09.10.2016 23:15 Uhr

Österreich verliert in Serbien 2:3

Serbien jubelt - Österreich versteht die Welt nicht mehr
Serbien jubelt - Österreich versteht die Welt nicht mehr

Österreich verlor das Auswärtsspiel in der WM-Qualifkation am Sonntagabend in Belgrad gegen Serbien mit 2:3. Eine schwache Abwehrleistung sorgte in einer temporeichen Partie dafür, dass Tore von Marcel Sabitzer und Marc Janko nicht zu einem Punktgewinn reichten. Die Treffer der Serben erzielten Aleksandar Mitrović mit einem Doppelpack und Dušan Tadić.

Bis zuletzt wurde gehofft, aber knapp vor dem Anpfiff war es dann gewiss: Die etatmäßige Nummer ein Robert Almer konnte wegen einer hartnäckigen Verhärtung der Wadenmuskulatur nicht das österreichische Tor hüten. Vertreten wurde der 32-Jährige von Ramazan Özcan, der zu seinem neunten Länderspieleinsatz kam.

Lediglich der Verletzungsteufel konnte Marcel Koller zu Umstellungen zwingen. Ansonsten setzte der ÖFB-Teamchef auf jene Spieler, die schon beim 2:2-Remis gegen Wales begonnen hatten. Kevin Wimmer durfte sich erneut als Linksverteidiger versuchen. Marcel "Mentalitätsmonster" Sabitzer vertrat den verletzten Martin Harnik wie schon in Wien am rechten Flügel.

Serbiens Teamchef Slavoljub Muslin schickte seine Mannschaft wie erwartet mit einer Dreierabwehr auf das Feld, wechselte aber auf drei Positionen das Personal. Jagoš Vuković, Nemanja Gudelj und Andrija Pavlović standen beim 3:0-Sieg gegen Moldau noch in der Startelf. Gegen Österreich wurden sie durch Stefan Mitrovič, Ljubomir Fejsa und Aleksandar Mitrović ersetzt.

Blitzstart im Marakana

Mittelstürmer Mitrović war es auch, der sich als Goldgriff für die Serbien erwies. Sein Hechtkopfball in der vierten Minute verfehlte das Ziel noch, wenige Augenblicke später sorgte der Newcastle-Legionär aber für die frühe Führung. Antonio Rukavina hatte am rechten Flügel, Tadić mit einem Fersler bedient.. Der steckte im Strafraum zu Mitrović durch und dieser ließ Özcan aus kurzer Distanz keine Chance (6.).

Österreich tat sich im Spielaufbau schwer und kam erst durch Marko Arnautović erstmals zum Abschluss. Der Sohn eines Serben und einer Österreicherin setzte den Ball aber über das Tor, weil das Spielgerät über den Rist rutschte (9.). Die zweite Torchance zappelte dann aber auch beim ÖFB-Team im Netz. Sabitzer nutzte einen Patzer der Serben nach einer Hereingabe von Florian Klein und versenkte den Ball mit einem Flachschuss im langen Eck (16.).

Marc Janko hätte nachlegen können, setzte die die Klein-Flanke aber am Tor vorbei (20.). Dann war wieder Serbien am Zug und bestrafte die zahlreichen Unsicherheiten der Österreicher blitzschnell. Kapitän Julian Baumgartlinger verlor ein Duell im Mittelfeld, mit nur einem Pass war die ÖFB-Defensive ausgehebelt. Der Ball landete am rechten Flügel bei Tadić und Mitrović nickte die Flanke zur 2:1-Führung ins Tor (23.)

Die Chance auf den erneuten schnellen Ausgleich ließ Marcel Sabitzer liegen. Janko bediente den Leipzig-Legionär, der schließlich im Eins-gegen-Eins an Vladimir Stojković scheiterte (25.). Özcan tat es dem Keeper der Serben gleich und behielt auf der Gegenseite in einer ähnlichen Szene die Überhand (28.).

Zahlreiche Chancen

Die temporeiche Partie wurde ruppiger. Der schwedische Schiedsrichter Jonas Erikson musste gegen Tadić, Luka Milivojević und Baumgartlinger gleich drei Mal zur Gelben Karte greifen. Chancen gab es dann auch wieder auf beiden Seiten.

Filip Kostić prüfte Özcan aus der Distanz, Arnautović tanzte durch den serbischen Strafraum, setzte seinen Schuss aber neben die kurze Ecke (41.). Kurz vor der Pause konnte sich das ÖFB-Team bei Ramazan Özcan bedanken, nicht mit einem noch höheren Rückstand in die Kabine gehen musste: Aleksandar Dragović klärte eine Flanke genau vor die Füße von Kostić, der Tormann war bei dessen Schuss jedoch auf dem Posten (45.).

Hälfte zwei begann mit einem Freistoß von David Alaba, der für Stojković keine große Herausforderung darstellte. Es folgte ein weiterer Schockmoment: Arnautović wand sich auf dem Rasen vor Schmerzen, konnte nach Behandlung aber weitermachen.

Sehenswert war der folgende Arnautović-Versuch Stojković zu düpieren. Er verlängerte einen weiten Ball von Alaba mit dem Rücken zum Tor mit dem Kopf, traf aber aus Abseitsposition nur die Stange.

Am anderen Ende des Spielfelds sorgte Aleksandar Mitrović für einen Tumult. Der serbische Stürmer hielt sich nachdem Baumgartlinger verletzt zu Boden ging nicht ans Fair Play, lief Slalom durch die Reihen der Österreicher, die den Schuss gerade noch blocken konnten. Dragović las seinem Gegenspieler gründlich die Leviten.

Kurioser Ausgleich

ÖFB-Kapitän Baumgartlinger hingegen musste kurz danach vom Feld, für ihn kam Stefan Ilsanker. In der 63. Minute durften die paar hundert mitgereisten österreichischen Fans im halbvollen Marakana den Ausgleich bejubeln. Allerdings hätte dieser nicht zählen dürfen. Arnautović, der im Abseits stand, scheiterte zunächst an Stojković, Janko verwertete den Abstauber zum 2:2 (63.). Die Fahne des Assistenten blieb unten.

Der Basel-Legionär setzte mit seinem 28. Tor im Teamdress seine unglaubliche Auswärtsserie in der Qualifikation fort. Der Stürmer hatte schon in der EM-Qualifikation an allen Spielorten getroffen, in der WM-Qualifikation nach Tiflis nun auch in Belgrad.

Zlatko Junuzović musste gleich darauf für Alessandro Schöpf weichen, im Mittelpunkt stand aber wieder Özcan, der mit einer Glanzparade gegen Mitrović einen erneuten Rückstand verhinderte (65.). Mit Dragović, der offenbar Rückenprobleme hatte, musste ein weiterer Österreicher vom Feld und wurde durch Sebastian Prödl ersetzt.

Serbien nützt erneuten ÖFB-Abwehrpatzer zum Siegestreffer

Eine Flanke von Schöpf fand keinen Abnehmer, den Konter machte erst ein Tackling im Strafraum von Ilsanker zunichte. Dann war es aber wieder soweit, Serbien ging erneut in Führung: Dusan Tadić wurde im Sechzehner von Aleksandar Kolarov bedient, ließ Kevin Wimmer stehen und zog zum 3:2 ins kurze Eck ab (75.).

Serbien feierte den dritten Treffer schon wie die Vorentscheidung. Gegessen war der Kas aber noch lange nicht, die Partie blieb spannend. Arnautović entwischte seinem Gegenspieler, setzte den Ball aber weit über das Tor (81.). Die Gastgeber machten hinten dicht, stellten die österreichische Defensive aber auch in der Schlussphase vor große Probleme. Ein Seitenwechsel im Strafraum auf rechts zu Tadić, der legte ab zu Nemanja Gudelj, der für Mitrović gekommen war. Der jagte den Ball aber weit über das Tor (89.). 

"Auf Wiedersehen" hallte es von den Rängen. Trotz großer Bemühungen auf den Ausgleich, reichte es aber weder für Janko noch für Arnautović und Schöpf, der aus kurzer Distanz die wohl beste Chance hatte. Österreich musste sich trotz zwei erzielter Tore mit leeren Händen auf die Heimreise begeben. Schuld daran waren teils haarsträubende Unsicherheiten in der Abwehr, die längst nicht mehr das Glanzstück wie zu Zeiten der EM-Qualifikation ist.

Österreich hält nun weiter bei vier Punkten und ist aktuell Vierter hinter Serbien und Irland (je sieben Zähler) und Wales (fünf Punkte). Sieben Spiele oder 630 Minuten bleiben noch, um den Weg nach Russland zur WM-Endrunde zu beschreiten. 

Weiter geht es für das österreichische Nationalteam in der WM-Qualifikation mit einem Heimspiel gegen Irland am 12. November (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker). Drei Tage später folgt ebenfalls in Wien der freundschaftliche Test gegen die Slowakei.

Mehr dazu:
>> Die Bilder zu Serbien gegen Österreich
>> Liveticker-Nachlese Serbien - Österreich
>> Ergebnisse und Tabelle WM-Qualifikation Gruppe D 

Sebastian Kelterer, weltfussball.at aus Belgrad

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten