"Historische" Heidenheimer starten Europa-Abenteuer
Der 1. FC Heidenheim spielt erstmals international. Gegen den BK Häcken aus Schweden will sich der "Dorfklub" für die Gruppenphase der Conference League qualifizieren.
Eine Reise nach Göteborg sorgt in Heidenheim normalerweise nur noch für Schulterzucken. Ein Champions-League-Finale in Barcelona, eine internationale K.o.-Runde in Prag - das sind die Kaliber, mit denen sie sich an der Brenz normalerweise herumschlagen. Und doch ist der Trip nach Schweden etwas Besonderes: Weil es diesmal eben nicht der siebenmalige deutsche Baseball-Meister Heidenheim Heideköpfe ist, der auf Tour geht. Sondern der noch junge Fußball-Bundesligist 1. FC Heidenheim.
Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte bestreiten Heidenheims Fußballer am Donnerstag (19.00 Uhr) ein internationales Pflichtspiel. Das Play-off-Hinspiel in der Conference League beim BK Häcken sei "etwas Historisches", schwärmte Trainer Frank Schmidt im ZDF. Mit einer "unglaublichen ersten Bundesliga-Saison", die mit Platz acht geendet hatte, qualifizierte sich Heidenheim erstmals für einen europäischen Wettbewerb. Und "natürlich" soll es nicht bei zwei Play-off-Partien bleiben.
"Im Leben", sinnierte Schmidt, habe man schließlich "nicht allzu oft die Chance, als Fußballer oder Trainer international zu spielen." Schwer nachzuvollziehen sei für ihn dementsprechend der Gedanke, Heidenheim könne wegen der schwierigen und vor allem ungewohnten Dreifachbelastung doch die Conference League abschenken. Darüber, sagte Schmidt dem "kicker", könne er "nur sehr verwundert mit dem Kopf schütteln".
Dabei kommt diese Idee nicht von ungefähr. Mehr Spiele, längere Auswärtsreisen, dazu der Abgang von zahlreichen Leistungsträgern: Schmidt wird in der kommenden Saison vieles moderieren müssen. Doch auch für seine neu formierte Mannschaft gelte nun einmal dasselbe wie für alle anderen: "Wir spielen doch Fußball, um uns zu messen", sagte der 50-Jährige. In der Conference League winken Gegner wie der FC Chelsea, die AC Florenz oder Betis Sevilla.
Die Tatsache, dass man im Sommer zweifelsfrei "sehr viel Qualität verloren" habe, ist aber auch Schmidt bewusst. Gerade die Offensive müsse nach den Abgängen von Jan-Niklas Beste (Benfica Lissabon), Eren Dinkci (SC Freiburg) und Tim Kleindienst (Gladbach) "im Prinzip neu aufgestellt werden", sagte er. Zumindest der Saisonstart darf die Heidenheimer aber vorsichtig optimistisch stimmen.
Im Pokalspiel beim Regionalliga-Aufsteiger FC 08 Villingen (4:0) wussten allen voran die Offensiv-Neuzugänge Maximilian Breunig und Paul Wanner zu überzeugen. Die Spieler hätten "gezeigt, dass wir uns immer mehr finden und schon eine gewisse Qualität entwickelt haben", lobte Schmidt und ergänzte mit Blick auf die Duelle mit dem BK Häcken: "Wir sind selbstbewusst, dass wir uns in zwei Spielen durchsetzen können."
Damit die Reise schon bald nach London oder Florenz geht - und nicht mehr "nur" nach Göteborg.