08.07.2023 16:11 Uhr

WM-Kader steht - Schock für Star des FC Bayern

Carolin Simon vom FC Bayern wird die WM verpassen
Carolin Simon vom FC Bayern wird die WM verpassen

Von wegen Titelanwärter! Die DFB-Frauen schüren mit der Sambia-Pleite die nagenden WM-Zweifel, der Kreuzbandriss von Carolin Simon trübte die Stimmung zusätzlich.

Den heftigen Stimmungskiller haben die deutschen Fußballerinnen auch noch teuer bezahlt: Carolin Simon hat bei der gründlich verpatzten WM-Generalprobe einen Kreuzbandriss erlitten.

Die schwere Verletzung der eingeplanten Linksverteidigerin von Meister FC Bayern beim 2:3 (0:0) gegen Sambia überschattete Martina Voss-Tecklenburgs Kaderbekanntgabe drei Tage vor dem Abflug nach Australien.

"Die Nachricht von Carolin Simon trifft uns alle", sagte "MVT" am Samstag: "Sie hatte eine hervorragende Entwicklung genommen, tolle Leistungen gezeigt und sich ihren WM-Platz mehr als verdient. Wir müssen die Situation nun so annehmen."

Tabea Sellner (VfL Wolfsburg), Sarai Linder (TSG Hoffenheim) und Torhüterin Ena Mahmutovic (MSV Duisburg) wurden aus dem erweiterten Aufgebot gestrichen. Zur Sicherheit reist Mittelfeldspielerin Janina Minge (SC Freiburg) als 24. Spielerin am Dienstag mit nach Sydney, Paulina Krumbiegel (Hoffenheim) war schon zuvor verletzt abgereist.

Alexandra Popp, mit 128 Länderspielen erfahrenste Akteurin im WM-Kader, hatte sich direkt nach Abpfiff schon in Sarkasmus geflüchtet. "Wir kennen ja die deutschen Fußballfans, da ist das ganz schnell so, dass die Alarmglocken angehen", befand die Kapitänin nach der peinlichen Pleite gegen den Weltranglisten-77. aus Sambia.

DFB-Routinier macht sich noch keine Sorgen

Popp war "angefressen", bemühte sich aber um Beschwichtigung: "Ich mache mir keine Sorgen. Wir haben noch ein paar Tage." Auch das klang mit Blick auf den WM-Start am 24. Juli gegen Marokko beschönigend. Schon am Dienstag steigt das Team in den Flieger nach Australien, mit alarmierenden Problemen im Gepäck.

Zu allem Überfluss waren neben Simon auch Abräumerin Lena Oberdorf (Oberschenkel) und Abwehrchefin Marina Hegering (Fuß) angeschlagen, die Nominierung konnte dennoch erfolgen. Diagnosen lieferte der DFB am Samstag nicht.

"In der Summe zu viele Fehler", hatte Voss-Tecklenburg in Fürth beklangt. Dreimal ließ sich der zweimalige Weltmeister vom WM-Neuling um die herausragende Doppeltorschützin Barbra Banda (48./90.+12.) auf einfachste Art auskontern. Diese Anfälligkeit zieht sich durch das "durchwachsene Jahr", wie "MVT" zugab.

0:0 gegen Schweden, 1:0 gegen die Niederlande, 1:2 gegen Brasilien, 2:1 gegen Vietnam: Nach dem Sommermärchen 2022 in England blieb die angestrebte Weiterentwicklung ein frommer Wunsch.

Selbst mit acht (!) Profis vom VfL Wolfsburg in der Startelf wirkte die deutsche Auswahl vor 11.404 Fans im Sportpark Ronhof uneingespielt und schludrig. Das Aufbäumen in der turbulenten XL-Nachspielzeit war der einzige Lichtblick, als Lea Schüller (90.+1) und Popp (90.+10) ausglichen.

DFB-Team will aus Denkzettel lernen

An diesem Denkzettel soll das DFB-Team nun "wachsen", so die Hoffnung der Bundestrainerin, die eine unmissverständlich Mahnung aussprach: "Mit Kolumbien kommt das gleiche Tempo und die gleiche Physis auf uns zu. Wenn wir nicht lernen, wird es auch nicht zu einem positiven Ergebnis kommen."

Die ähnlich unbequemen Südamerikanerinnen gelten im zweiten Spiel (30. Juli) als schwierigste Aufgabe in der WM-Gruppe H, bevor es am 3. August gegen Südkorea geht. "Wir werden in Australien nun die Zeit nutzen, um uns bestmöglich auf unsere bevorstehenden Aufgaben einzuschwören", mit Blick auf den Countdown im Basecamp in Wyong, 90 km nördlich von Sydney.

Nach der zweiwöchigen Vorbereitung in Herzogenaurach verabschiedeten sich die Spielerinnen für drei Tage zu ihren Familien. Womöglich kehren die Gedanken noch öfter zu diesem lauen Sommerabend zurück.

Ein solcher Warnschuss, so die Hoffnung von Verteidigerin Kathrin Hendrich, könne ja auch eine "Jetzt-erst-recht"-Mentalität entfachen. Und Voss-Tecklenburg übte sich vor der Hiobsbotschaft von Simons Knie noch in Zweckoptimismus: "Vielleicht gucken die anderen jetzt ein bisschen weniger auf uns. Vielleicht tut uns das gut."

Das deutsche Aufgebot im Detail:

Tor: Ann-Katrin Berger, Merle Frohms, Stina Johannes

Abwehr: Sara Doorsoun, Chantal Hagel, Marina Hegering, Kathrin Hendrich, Sophia Kleinherne, Sjoeke Nüsken, Felicitas Rauch

Mittelfeld/Angriff: Nicole Anyomi, Jule Brand, Klara Bühl, Sara Däbritz, Laura Freigang, Svenja Huth, Lena Lattwein, Melanie Leupolz, Sydney Lohmann, Lina Magull, Lena Oberdorf, Alexandra Popp, Lea Schüller

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