19.12.2004 14:00 Uhr

Große Rotation gegen Südkorea

Busan (dpa) - Neues Land, neuer Gegner, neue deutsche Mannschaft: Jürgen Klinsmann plant für das zweite Testspiel der Asienreise in Busan gegen Südkorea die große Rotation.

Aus der Sieger-Elf von Japan soll in der Neuauflage des WM-Halbfinals von 2002 die Hälfte der Feldspieler ausgewechselt werden. «Wir werden schon variieren und versuchen, die Belastung in Grenzen zu halten», sagte der Fußball-Bundestrainer, der sein Personal nach dem Erfolg von Yokohama und der nächtlichen Weiterreise in die südkoreanische Hafenstadt ausspannen läßt.

Abgesehen von einer 90-minütigen Bewegungstherapie im Fitness-Center des Fünf-Sterne-Teamquartiers haben die Spieler Gelegenheit, die Wintersonne beim Strandspaziergang zu genießen, auf Einkaufs-Tour zu gehen oder einfach nur mal auszuschlafen. Derweil zieht Klinsmann eine hochzufriedene Zwischenbilanz der Asientour und seiner jungen Amtszeit. «Lasst uns nur mal ein paar Monate zurückdenken: Wir haben davon gesprochen, dass wir uns Schritt für Schritt weiter entwickeln möchten, und ich glaube, da hat sich wahnsinnig viel getan. Das gibt ein Stückchen Kraft und Stärke», sagte der 40-Jährige: «Wir sind hochzufrieden, dass die Jungs so zielstrebig an der Sache arbeiten.»

Dies geht nach Klinsmanns Beobachtung inzwischen schon so weit, dass trotz der langen Bundesliga-Hinrunde und der großen Reise-Strapazen keiner seinen Platz freiwillig räumen will: «Wir wissen, die Spieler wollen nicht runter. Sie sind heiß darauf zu spielen. Aber das spricht für die Gruppe, die Spieler sind heiß darauf zu spielen.» Vervollständigt wurde die Reisegruppe durch das Stuttgarter Quartett Andreas Hinkel, Kevin Kuranyi, Philipp Lahm und Timo Hildebrand. Mit Ausnahme des Torwarts, der erst zum Abschluss am Dienstag in Thailand eingesetzt wird, soll das Trio am Sonntag dabei sein. Die Debütanten Patrick Owomoyela und Christian Schulz werden dafür ebenso ins zweite Glied rücken müssen wie Lukas Podolski.

Die erste Bewährungsprobe in der Klinsmann-Ära winkt zudem dem Berliner Verteidiger Arne Friedrich, für den der aufstrebende Per Mertesacker von Hannover 96 oder Routinier Christian Wörns Platz machen muss. Der 32-jährige Dortmunder meldete sich trotz einer Augenbrauenverletzung einsatzbereit, dagegen klagt der Wolfsburger Angreifer Thomas Brdaric weiter über eine Fußblessur. Da zudem die Rückkehr vom 4-3-3-Angriffssystem auf die bewährte 4-4-2-Taktik geplant ist, dürfte auch Gerald Asamoah eine schöpferische Pause erhalten. Auf den vakanten Platz spekulieren Bastian Schweinsteiger (FC Bayern München) und der Bremer Tim Borowski.

«Für uns ist schön zu sehen, dass da schon viel Stärke ist dieser Mannschaft, dass sich da schon ein Fundament entwickelt hat. Es hat sich ein Mannschaftsgeist, eine Stimmung, eine Atmosphäre entwickelt», lobte Klinsmann. Demonstrativ betonte der 40-Jährige dabei die Vorbild-Rolle des zuletzt durch sportliche Fehlgriffe und verbale Angriffe in die Schlagzeilen geratenen Oliver Kahn. «Ich habe vor der Mannschaft gesagt: Oliver, an Dir kann man sich aufrichten. Was auf dich einstürzt, nicht nur die letzten Monate, sondern in gewissen Phasen deiner Karriere, davon können viele andere profitieren», berichtete der Bundestrainer: «Dass er seinen Mann steht auf dem Platz, steht für uns außer jeder Frage.»

Der größte Verantwortungs- und Hoffnungsträger im Team ist aber längst nicht mehr der von Klinsmann abgelöste Kapitän, sondern dessen Nachfolger. Michael Ballack habe seit seiner Berufung zum neuen Spielführer der DFB-Auswahl «eine sehr interessante persönliche Entwicklung» durchgemacht, bemerkte Klinsmann nicht ohne Stolz.

«Wir haben uns von dieser Ernennung zum Kapitän versprochen, dass er das Zepter noch intensiver in die Hand nimmt auf dem Spielfeld. Aber wir haben uns auch erhofft, dass er dieser Mannschaft einen Führungsstil gibt, der angenehm ist und auf das Wohl der Mannschaft orientiert ist. Das hat er gemacht, vom ersten Moment an», beurteilte der Bundestrainer den Werdegang des 28-Jährigen, der in Südkorea sein 50. Länderspiel bestreitet. Auf dem Feld der uneingeschränkte Leader, will Ballack von einer Chefrolle nichts wissen: «Mit dem Wort Chef kann ich mich nicht identifizieren, das passt nicht zum Fußball.»

Über die sportliche Zielsetzung in Busan machte Klinsmann eine klare Ansage: «Als Sportler willst du immer gewinnen. Das ist eine Grundkonstellation, dafür sind wir Deutschland.»

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