12.07.2014 11:26 Uhr

Mascherano: Hirn und Herz Argentiniens

Javier Mascherano arbeitet im Maschinenraum des deutschen Endspiel-Gegners Argentinien. Er ist Hirn, aber auch Herz der Albiceleste. Und (fast) noch wichtiger als Messi.

Als es eng wurde im Halbfinale der WM gegen die Niederlande, als es wirklich darauf ankam, konnte sich Argentinien wieder einmal auf seinen Anführer vom FC Barcelona verlassen. Doch es war nicht Lionel Messi, der viermalige Weltfußballer, es war Javier Mascherano, der die Albiceleste ins Endspiel am Sonntag (21:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) führte. Der "General" hielt den Laden zusammen. Er rettete höchstpersönlich in höchster Not wie gegen Arjen Robben. Er pushte Torhüter Sergio Romero vor dem Elfmeterschießen. Jetzt, sagt er, sei er bereit für "das Spiel unseres Lebens" gegen Deutschland.

Man kann sich diese argentinische Mannschaft wie einen einzelnen Organismus vorstellen, in dem jeder Spieler seine Aufgabe hat. Messi ist wie einst Diego Maradona die Hand (Gottes), die all die Vorarbeit der anderen Organe dieses maschinenhaften Körpers veredelt. Torhüter Sergio Romero ist die Hand, die eingreift, wenn alle anderen Organe versagt haben. Die Verteidiger um den ehemaligen Münchner Martin Demichelis sind die Beine, auf denen das gesamte Gebilde steht. Mascherano aber ist nicht weniger als Hirn und Herz dieses Lebewesens.

"Mascherano und zehn andere"

Als Maradona die Albiceleste im Herbst 2008 als Trainer übernahm, sagte er, er wolle "Mascherano und zehn andere" spielen lassen. Dabei war Messi damals schon Olympia- und Champions-League-Sieger. "Als ich das damals gesagt habe, haben alle gelacht", sagt Maradona nun vor dem Endspiel: "Jetzt lacht keiner mehr." Mascherano führe die Mannschaft "als Beispiel für alle anderen. Jeder gehorcht seinem Rhythmus." Nicht umsonst ist der mit 66 kg bei einer Größe von 174 cm leichteste Nationalspieler "El Jefecito", der kleine Chef. "Ein römischer Gladiator sieht neben ihm aus wie ein Teletubbie", wurde mal über "Masch" geschrieben.

Maradona nennt ihn "einen Pitbull". Als solcher "beißt" er sich an seinen Gegenspielern fest, allerdings anders als Uruguays Luis Suárez meist mit ganz legalen Mitteln. Obwohl er als einer von vier Argentiniern in jeder der 600 WM-Minuten auf dem Platz stand, kam er mit nur sieben Fouls und ohne Gelbe Karte aus. Und das, obwohl er im Maschinenraum des Spiels oft dort auftaucht, wo Gefahrenstufe eins herrscht.

Vertragsverlängerung bei Barcelona

Und auf einer Position, die er im Verein seit vier Jahren nicht mehr spielt. Trainer Pep Guardiola funktionierte Mascherano bei Barça 2010 zum Innenverteidiger um. Das war keinesfalls Ausdruck mangelnder Wertschätzung. "Ich würde ihn gegen keinen Spieler der Welt eintauschen wollen", sagte Guardiola 2012, als er die Katalanen verließ. Die Achtung für den Argentinier ist geblieben: Barcelona hat Mascheranos Vertrag kürzlich bis 2018 verlängert.

Bei der WM zeigt er, warum. Der 30-Jährige ist Dreh- und Angelpunkt sowie Passmaschine der Albiceleste. Von seinen 552 Zuspielen kamen 478 an, seine Quote von 86,59 Prozent ist sogar minimal besser als die von DFB-Kapitän Philipp Lahm. Als Abräumer vor der Abwehr war Mascherano Garant dafür, dass Argentinien in 330 Spielminuten der K.o.-Runde noch kein Gegentor hat hinnehmen müssen. Die Kapitänsbinde musste Mascherano 2011 an Messi abtreten, doch er blieb der Anführer der Truppe. Zu sehen etwa vor dem Shootout gegen Oranje, als er Keeper Romero zurief: "Heute wirst du die Welt fressen! Heute wirst du zum Helden!"

Wiederholung am Sonntag? "Wir haben so lange gelitten", sagt Mascherano vor dem ersten WM-Finale Argentiniens seit 24 Jahren, "aber jetzt sind wir, wo wir sein wollten." Dank Javier Mascherano, Herz und Hirn der Argentinier.

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sid

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