04.06.2025 06:34 Uhr

0:6 "empfindlichste" ÖFB-Frauen-Niederlage

El Sherif wurde Trost gespendet
El Sherif wurde Trost gespendet

Österreichs Frauen-Nationalteam hat am Dienstag in Wien ungewollt Geschichte geschrieben. Das 0:6 gegen Deutschland zum Abschluss der Nations-League-Gruppenphase war die höchste Niederlage für die seit 1990 tätige ÖFB-Auswahl. Die erste Halbzeit mit sechs Gegentoren wird lange in Erinnerung bleiben. "Es war die empfindlichste Niederlage. Sie haben unheimliche Qualität und wir sind uns ein bisschen hilflos vorgekommen", sagte Mittelfeldspielerin Laura Feiersinger.

Die Misere wurde schon nach weniger als 15 Sekunden eingeleitet. Sydney Lohmann (1., 39.) traf da erstmals. Lea Schüller (9.) legte früh nach. Während auf der anderen Seite Chancen liegen gelassen wurden, schoss sich der Weltranglistendritte in einen Rausch, Selina Cerci (26.), die überragende Klara Bühl (31.) und Laura Freigang (43.) durften sich auch feiern lassen. Die Gastgeberinnen hatten keinen Zugriff, kamen nicht in die Zweikämpfe. "Es war gesamt als Team ein Versagen. Unser Plan ist von der ersten Sekunde in die Hose gegangen. Das tut echt weh", sagte Linksverteidigerin Verena Hanshaw.

"Kopflose" ÖFB-Frauen

Vor allem auch, wenn man bedenkt, dass es das ÖFB-Ziel gewesen ist, im Gegensatz zum 1:4 in Nürnberg länger als 60 Minuten voll dagegenzuhalten. "Wir waren erste Halbzeit weit weg von dem, was wir leisten können", meinte ÖFB-Teamchef Alexander Schriebl. Nach dem 0:2 sei seine Truppe auch "ein bisschen kopflos" geworden. Zudem sei man "gegen den Ball nicht stabil" gewesen, um gegen die Wucht der Deutschen erfolgreich ankämpfen zu können.

Die vier Änderungen in der Startelf gegenüber dem 1:0-Erfolg in Glasgow am Freitag verfehlten ihre Wirkung. "Die vier haben nicht alleine gespielt. In Wahrheit wissen wir nicht, was sonst passiert wäre. Ich möchte es nicht so stark auf die Änderungen runterbrechen, das wäre unfair", sagte Schriebl. Stützen wie Torfrau Manuela Zinsberger oder Kapitänin Sarah Puntigam kamen nicht zum Zug, Annabel Schasching und Lilli Purtscheller erst zur Pause.

Bei El Sherif überwog Freude über Debüt

Zu ihrem Debüt im Tor kam Mariella El Sherif. Die 20-Jährige sah nur bei Lohmanns Weitschuss schlecht aus, zeigte sonst starke Paraden. "Es ist nicht an ihr gelegen", betonte Schriebl. Er wollte seine Nummer zwei im Hinblick auf die Zukunft unter Wettkampfbedingungen sehen. "Das ist für ihre Entwicklung wichtig." El Sherif hatte am Montag von ihrem Premiereneinsatz erfahren. "Ich war kaum nervös und habe probiert, alles reinzuhauen. Sechs Tore sind bitter, aber es überwiegt, dass ich zu meinem Debüt gekommen bin", resümierte die Torfrau von Carl Zeiss Jena.

Mit sechs Toren Unterschied hatte Österreich zuvor nie verloren, das bitterste war das 2:7 gegen England in einem Test am 23. Februar 2024 in Algeciras gewesen. "Es hat sich ein bisschen wie das England-Spiel angefühlt, da waren wir auch in allen Bereichen unterlegen", sagte Feiersinger. Schriebl wollte das Debakel weder unter- noch überbewerten, er verzichtete nach Schlusspfiff auf eine Analyse im Kreise des Teams. "Wir machen das nicht jetzt, werden uns in einem anderen Rahmen treffen", gab der ÖFB-Teamchef Einblick.

Play-off als nächste Aufgabe

Die Spielerinnen verwiesen auf die Moral nach der Pause und wollten sich nicht unterkriegen lassen. "Ich glaube nicht, dass uns das groß nach hinten wirft. Abhaken, daraus lernen und im Herbst wieder angreifen", gab die diesmal als Kapitänin eingelaufene Sarah Zadrazil die Marschroute vor. Und Hanshaw ergänzte: "Die eine Niederlage soll nicht alles, was wir geleistet haben, in den Schatten stellen." Durch Rang drei in der Gruppe A1, der durch zwei 1:0-Siege gegen Schottland sichergestellt wurde, wurde das Minimalziel Play-off-Einzug erreicht.

Der Gegner im Kampf um den Erhalt der Liga A wird am Freitag (13.00 Uhr) in Nyon ausgelost. Nimmt man die Weltrangliste her, so wäre Nordirland (44.) der leichteste, weitere mögliche Konkurrenten sind Finnland (25.), Irland (26.) und Tschechien (30.). Schriebl wollte keinen Wunschgegner nennen. "Wir schauen, was kommt. Es wird an uns liegen, ob wir die Aufgabe meistern", betonte der 46-Jährige, der die Auslosung vor Ort mitverfolgt. Seine Spielerinnen sind da schon im Urlaub. "Es war eine lange Saison, gut, dass der Urlaub jetzt kommt", sagte Zadrazil.

apa

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