Heynckes: Tolisso-Pass "unnötig", Ulreich "konfus"

Gut gespielt, Real dominiert, trotzdem ausgeschieden: Nach dem erneuten Champions-League-Aus gegen Real Madrid konnte und wollte Trainer Jupp Heynckes seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen.
Jupp Heynckes, wie bitter ist für Sie dieses Aus in der Champions League gegen Real Madrid?
Jupp Heynckes (72, Trainer Bayern München): Wenn man beide Spiele sieht, waren wir die bessere Mannschaft. Für meine Spieler und mich ist das ein große Enttäuschung. Es war eine Werbung für den Fußball von beiden Mannschaften, ein Spiel auf Weltklasse-Niveau, überwiegend von uns diktiert. Madrid kann sich bei Keylor Navas bedanken, dass er eine so großartige Leistung gebracht hat.
War das Aus unglücklich?
Es ist sehr schwer für eine Mannschaft wenn sie so eine erste Halbzeit hinlegt und dann passiert so ein Missgeschick, wo der Gegner wieder so ein Geschenk dargeboten bekommt. Aber auch da hat meine Mannschaft eine großartige Moral gezeigt. Wir haben uns kurz mal geschüttelt und sind wieder in den Spielfluss gekommen, Real war nur auf Konter aus. Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen. Ich habe den FC Bayern in der Form schon viele Jahre nicht gesehen. Das war Fußball vom Feinsten, Fußball, den man selten auf unseren Plätzen sieht, auch in Europa.
Wie schwer wogen die vielen Ausfälle?
Wenn man so ein enges Spiel im Bernabeu vor 80.000 Zuschauern bestreiten muss und vorne nichts mehr zum nachlegen hat, dann wird es sehr schwer. Es ist richtig, dass fünf absolute Topspieler fehlen, aber ich habe Vertrauen zu allen Spielern in unserem Aufgebot - und das haben sie auch unter Beweis gestellt. Deshalb möchte keine Ausrede suchen, ich finde das nicht okay.
Für Sie war es das letzte Champions-League-Spiel. Mit welchen Gefühlen haben Sie es erlebt?
Das letzte Champions-League-Spiel war eigentlich das Endspiel 2013, wo wir die Champions League gewonnen haben. Weil, ich hatte ja nie mehr die Absicht, auf die Trainerbank zurückzukehren. Natürlich weiß ich jetzt, es ist endgültig, dass ich nie mehr auf die Trainerbank zurückkehre bei einem Champions-League-Spiel - und ich finde, das ist auch gut so. Nicht viele gehen mit 72 so ein Abenteuer noch mal ein. Ich habe da überhaupt keine Emotionen, dass ich sage: Ja, es ist vorbei. Im Gegenteil. Ich bin nur enttäuscht über das Ergebnis, besonders für meine Spieler. Wir haben in den neun Monaten eine wunderbare Atmosphäre, eine tolle Zusammenarbeit gehabt. Das ist eine Gruppe, die Charakter hat. Schade, dass sie nicht belohnt wurde.
Wie viel Schuld geben Sie Sven Ulreich am 1:2?
Corentin Tolisso hat gut gespielt, bis auf den Rückpass zum 2:1, der unnötig war. Sven hat eine ganz tolle Saison gespielt, er hat einfach einen Blackout gehabt. Er wollte den Ball mit den Händen aufnehmen und hat dann gemerkt, das geht ja gar nicht. Dann ist er konfus geworden. Das ist sehr bitter für den Spieler und meine Mannschaft. Aber wir hatten trotzdem noch Chancen, aber nicht das Quäntchen Glück.
War es vorne nur Pech?
Ich war selbst ein nicht ganz so schlechter Spieler und weiß, als Stürmer, wenn man sehr viel unterwegs ist und immer hohes Tempo gehen muss, immer defensiv arbeiten, dann fehlt vorne die letzte Konzentration und Kraft, um abzuschließen. Zwei Treffer im Bernabeu müssten mindestens für eine Verlängerung, wenn nicht für einen Sieg reichen. Dass wir nur zwei geschossen haben, ist ein Kritikpunkt, den ich akzeptieren muss.