U21 schwitzt für "den nächsten Schritt"

Stefan Kuntz bereitet die deutsche U21 in Südtirol auf die EM und den Kampf um Olympia vor. Für die traumhafte Kulisse bleibt da wenig Zeit.
Die Botschaft auf dem Fußboden dient jeden Morgen als Ansporn. "Dein nächster Schritt", steht im Foyer des Teamhotels Seehof auf einer Matte, die das deutsche U21-Nationalteam vor jedem Training passiert. Für genau diesen Schritt schwitzen Alexander Nübel, Benjamin Henrichs und Co. derzeit in Südtirol Tag für Tag. Am 17. Juni startet das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz gegen Dänemark in die EM in Italien, das große Ziel heißt erfolgreiche Titelverteidigung und Olympia-Ticket.
Wobei Kuntz das Wort Titelverteidigung gar nicht gerne hört. "Ich finde: Einen Titel verteidigen kann nur eine Mannschaft, die ihn auch geholt hat", sagt der 56-Jährige. Und von jener Mannschaft, die vor zwei Jahren in Polen durch ein 1:0 gegen Spanien Europameister wurde, sind eben nur noch fünf Spieler dabei: Mahmoud Dahoud, Levin Öztunali, Waldemar Anton, Lukas Klünter und Nadiem Amiri.
Traumhafte Alpen-Kulisse für DFB-Bubis
Geblieben ist dagegen der ganz besondere U21-Spirit, und daran hat Kuntz einen großen Anteil. Er wolle seinen Spielern ein "Familiengefühl" geben, sagte Kuntz bei "DFB-TV": "Sie brauchen ein bisschen die Geborgenheit. Das ist die Basis für viel harte Arbeit." Timo Baumgartl von Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart betonte bereits, er fühle sich im Kreis des DFB-Teams "wertgeschätzt", das sei "das Wichtigste für jeden Fußballer".
Die von Kuntz eingeforderte harte Arbeit wird ein wenig versüßt durch die traumhafte Alpen-Kulisse - und Blasmusik. Zur Ankunft im Hotel gab die Musikkapelle Natz ganz in Trachten gekleidet eine Kostprobe ihres Könnens. Falls das nicht reicht zur Motivation, finden die U21-Akteure über das Hotel verstreut immer wieder Schlagwörter an den Wänden. "Teamgeist" steht da geschrieben, "Zielstrebigkeit", "Mut" oder auch "Leidenschaft". Umsetzen können sie dies erstmals am Freitagabend im Test gegen eine Südtirol-Auswahl.
Deutschland will ins Halbfinale
Mit diesen Attributen will das Team vor allem aber bei der EM in Italien und San Marino den Titel holen. "Wir sind Titelverteidiger und haben im März gute Spiele gegen die Favoriten gemacht. Daraus haben wir Selbstvertrauen geschöpft", sagt etwa Baumgartl. Sowohl gegen Frankreich (2:2) als auch in England (2:1) hatte das DFB-Team überzeugt. Beide Mannschaften gehören auch bei der EM zu den Favoriten.
Auf Deutschland warten dagegen zunächst vermeintlich machbare Aufgaben, nach dem Auftakt gegen Dänemark geht es gegen Serbien und Österreich. Kuntz warnt dennoch. Die Gruppe sei "keine, wo man sagen kann: Wer soll da Erster werden außer den Deutschen?", meint der DFB-Trainer. Dennoch ist Platz eins und damit das Erreichen des Halbfinals das große Ziel, schließlich wäre das gleichbedeutend mit dem Olympia-Ticket für 2020 in Tokio.
Bis dahin fließt indes noch viel Schweiß. In Südtirol müsse "in den nächsten Tagen die Basis gelegt werden", sagte Baumgartl und schob, ganz getreu dem Motto auf dem Hotelboden hinterher: "Und dann wollen wir den nächsten Schritt machen."