25.08.2023 13:05 Uhr

Kuss-Skandal: Spaniens Verbandschef lehnt Rücktritt ab

Luis Rubiales tritt nicht als RFEF-Präsident zurück
Luis Rubiales tritt nicht als RFEF-Präsident zurück

Trotz seines übergriffigen Verhaltens beim WM-Finale tritt Luis Rubiales nicht zurück. Stattdessen verteidigte sich der spanische Verbandschef - und attackierte seine Kritiker.

Erst verteidigte Luis Rubiales voller Überzeugung sein übergriffiges Verhalten, er attackierte seine Kritiker frontal für "falschen Feminismus" - und schlüpfte dann auch noch in die Opferrolle. "Ich werde nicht zurücktreten", brüllte der spanische Verbandschef in einer bizarren Wutrede gleich fünfmal in Richtung all jener, die nach dem Kuss-Skandal beim WM-Finale seinen Rücktritt gefordert hatten.

Der Druck, den Spielerinnen, Verbände und selbst die höchsten spanischen Regierungskreise in dieser Woche auf ihn ausgeübt hatten, sei schließlich nur der Versuch einer "öffentlichen Hinrichtung" gewesen. Er wolle aber bis zum Ende kämpfen, stellte der 46-Jährige klar, nachdem er Nationalspielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung nach dem Endspiel gegen England (1:0) fünf Tage zuvor unvermittelt auf den Mund geküsst hatte.

Bei der außerordentlichen Generalversammlung des spanischen Fußballverbandes RFEF in Madrid gab es im Saal Applaus und Standing Ovations, Rubiales warf Kusshände ins Publikum - und relativierte sein Verhalten. Es sei "ein spontaner, gegenseitiger und einvernehmlicher Kuss" gewesen, sagte der Verbandschef mit Blick auf die Szene mit Hermoso (33), die am Vortag Konsequenzen gegen Rubiales gefordert hatte.

Die empörten Reaktionen folgten prompt. Yolanda Diaz, Spaniens zweite Vize-Ministerpräsidentin, forderte, die Regierung müsse dringend handeln: "Die Straffreiheit für Macho-Aktionen ist vorbei", schrieb sie bei X: "Rubiales darf nicht weiter im Amt bleiben." Ligaboss Javier Tebas meinte: "Die Liste der Frauen und Männer, die in den letzten Jahren von Luis Rubiales beleidigt wurden, ist zu lang, das muss aufhören."

Der wiederum schimpfte über "falschen Feminismus". Es gebe Personen, die "eine Hinrichtung" vorbereiten, "um sich eine Medaille umzuhängen und zu sagen, dass sie Fortschritte machen", sagte er - und fragte provokant: "Um Himmels willen, was werden die Frauen denken, die wirklich sexuell missbraucht wurden?" Er verdiene die "Jagd" nicht, unter der er seit seinem Amtsantritt im Jahr 2018 leide.

Seit Donnerstag beschäftigt sich jedoch auch die FIFA mit dem Fall. Der Weltverband eröffnete ein Disziplinarverfahren und prüft einen möglichen Verstoß gegen Artikel 13 des eigenen Reglements. Rubiales sitzt zudem im UEFA-Exekutivkomitee, die Europäische Fußball-Union schweigt allerdings bislang.

Hermoso hatte nach dem Vorfall in Sydney in einem Instagram-Livestream gesagt, dass ihr die Aktion "nicht gefallen" habe. Später veröffentlichte der Verband eine Mitteilung mit relativierenden Zitaten von ihr, Berichten zufolge soll sie zu den Aussagen gedrängt worden sein. Unter der Woche setzte sich Hermoso dann aber in einer Stellungnahme mit der Spielerinnengewerkschaft Futpro zur Wehr.

Zumal die Kuss-Szene nicht der einzige belastende Vorfall war. Der Top-Funktionär, aufgrund von anderen Skandalen ohnehin nicht als Heiliger beleumundet, griff sich gar auf der Ehrentribüne nur wenige Meter entfernt von Spaniens Königin Letizia enthemmt jubelnd in den Schritt. Dafür bat Rubiales um Entschuldigung: "Ich war so emotional, dass ich die Kontrolle verloren habe und meine Hände dorthin genommen habe."

Offen war vor der Versammlung auch, wie es mit Jorge Vilda weitergehen würde. Die Vorgeschichte auf dem Weg zum WM-Titel ist schließlich nicht vergessen, 15 Spielerinnen hatten im vergangenen Herbst gegen den Führungsstil des Nationaltrainers protestiert. Rubiales aber stützte Vilda - und stellte ihm nun gar eine Vertragsverlängerung mit satter Gehaltserhöhung in Aussicht.

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