10.10.2016 08:30 Uhr

ÖFB-Teamchef bemängelt Einstellung

Marcel Koller musste sich über eine schwache Defensivleistung ärgern
Marcel Koller musste sich über eine schwache Defensivleistung ärgern

Österreichs Teamchef Marcel Koller musste am Sonntagabend nach der bitteren 2:3-Niederlage im Schlagabtausch mit Serbien eingestehen, dass die Defensivarbeit seiner Mannschaft zu wünschen übrig ließ. Zwei Auswärtstore in Belgrad reichten gegen einen starken Gegner daher nicht zum Punktgewinn.

Wohlfühloase war einmal. Marcel Koller hatte Schmerzen. Nicht nur im übertragenen Sinn, auch physisch. Auf Krücken mühte sich der ÖFB-Teamchef zur Pressekonferenz nach dem Spiel. Der Meniskus im linken Knie ist kaputt, das eine oder andere Band lädiert. Eine Operation ist notwendig.

In seinem Resümee bezeichnete Koller die 2:3-Schlappe als "intensives Spiel, hochstehend. Beide Teams hätten den Sieg holen können." Chancen gab es hüben wie drüben zuhauf. Dass es für die Österreicher nicht einmal zu einem Remis reichte, hatte vor allem einen Grund: Um die Defensivarbeit war es schlecht bestellt. Wäre sie ein Knie, wäre ein Arztbesuch dringend anzuraten.

Vor allem mit der ersten Halbzeit war der Schweizer unzufrieden: "Wir haben nicht kompakt nach hinten gearbeitet, es gab zu viele Räume. Dazu kamen in der Vorwärtsbewegung Ballverluste"" Serbien wusste die Fehler eiskalt zu nützen. Dušan Tadić, nicht nur für Marcel Koller der Mann des Abends, bediente zwei Mal Aleksandar Mitrović mustergültig (6., 23.). Marcel Sabitzer konnte zwischenzeitlich ausgleichen (16.).

Bereits in der Halbzeit hatte Koller seinen Spielern ins Gewissen geredet, er diagnostizierte immerhin eine Verbesserung. Marc Janko glich mit einem Abseitstor erneut aus (62.). Das Siegestor machte dann aber Tadić selbst (74.). Der Stürmer von Southampton war nicht nur an diesem Abend, sondern in allen WM-Qualifikationsspielen der Serben bei jedem Tor beteiligt.

Österreich hatte mehr Ballbesitz, auch mehr Möglichkeiten. "Aber es hat nicht sollen sein, das ist natürlich schade", bedauerte Koller. "Serbien war da abgezockter."

Während der erfolgreich absolvierten EM-Qualifikation für Frankreich war Österreichs Abwehr ein Bollwerk. Nur fünf Gegentreffer wurden zugelassen. In der aktuellen WM-Qualifikation sind es nach drei Partien schon sechs. Was ist aus dem einstigen Prunktstück geworden, woher die Unsicherheit?

"Das jetzt war ein Spiel. Klar gegen Wales haben wir auch den einen oder anderen Fehler gemacht", räumte der ÖFB-Teamchef ein. "Es ist aber nicht nur die Abwehr schuld. Die ganze Mannschaft muss verteidigen. Bei jedem Spiel und auf diesem Level sowieso. Wenn nur sechs oder sieben mitmachen, bist du immer einen Schritt zu spät, musst verschieben." 

Seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren predigte Koller stets, dass offensive wie auch defensive Aufgaben von der gesamten Mannschaft erledigt werden müssen. Warum wird seine Maxime nicht mehr beherzigt? "Das ist etwas individuelles. Wenn du bereit bist in deinem Kopf, zehn Meter mehr zurückzulaufen, dann tust du das", lautete der Vorwurf von Koller. "Wenn du auf einen offensiven Ball spekulierst und der kommt aber nicht, dann bist du zu spät." Daher verordnete der Teamchef die Rückkehr zum Miteinander.

Nach dem dritten Spieltag in der WM-Qualifikation liegt Österreich mit vier Punkten auf Rang vier. Serbien und Irland halten bei je sieben Zählern und führen die Gruppe D an, Wales folgt als Dritter mit fünf Punkten. Österreich wird selbst mit einem Sieg über Irland im November nicht als Erster überwintern können, da Serbien im Parallelspiel auf Wales trifft.

Lediglich der Gruppensieger ist bei der Endrunde in Russland 2018 fix mit dabei, die acht besten der neun Zweitplatzierten müssen ins Playoff. Wie stehen die Chancen nach der 2:3-Niederlage von Belgrad? "Die Chance besteht immer noch", betonte Marcel Koller. Dem Patienten geht es den Umständen entsprechend.

Mehr dazu:
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Sebastian Kelterer, weltfussball.at aus Belgrad

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