang kosten, der im Vorsommer als teuerster Transfer aller Zeiten in die Premier-League-Geschichtsbücher eingegangen war. Nun also PSG, der überaus ambitionierte Traditionsverein mit den Scheichmillionen. "Ich bin sehr stolz, die Farben von Paris tragen zu dürfen", schwärmte der 27-Jährige in einer ersten Stellungnahme. Kampfansagen ließen nicht lange auf sich warten: "Ich möchte jeden Wettbewerb, an dem wir teilnehmen, auch gewinnen". Auf nationaler Ebene dürfte das fast schon zur Pflichtaufgabe werden.

Die Konkurrenz rüstet ab, PSG rüstet auf

Herausforderer auf Augenhöhe sucht man in der höchsten französischen Spielklasse vergeblich. Die Mehrheit der 20 Erstligisten ist zum Sparen gezwungen, um den strengen Anforderungen des Finanzausschusses DCNG gerecht zu werden. Einstige Top-Clubs wie Bordeaux, Marseille und Lille stecken im Umbruch und mussten ihre Leistungsträger an zahlungskräftige Konkurrenten aus dem Ausland verkaufen. Nicht die besten Voraussetzungen, um Paris zu ärgern. Auch die beiden Champions-League-Teilnehmer Lyon und Monaco verfügen bei allem Talent in ihren Reihen nicht im Ansatz über die Qualität, die im Kader des Titelverteidigers schlummert. Steht folglich eine Saison voller Langeweile bevor?

Was die Meisterfrage betrifft, gilt eine Wachablösung an der Spitze jedenfalls als ausgesprochen unwahrscheinlich. Obwohl sich die katarischen Besitzer des Clubs in diesem Sommer auf dem Spielermarkt zurückhielten, wirkt der PSG-Kader noch stärker und variabler als im Vorjahr. Neben Königstransfer di Maria fand auch Ex- Eintracht-Schlussmann Kevin Trapp den Weg nach Paris und wird in Zukunft das Tor im Parc des Princes hüten. Ein grandioser Karrieresprung für den 25-Jährigen, der plötzlich mit Weltstars wie Thiago Silva und David Luiz auf dem Rasen steht. Und dann wäre da ja noch ein gewisser Herr Ibrahimovic, exzentrischer Ausnahmekönner mit Hang zu Eskapaden.

Der Fußballgott sorgt für Schlagzeilen

Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass der Schwede auch im Herbst seiner bewegten Laufbahn immer noch Schlagzeilen liefert. Kürzlich unterbrach er die Kalifornien-Reise seines Vereins, um Sports Illustrated in einem TV-Interview Rede und Antwort zu stehen. Mit nur einem einzigen Wort sollte der selbsternannte Fußballgott seine Einschätzung bezüglich einiger prominenter Kollegen abgeben. Während Lionel Messi von ihm als „Brillant“ geadelt wurde, blieb für Ballon d'Or-Gewinner Cristiano Ronaldo nur ein läppisches "Gut". Ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse.

Mit seinem Verhalten spaltet Ibrahimovic die Grande Nation: Die Franzosen halten den Stürmer von PSG unbestritten für einen überragenden Fußballer, sein Image wird allerdings immer schlechter. Der 33-Jährige polarisiert wie kaum ein anderer. Die französische Sportzeitung "L'Equipe" hat diese These kürzlich in einer Umfrage mit Zahlen untermauert. 42 Prozent der Befragten bezeichneten den schwedischen Nationalspieler als guten Fußballer, aber 49 Prozent als schlechtes Vorbild. Das Enfant Terrible löste im März einen kleinen Skandal aus, als er Frankreich nach einer Ligapleite als "Scheißland" bezeichnete. Ein Ausrutscher, der Spuren hinterlassen hat. Zudem kokettierte Ibrahimovic, dessen Vierjahresvertrag bei Paris St. Germain 2016 ausläuft, zuletzt häufig mit einem vorzeitigen Abschied aus Frankreich.

Mit dem Wundertrio zum CL-Titel?

Nichtsdestotrotz ist der sportliche Wert des baumlangen Angreifers unbestritten. PSG-Coach Laurent Blanc baut auch in Zukunft auf die Dienste des Schweden: „Wir wollen und werden ihn nicht hergeben“.  Der Weltmeister von 1998 will mit seiner Truppe in der kommenden Spielzeit endlich auch international nach Titeln greifen. Zuletzt war drei Mal in Folge im Viertelfinale der Königsklasse Endstation, nun soll mit Hilfe des neuen Wundertrios aus „Ibrakadabra“, Edinson Cavani und di Maria der große Wurf gelingen.

Zunächst steht aber der Ligaauftakt auf dem Programm. Lille statt Lissabon, Bastia statt Barcelona. Alles andere als ein Erfolg beim OSC, der unter seinem neuen Trainer Hervé Renard noch im Umbau steckt, käme einer Enttäuschung gleich. Wohl dem, der den Fußballgott in seinen Reihen hat.

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Heiko Lütkehus

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