08.10.2005 23:00 Uhr

Klinsmann kämpft um Türkei-Einsatz von Podolski

Istanbul (dpa) - Jürgen Klinsmann hat auf das Murren seiner stark belasteten Nationalspieler reagiert und nach der Ankunft im angenehm warmen Istanbul überraschend Erholung statt Training verordnet.

Denn der Bundestrainer braucht am 8. Oktober im Hexenkessel Olympiastadion gegen die Türkei eine Mannschaft, die 90 Minuten Gas geben kann. «Wir erwarten einfach ein sehr lebhaftes und schweres Spiel. Die Türkei hat eine der besten Nationalmannschaften in Europa. Ein Kaliber, mit dem man sich messen will in einer verrückten Atmosphäre», sagte Klinsmann. Zwei Tage vor der Begegnung reiste der DFB-Tross von Hamburg in die 12-Millionen-Einwohner-Metropole am Bosporus. Der Chef der WM-Mission betonte auf dem dreistündigen Flug: «Wir sind mit dem Selbstbewusstsein hier, gewinnen zu wollen.»

Die hohe Erwartungshaltung unterstrich auch Teammanager Oliver Bierhoff. «Das heiße Ambiente in der Türkei ist hilfreich bei der Entwicklung der jungen Mannschaft. Wir erwarten, dass wir wieder einen aggressiven, offensiven Fußball spielen und uns nicht verstecken.» Um diese Vorgabe im drittletzten Auswärtsspiel vor der WM besser umsetzen zu können als zuletzt beim 0:2 in der Slowakei, hatten die Spieler eine Reduzierung der Trainingsbelastung angeregt. «Die Beine sind schon ein bisschen müde», bestätigte Sebastian Deisler nach den zweitägigen Fitnesstests, einer harten Übungseinheit und einem 70-minütigen Trainingsspiel am Abend vor der Türkei-Reise gegen die A-Jugend des Hamburger SV (6:0). «Ich denke nicht, dass wir noch sehr viel Gas geben im Training», vermutete Deisler.

Der Münchner behielt prompt Recht. Die für den Ankunftsabend angesetzte Trainingseinheit im Stadion «Ali Sam Yen» wurde abgesetzt. Stattdessen bat Klinsmann im Wellness-Komplex des Mannschaftshotels «Cirigan Palace» zu aktiver Erholung. «Es wurde in dieser Woche sehr intensiv trainiert. Da außerdem die ersten Ergebnisse der Fitnesstests vorliegen, wurden für jeden Spieler gezielte Trainingsangebote gemacht», bemerkte Klinsmann zu der individuellen Spiel-Vorbereitung im ehemaligen Sultans-Palast.

Besonders intensiv gepflegt wurde Lukas Podolski. Die medizinische Abteilung lässt nichts unversucht, um den am Oberschenkel verletzten Top-Stürmer bis zum Anpfiff fit zu bekommen. Eine Vorentscheidung wird aber frühestens am Abend vor dem Spiel fallen, nachdem Podolskis angegriffene Muskulatur in Deutschland nicht zu stark belastet worden war. «Wir hoffen, dass Lukas beim Abschlusstraining hundertprozentig belastbar ist. Dann wird er auch am Samstag spielen», kündigte Assistenztrainer Joachim Löw in Istanbul an.

Sollte Podolski den Wettlauf mit der Zeit nicht gewinnen, würde neben Kevin Kuranyi vermutlich der Gladbacher Oliver Neuville in seinem 50. Länderspiel stürmen. Ausfallen wird dagegen nach Kapitän Michael Ballack und Stürmer Miroslav Klose auch Robert Huth. Der Abwehrspieler habe «relativ große muskuläre Probleme», so Löw: «Stand heute ist: Er kann nicht spielen.»

Dass beim Härtetest gegen den WM-Dritten, der sich gegen die Deutschen auf das entscheidende WM-Qualifikationsspiel am 12. Oktober in Albanien einstimmen will, die Leistungsträger Ballack und Klose fehlen, sieht Ersatz-Kapitän Oliver Kahn als Bewährungs-Chance: «Das zeigt auch, was vor der WM passieren kann. Mit diesen Dingen müssen wir fertig werden und auf alles eine Lösung haben.» Den Ausfall von Ballack will Klinsmann mit der Bremer Lösung kompensieren: Torsten Frings dürfte den defensiveren, Tim Borowski den offensiveren Part im zentralen Mittelfeld übernehmen.

«Der Vergleich mit Ballack schmeichelt mir schon, aber er ist auch übertrieben. Michael ist einer der komplettesten Spieler der Welt», sagte der 25-jährige Borowski, der sich zuletzt im DFB-Team mit einer Torvorbereitung beim 2:2 in den Niederlanden und seinem ersten Länderspiel-Treffer beim 4:2 gegen Südafrika in der Hierarchie nach oben gearbeitet hat. «Ich bin einen Tick selbstbewusster geworden. Ich traue mir mehr zu in der Mannschaft. Mein Ziel ist es, Schritt für Schritt in die Stammformation zu kommen.»

Die voraussichtliche Aufstellung:

Kahn - Owomoyela, Sinkiewicz, Mertesacker, Jansen - Frings - Schneider, Schweinsteiger - Borowski - Kuranyi, Podolski (Neuville)

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