17.08.2005 23:30 Uhr

DFB-Team verhindert Fehlstart in die WM-Saison

Rotterdam (dpa) - Mit einer furiosen Aufholjagd hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft einen Fehlstart in die WM-Saison verhindert.

Nach einer desolaten ersten Halbzeit und einem 0:2-Rückstand erkämpfte das Team von Bundestrainer Jürgen Klinsmann in Rotterdam im Prestige-Duell gegen den Erzrivalen Niederlande immerhin noch ein 2:2 (0:1). Nach dem Anschlusstor durch Michael Ballack (49.) sorgte «Joker» Gerald Asamoah (80.) für den glücklichen Ausgleich. Zur Pause hätte es vor 45 500 Zuschauern im nicht ausverkauften Stadion «De Kuip» allerdings bereits 0:3 oder 0:4 stehen können. Der überragende Arjen Robben (3./46.) bestrafte zwei von zahlreichen Schnitzern der deutschen «Seniorentruppe» mit den Rückkehrern Dietmar Hamann und Christian Wörns, die lange Zeit ihre schwächste Leistung in Klinsmanns Amtszeit bot.

Von jenem Schwung und jener Spielfreude, die das Klinsmann-Team noch während des Confederations Cups ausgezeichnet hatten, war in Rotterdam nichts mehr zu sehen. Vielmehr erinnerte der Auftritt der überraschend defensiv aufgestellten Mannschaft häufig auf geradezu fatale Weise an jenen statischen Fußball, der bei der EURO 2004 in Portugal mit der vorzeitigen Heimreise bestraft worden war. Auch nominell ähnelte das mit einem Altersdurchschnitt von fast 28 Jahren älteste deutsche Team in der Ära Klinsmann dem aus Rudi Völlers Amtszeit, denn bis auf Per Mertesacker und Miroslav Klose schickte der Bundestrainer jene Spieler auf den Rasen, die bereits am 15. Juni 2004 in Porto beim 1:1 gegen den Erzrivalen mit von der Partie waren.

Besonders im Blickpunkt standen dabei zwei Rückkehrer, die der Defensive allerdings keine Stabilität verliehen und zu Verlierern des Abends wurden: Hamann, erstmals seit Klinsmanns Amtsantritt wieder dabei, wirkte wie ein Fremdkörper und brachte keine Impulse. Abwehr-Routinier Wörns leistete unfreiwillig die Vorarbeit zum 0:1 und sah auch beim zweiten Tor schlecht aus. Bernd Schneider unterstrich mit seiner Leistung gegen Robben erneut, dass er auf der für ihn ungewohnten linken Abwehrseite überfordert ist.

Ballack war im Mittelfeld stets bemüht, die Fäden in die Hand zu bekommen, blieb aber gegen das Talent Hedwiges Maduro ohne die ganz große Wirkung. Immerhin stellte der Kapitän seine Torgefährlichkeit unter Beweis und erzielte sein 29. Länderspiel-Tor. Die Abwesenheit des Kölners Lukas Podolski konnten indes weder Klose noch Kevin Kuranyi nutzen, um für einen Stammplatz Werbung in eigener Sache zu betreiben. Erst Klinsmanns Einwechslung jüngerer Spieler im zweiten Durchgang wendete das Blatt.

Die deutsche Mannschaft hatte sich auf dem Platz kaum orientiert, da lag sie bereits in Rückstand. Nach gerade einmal 2:47 Minuten nahm Robben eine zu kurz geratene Kopfball-Abwehr von Wörns auf und zirkelte den Ball aus 15 Metern in den Winkel. Danach kam das «Oranje»-Spiel erst richtig auf Touren, und die Deutschen sahen ihren Gegenspielern meist staunend hinterher. Nach einer Musterkombination mit Robben, der Schneider und Hamann stehen ließ, verpasste Ruud van Nistelrooy (15.) frei vor Kahn das sicher scheinende 2:0. Anschließend verhinderte die Latte bei einem Heber von Danny Landzaat (19.) den frühen K.o.-Schlag für die DFB-Elf.

Auf der Gegenseite verlebte Edwin van der Sar, der vor der Partie für 100 Spiele im Tor der «Oranjes» ausgezeichnet wurde, einen geruhsamen Abend. Denn bis auf einen Kopfball von Ballack (21.) hatte die deutsche Mannschaft in der Offensive lange Zeit nichts zu bieten. Nach 30-minütiger Konfusion erkämpfte sich das Team zwar dank der Laufstärke von Ballack und Frings ein optisches Gleichgewicht, doch spielerisch konnte es den Niederländern zu keiner Phase das Wasser reichen. Dass es zur Pause nur 1:0 für die Gastgeber stand, hatten die «Klinsmänner» auch Dirk Kuijt zu verdanken, der seinen Kopfball (35.) unbedrängt neben das Tor setzte.

Auf die schlechtesten 45 Minuten seiner Amtszeit reagierte Klinsmann mit den Einwechslungen von Gerald Asamoah und Sebastian Deisler, doch schon 42 Sekunden nach Wiederbeginn warf ein weiterer Patzer von Wörns das Team noch weiter zurück. Der Dortmunder griff Robben nicht energisch genug an und der 21-Jährige vom FC Chelsea traf aus halblinker Position zum 2:0. Doch diesmal blieb die deutsche Mannschaft die Antwort nicht schuldig. Nach einem Eckball war Ballack trotz Behinderung zum Anschlusstor erfolgreich und hielt die Partie damit offen. Doch auf wessen Seite auch weiterhin die spielerischen Vorteile lagen, zeigte der Slalomlauf von Robben (62.) durch die deutsche Abwehr, dem nur die Krönung in Form des 3:1 versagt blieb. Eine Energieleistung von Tim Borowski, der Asamoah das 2:2 auflegte, bescherte dem DFB-Team dann den nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich.

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