08.06.2019 11:29 Uhr

DFB-Beirat: Zwischen "Gerede und Kaffee" und Fortschritt

Oliver Bierhoff verteidigt den neuen DFB-Beirat
Oliver Bierhoff verteidigt den neuen DFB-Beirat

Der neue Beirat um DFB-Direktor Oliver Bierhoff soll helfen, die Nationalmannschaft nach dem WM-Desaster zurück an die Weltspitze zu bringen. Das erste Treffen hat gezeigt: Aller Anfang ist schwer.

Es war ein nettes Beisammensein in der Frankfurter DFB-Zentrale Anfang April. Adidas-Chef Herbert Hainer hatte jedem Gesprächsteilnehmer ein Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit dem Namen des jeweiligen Beiratsmitgliedes geschenkt, es wurde angeregt diskutiert. Im Grunde war alles so, wie es Kritiker Oliver Kahn vorausgesehen hatte. Es wurde "viel geredet, viel Kaffee getrunken" - und dann gingen "alle wieder heim".

Echte Inhalte wurden beim ersten, rund dreistündigen Treffen des "Beirats der Direktion Nationalmannschaften und Akademie" nach "SID"-Informationen (noch) nicht besprochen, nichts ausdiskutiert. Die Runde stand allerdings auch sehr unter dem Eindruck des Rücktritts von DFB-Präsident Reinhard Grindel nur eine Stunde vor dem Zusammenkommen.

Dennoch war Initiator Oliver Bierhoff danach voll des Lobes. "Bereits dieses erste Treffen hat mich darin bestätigt, wie wertvoll, facettenreich und inspirierend ein solcher Austausch mit unterschiedlichen Perspektiven für unsere Arbeit sein kann", sagte der Nationalmannschaftsdirektor.

Kahn vs. Bierhoff

Bierhoff hatte das elfköpfige Expertenteam nach dem WM-Desaster 2018 in Russland ins Leben gerufen. Es soll eine "beratende Funktion zu strategischen Prioritäten und Maßnahmen rund um die Nationalmannschaften und Akademie" einnehmen.

Der Kreis der Mitglieder, allesamt ehrenamtlich tätig, ist durchaus prominent. Der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts, der sich zuletzt als DFB-Kritiker hervorgetan hat, gehört dazu, auch frühere Topspieler wie Per Mertesacker oder Celia Sasic, die DFB-Integrationsbeauftragte. Die Wirtschaftsbosse Hainer und Stefan Sturm (Vorstandschef des Gesundheitsunternehmens Fresenius) sind dabei, Philosoph Wolfram Eilenberger, der Sportjournalist Raphael Honigstein und Birgitta Wolff, die Präsidentin der Goethe-Uni Frankfurt.

Vom DFB sitzen neben Bierhoff Akademiechef Tobias Haupt und Joti Chatzialexiou, der Sportliche Leiter Nationalmannschaften, im Kreis.

Wozu? Der frühere DFB-Kapitän Kahn meinte im vergangenen Herbst, es wäre sinnvoller, Bierhoff durch einen neuen Teammanager zu entlasten, der auf negative Strömungen in der Kicker-Auswahl reagieren und Pleiten wie bei der WM verhindern könne. Kritiker monieren zudem, dass in der Runde ein führender Bundesliga-Vertreter fehle.

Bierhoff hält dem entgegen, dass "jeder einzelne Teilnehmer ein hoch angesehener Experte in seinem jeweiligen Bereich" sei und mithin "ein wichtiger Inputgeber, um wertvolle Beiträge zur Entwicklung des deutschen Spitzenfußballs zu leisten". Das Gremium diskutiere "gut und unkompliziert, vor allem aber konstruktiv, kritisch und hart in der Sache".

Zweites Treffen bereits geplant

Tatsächlich ging es zum Auftakt offen und sehr sachlich zu, auch kontroverse Themen wie die leidige Özil-Saga wurden angeschnitten. Alles dient laut Bierhoff dem Ziel, "den deutschen Fußball wieder zurück an die Weltspitze zu führen". Dabei will der Chefstratege nichts übersehen, er lechzt nach Ideen, die er verbandsintern nicht bekommen kann - im April wurde diese Gier noch nicht befriedigt.

Das zweite Treffen ist für September wieder in Frankfurt geplant, dann soll das Thema Nachwuchsfußball vertieft werden. Um wirkliche Ergebnisse erzielen zu können, diese Erkenntnis hat das Kennenlernen im April hervorgebracht, muss der Diskussionsrahmen enger gefasst werden.

 

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