16.11.2016 09:00 Uhr

Fuchs: Vaterrolle steht über Teamkarriere

Christian Fuchs beim letzten Auftritt mit einem ÖFB-Teamdress
Christian Fuchs beim letzten Auftritt mit einem ÖFB-Teamdress

Für Christian Fuchs hat sich der Abschied vom Nationalteam persönlich ausgezahlt. Dem Leicester-Legionär bleibt nun mehr Zeit für die Familie. Zum Abschied gab es vom ÖFB ein Leiberl.

Ein Novemberabend. Die Temperatur bewegt sich um den Gefrierpunkt. Das Wiener Ernst-Happel-Stadion ist mit bloß 14.200 Zuschauern nur spärlich gefüllt. ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner überreicht Christian Fuchs ein Dress. Es ist jedoch kein letzter Überredungsversuch, den langjährigen Kapitän zum Rücktritt vom Rücktritt zu bewegen.

Die Rückennummer 78 steht für die stattliche Anzahl der Einsätze im ÖFB-Team. Sie wird nicht höher werden. In Erinnerung bleiben zwei EM-Teilnahmen und die tragende Rolle bei Österreichs fußballerischer Renaissance unter Teamchef Marcel Koller.

"Jetzt kommen Neue, die sich beweisen müssen"

Österreich soll an diesem Abend ein verpatztes Länderspieljahr 2016 mit einem bescheidenen 0:0 gegen die Slowakei beenden und dabei zwei potentielle Nachfolger als Linksverteidiger einsetzen. Ein Dritter machte in den vergangenen Wochen in dieser Rolle eine tragische Figur.

Die von Fuchs hinterlassene Lücke ist groß. Schlechtes Gewissen plage ihn nicht. "Die Position war jetzt zehn Jahre lang vergeben", erinnerte Christian Fuchs vor seiner offiziellen Verabschiedung. "Jetzt kommen Neue, die sich beweisen müssen. Da sollte man nicht noch draufhauen."

Christian Fuchs erlebte zu Beginn seiner Teamkarriere auch schwere Zeiten. Aktuell durchschreitet das ÖFB-Team nach der Europhorie wieder ein sportliches Tal. Da raus zu kommen, sei eine "Charakterfrage". Fuchs ist von der WM-Teilnahme 2018 dennoch überzeugt.

"Für mich persönlich war der Entschluss richtig"

Der Ex-Kapitän hat die Lockerheit, die anderen derzeit fehlen mag: "Für mich persönlich war der Entschluss richtig. Es ist ja kein Geheimnis, dass der Entschluss nur private Gründe gehabt hat."

Der 30-Jährige hat seine Prioritäten neu gesetzt. Obwohl er am Nationalteam hing und sogar Ehefrau Raluca ihn zum Weitermachen überreden wollte. Aber, so Fuchs: "Wenn du einen Buben hast und eigentlich kein Vater bist, dann vermisst du sehr viel."

Eigentlich hätte Fuchs 2018 "hier die Zelte abreißen" wollen. Hier, das ist Europa. Der Lebensmittelpunkt der Familie liegt in New York. In den nun freien Länderspielpausen fliegt der England-Legionär über den Atlantik. Während dem Spielbetrieb kommt die Familie zu Besuch.

"Durch den Vertrag ist meine Familie abgesichert"

Im Sommer verlängerte Christian Fuchs dennoch seinen Vertrag bei Leicester City bis 2019. "Durch den Vertrag ist meine Familie abgesichert, aber es war eine ähnlich schwere Entscheidung. Es sind noch zweiundhalb Jahre. Das schafft man." Ob es dann sportlich in der Major League Soccer geht oder er sich seinen Traum vom American Football als Kicker in der NFL erfüllt, ist offen. Fest steht nur, Familie Fuchs wird vereint sein.

Bis dahin gilt die Konzentration den Foxes von Leicester City. In der Premier League ist der Sensationsmeister der Vorsaison nur Nachzügler. Schmerzen bereiten Fuchs nur die beiden Niederlagen gegen schwächere Teams, zumal die Konkurrenz im Sommer ordentlich investiert hat. Ein Platz in den Top 10 wäre heuer zufriedenstellend. In der Champions League steht Leicester kurz vor dem Aufstieg ins Achtelfinale. Das nächste Wunder wartet. Ein Comeback im Teamdress wäre hingegen unrealistisch.

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Sebastian Kelterer

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