07.09.2005 23:30 Uhr

Deutscher 4:2-Sieg gegen den Abwärtstrend

Bremen (dpa) - Mit dem ersten Dreierpack seiner Länderspiel-Karriere hat Lukas Podolski den Abwärtstrend der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gestoppt und Erinnerungen an die Torflut beim Confederations Cup geweckt.

Der erstmals in dieser Saison von Beginn an spielende Kölner war beim 4:2 (1:1) gegen Südafrika in Bremen die überragende Figur im deutschen Team, das in der Offensive an alte Zeiten erinnerte, jedoch in der Defensive noch keine Fortschritte nachwies. Vor 28 100 Zuschauern im Weserstadion traf außer dem überragenden Podolski (12./48./55.) auch noch der Bremer Tim Borowski (47.) zu seinem ersten Länderspiel-Tor. Shaun Bartlett (26.-Foulelfmeter) und Benedict McCarthy (49.) bestraften Nachlässigkeiten der deutschen Abwehr erneut mit zwei Gegentoren.

Für Jürgen Klinsmann war die Partie wieder ein Schritt in die richtige Richtung: «Wir sind sehr zufrieden mit der Mannschaft. Marcell Jansen war schon in der Slowakei ordentlich, heute hat er noch einen draufgesetzt. Lukas Podolski hat eine Galavorstellung abgeliefert», hob der Bundestrainer zwei Spieler besonders hervor. «Die Mannschaft hat eine gute Reaktion gezeigt. Im Spiel hat es wieder den einen oder anderen Rückschlag gegeben, aber wir haben dagegen gehalten», lobte Kapitän Michael Ballack seine Kollegen.

Das erste Heimspiel seit dem Confederations Cup brachte nach verkrampfter erster Halbzeit mit vielen Unsicherheiten die erhoffte Rückkehr des Spaßfußballs mit Toren fast im Minutentakt. Das war vor allem ein Verdienst von Podolski, der im Zusammenspiel mit seinem Lieblingspartner Bastian Schweinsteiger regelrecht aufblühte, seine Länderspiel-Treffer acht bis zehn markierte und Borowski das Tor zum 2:1 mustergültig auflegte. Besonders sehenswert war der Treffer des 20-jährigen Kölners zum 4:2, als er ein Zuspiel Schweinsteigers aus dem Stand verwertete. Bei seiner Auswechslung 13 Minuten vor Schluss wurde der Matchwinner mit Ovationen verabschiedet.

Bis zur Pause hatte sich die durch den Einbau von vier Youngstern radikal verjüngte deutsche Elf mit einem Durchschnittsalter von 24,1 Jahren allerdings vergeblich um Wiedergutmachung für die schwachen Auftritte in Rotterdam und Bratislava bemüht und ließ es in kritischen Situationen an Sicherheit und vor allem Reife fehlen. Der Mangel an Erfahrung wurde vor allem nach dem Ausgleich deutlich, als phasenweise jede Ordnung verloren ging.

Die Abwehr, schon in der Slowakei die größte Problemzone im deutschen Spiel, bestand gleich ihre erste Prüfung nicht und wies auch in veränderter Zusammensetzung Lücken auf. Per Mertesacker verschuldete erneut einen Elfmeter und auch seine Nebenleute waren nicht immer im Bilde. Dabei hinterließ der Kölner Lukas Sinkiewicz, mit nur sieben Bundesliga-Einsätzen ins DFB-Trikot berufen, mit seiner ruhigen, abgeklärten Art noch den besten Eindruck. Der Gladbacher Marcell Jansen, ebenfalls zum ersten Mal in der Startelf, hatte vielversprechende Aktionen nach vorne, aber auch große Mängel in der Defensivarbeit.

Auffälligster Akteur in der Schaltzentrale war Schweinsteiger, der Ballack klar an Wirkung übertraf. Während Lokalmatador Tim Borowski mit seiner Zweikampfstärke zu überzeugen wusste, wirkte Sebastian Deisler, vier Tagen zuvor einer der Aktivposten, ausgesprochen fahrig und leistete sich teils haarsträubende Abspielfehler. Nach der Pause wurde der Münchner von Bernd Schneider abgelöst.

Das dritte Länderspiel gegen die in der Qualifikation für die WM 2006 gescheiterten Südafrikaner stand von Beginn an im Zeichen der deutschen Mannschaft, die sich gleich um druckvolles Spiel bemühte. Schon nach 12 Minuten war Podolski erfolgreich. Nach einem präzisen Pass seines Sturmkollegen Miroslav Klose überwand der 20-Jährige Südafrikas Keeper Hans Vonk mit einem gekonnten Heber. Doch schon nach 26 Minuten war die Hoffnung, endlich wieder ein Länderspiel ohne Gegentor zu überstehen, geplatzt. Nach einem Ballverlust von Jansen wusste sich Mertesacker gegen den in den Strafraum eindringenden Bielefelder Sibusiso Zuma nur noch mit einem plumpen Foul zu helfen. Bartlett verwandelte den Strafstoß unhaltbar zum Ausgleich.

Mit einem Doppelschlag zu Beginn der zweiten Halbzeit stellte die deutsche Mannschaft dann die Weichen auf Sieg. Nach Zuspiel von Podolski traf Borowski zum 2:1. Nur 60 Sekunden später setzte sich der kaum zu haltende Kölner im Strafraum energisch durch und traf zum dritten Tor ins Schwarze. Aber schon im Gegenzug nutzte McCarthy eine neuerliche Nachlässigkeit im Deckungszentrum mit dem zweiten Gegentor. Mit dem dritten Treffer des Tages erhöhte Podolski wenig später seine Ausbeute auf zehn Tore in den letzten zehn Länderspielen.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten