Immobile: Zuschauer in der alten Heimat?

Juventus Turin gegen Borussia Dortmund. Alleine die Paarung klingt nach der großen europäischen Fußballbühne. Für einen sollte die Partie am Dienstagabend (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) eigentlich eine ganz besondere und das bisherige Highlight der aktuellen Saison werden: Ciro Immobile ist der einzige italienische Spieler, der bislang sowohl für Juve als auch für den BVB auf dem Platz gestanden hat.
Seit 2008 war der Stürmer bei den Turinern sechs Jahre unter Vertrag, durchlief dort außerdem auch die A-Jugend. Durchgesetzt hatte er sich bei der Alten Dame aber nicht. Dreimal wurde Immobile an italienische Zweitligisten verliehen, ehe Rekordmeister Juventus zur Saison 2012/2013 50 Prozent der Transferrechte zunächst an Genoa CFC und ein Jahr später an den Torino FC verkaufte. Erst bei dem Stadtrivalen ging der Ciro-Stern richtig auf, hier sicherte er sich mit 22 Treffern die Torjägerkanone 2014 in der Serie A. Für Juve selbst stand Immobile in diesen sechs Jahren nur dreimal in der Serie A auf dem Platz – Einsatzzeit insgesamt in diesen drei Spielen: zehn Minuten.
Es ist also eine spezielle Verbindung, die der jüngst 25 Jahre gewordene Mittelstürmer mit der Alten Dame aus Turin hält. Viermal stand der er den Schwarz-Weißen bislang als Kontrahent auf dem Platz gegenüber. Ein Sieg sprang dabei nicht heraus, immerhin gelang Immobile beim 1:3 im September 2012 mit dem Genoa CFC das zwischenzeitliche 1:0.
"Auba" im Sturmzentrum gesetzt
Und dieses Mal? Dass der neunfache Nationalspieler Italiens überhaupt gegen seinen Ex-Klub und einjährigen Lokalrivalen auf dem Platz stehen wird, ist sehr unwahrscheinlich. Zu stark präsentierte sich in den letzten Bundesliga-Wochen Kollege Pierre-Emerick Aubameyang auf der Position im Sturmzentrum bei der Dortmunder Borussia. Der BVB scheint seine Angriffsformation gefunden zu haben.
Immerhin gelangen in den letzten drei Spielen satte zehn Treffer, von denen vier auf das Konto Aubameyangs gingen. Der Gabuner ist in dieser Verfassung natürlich gesetzt bei Jürgen Klopp - zum Nachteil Immobiles.
Ein Ausweichen auf eine andere Position scheint nicht vorstellbar, als klassischer Stoßstürmer ist Dortmunds Neuner nicht für einen anderen Bereich vorgesehen als das Sturmzentrum. Und selbst bei dem wahrscheinlichen Ausfall von Neuzugang Kevin Kampl nach einem Schwächeanfall während der Anreise nach Turin werden die Chancen auf einen Einsatz des Italieners nicht signifikant steigen.
Ist die erste Saison die schwierigste?
Die Fürsprecher Immobiles verweisen auf erkennbare Parallelen zu Robert Lewandowski in der Saison 2010/2011 bei der Borussia. Der Pole brauchte bei den Westfalen auch eine ganze Saison lang Anlaufzeit, ehe er sich als Goalgetter zum Topstar des BVB schoss.
In seinem ersten Jahr kam Lewandowski 18 Mal von der Bank, konnte in der Meistersaison Platzhirsch Lucas Barrios nicht verdrängen. Diese Zeit wollen die Dortmunder Verantwortlichen nun auch seinem aus Napoli stammenden Nachfolger einräumen.
Das Immobile-Interview in der "Sportweek" von vergangener Woche ("Die Deutschen sind kalt, da kann man nichts machen.[...] In den acht Monaten, seitdem ich hier bin, hat mich kein Teamkollege zu sich nach Hause zum Abendessen eingeladen") ist kein Thema mehr, Klub-Boss Hans-Joachim Watzke stärkte dem Stürmer in der "Bild" demonstrativ den Rücken: "Das ist kein Problem. Die Sache ist aus der Welt."
Champions-League-Sieg in München - 18 Jahre danach
Wenngleich der erste Italiener mit Dortmunder Gegenwart plus Turiner Vergangenheit zunächst wohl nur die Reservistenrolle zukommen wird, verliert die Achtelfinal-Begegnung noch lange nicht an Reiz und Spannung. Immerhin ist es das erste Aufeinandertreffen der Alten Dame und der Borussia auf Pflichtspielebene seit dem legendären Finale '97, als Dortmund sich mit einem 3:1-Erfolg in München die Champions-League-Krone aufsetzte.
Das letzte Aufeinandertreffen in Turin selbst entschied übrigens ebenfalls der BVB für sich. In der Champions-League-Vorrunde 1994/1995 entführte Dortmund beim 2:1 drei Punkte aus Piemont. Die Westfalen hoffen nach 20 Jahren wieder auf einen Auswärtscoup bei der Bianconeri - egal, ob nun mit oder ohne den Ex-Turiner im Aufgebot.
Mehr dazu:
>> Kampl: Ausfall im Duell mit Juve droht
Mats-Yannick Roth