23.05.2014 18:22 Uhr

Real vs. Atlético: Eine Stadt, zwei Welten

Immer umkämpft: Das Derbi madrileño
Immer umkämpft: Das Derbi madrileño

Das Champions-League-Finale steht an und es gibt ein Novum in der Geschichte der Königsklasse: Noch nie gab es im Endspiel ein Stadtderby. Die Vorzeichen versprechen ein spannendes Duell. Doch was spricht jeweils für einen der beiden Klubs aus Madrid?

Fünf Gründe, warum Real den Titel holt:

1. CR 7

An seiner Person scheiden sich die Fußball-Geister - Arroganz, Eigensinn und Eitelkeit sind nur drei Eigenschaften, die man Cristiano Ronaldo nachsagt. Doch wenn es um Reals Titelfaktoren geht, dann muss man zuallererst seinen Namen in den Ring werfen. Der Weltfußballer 2013 zeigt sich auch in diesem Jahr in Topform und ist nicht nur in der Primera División mit 31 Treffern Torschützenkönig geworden, sondern führt auch in der Königsklasse uneinholbar mit rekordträchtigen 16 Saisontoren die Rangliste der europäischen Torjäger an. Man darf gespannt sein, ob er nun noch dem Finale seinen Stempel aufdrücken kann, seine bisherige Form spricht jedenfalls dafür.
>> Ronaldos beeindruckende Champions-League-Saison in Zahlen

2. Der Torhunger
Doch nicht nur Ronaldo allein ist in dieser Champions-League-Saison torhungrig. Ganze 37 Mal netzten die Königlichen in dieser Spielzeit auf europäischer Bühne ein. Das ist bei zwölf Spielen aktuell ein Schnitt von etwas mehr als drei Toren pro Partie. Gareth Bale und Karim Benzema liegen dabei mit jeweils fünf Buden hinter Ronaldo auf Platz zwei der internen Mannschaftswertung.

3. Carlo Ancelotti
Der italienische Coach hat vor seinem Engagement bei Real bereits zweimal mit dem AC Milan die Königsklasse gewonnen und könnte nun in den erlesenen Kreis derer aufsteigen, die mit zwei verschiedenen Klubs den Titel in Europas höchstem Vereinswettbewerb holen konnten. Bisher ist dies Ottmar Hitzfeld, José Mourinho und zuletzt Jupp Heynckes gelungen. Und sowieso: Als Trainer drei Triumphe in der Königsklasse gelangen bisher nur einem einzigen Coach. Bob Paisley holte den Henkelpott 1977, 1978 und 1981 mit dem FC Liverpool. Für dieses Ziel dürfte sich Ancelotti wieder die ein oder andere taktische Raffinesse einfallen lassen, mit welchen er unter anderem die Bayern im Halbfinale schon überrumpeln konnte.

4. "La Décima"
Auch wenn sich Real Madrid nach dem Halbfinalsieg gegen den FC Bayern in der Liga etwas hängen ließ und so wohl die eigene Chance auf die spanische Meisterschaft verspielte, ist die Welle, die vom Auftreten der Königlichen gegen den CL-Titelverteidiger ausging, immer noch spürbar. Besonders nach dem 4:0 in München ist klar geworden: Real will "La Décima", also den zehnten Landesmeistertitel mit aller Macht gewinnen. Ansporn genug für die Spieler, die Fans und das gesamte Umfeld.

5. Die Copa del Rey
In der Liga gelang Real in dieser Saison weder gegen Atlético (eine Niederlage und ein Remis) noch gegen Barcelona (zwei Niederlagen) ein Sieg. Doch in der Copa del Rey ließ das Team von Carlo Ancelotti in diesem Jahr nichts anbrennen und sicherte sich so zumindest den spanischen Pokalsieg. Vor dem Finale gegen Barcelona (2:1) zeigte man Atlético im Halbfinale klar die Grenzen auf. Mit 3:0 und 2:0 gewannen die Königlichen gleich beide Begegnungen und fügten dem ungeliebten Stadtnachbarn zumindest zwei Narben im bisher so makellos erscheinenden Gesicht dieser Saison zu. Und anders als die spanische Meisterschaft ist die Champions League am Ende immer noch ein Pokalwettbewerb.

>> DIASHOW: Das Derbi madrileño
>> VIDEO: Goldene Momente im Derbi madrileño

Fünf Gründe, warum Atlético den Titel holt:

1. Die Last-Minute-Meisterschaft

Am letzten Spieltag der Primera División konnte Atlético im direkten Duell gegen den FC Barcelona die erste Meisterschaft seit 1996 einfahren. Trotz Rückstand gaben die Rojiblancos nicht auf und erzielten noch das nötige 1:1, das ihnen den Titel bescherte. Mit diesem Selbstbewusstsein geht das Team von Diego Simeone nun in das Endspiel und kann nach der bisherigen Saison voll auf Sieg gehen. Der ganz große Druck ist weg, denn einen großen Titel und die Achtung der europäischen Konkurrenz haben sie bereits jetzt sicher.

2. Ungeschlagen ins Finale
Nicht eine einzige Niederlage musste Atlético Madrid auf dem Weg nach Lissabon einstecken - neun Siege und drei Unentschieden stehen dabei in der Bilanz der Colchoneros zu Buche. Eine Leistung, die Gegner Real nicht ganz teilen kann. Die Königlichen können ebenfalls eine bärenstarke Spielzeit vorweisen (zehn Siege und ein Remis), leisteten sich aber immerhin eine Niederlage gegen Borussia Dortmund im Viertelfinal-Rückspiel.

3. Das Abwehrbollwerk
Gerade einmal sechs Tore ließ Atlético im laufenden Wettbewerb zu. Das bedeutet, im Schnitt setzte es nur alle zwei Spiele einen Gegentreffer. Zum Vergleich: Real kassierte immerhin neun Tore. Auch in der Primera División stellte Atlético mit gerade einmal 26 Gegentoren die beste Defensive.

4. Die perfekte Ehe
Gleich zweimal war Diego Simeone bereits als Spieler bei Atlético Madrid aktiv, bevor er an Weihnachten 2011 als Trainer in die spanische Hauptstadt zurückgekehrt ist. Für die Rojiblancos ist der Argentinier seitdem jede Saison aufs Neue ein Geschenk gewesen. Auf Platz zehn übernahm er Atlético und führte sie noch in derselben Saison zum Triumph in der Europa League und auf den fünften Tabellenplatz. 2013 holte er mit seinem Team den Pokal und nun die spanische Meisterschaft. Simeone hat in wenigen Jahren eine dritte Macht neben Barcelona und Real im spanischen Fußball etabliert und möchte für dieses Jahr endgültig die Vorherrschaft übernehmen.

5. Der Final-Faktor
Zwar sind sich Atlético und Real Madrid noch nie zuvor in einem europäischen Finale begegnet, doch bisher gab es fünf Duelle im Endspiel der Copa del Rey. Viermal konnten die Rojiblancos dabei den Pokal mit nach Hause nehmen – zuletzt im Finale 2013. Zudem konnte der Klub in jüngster Vergangenheit seine beiden letzten europäischen Endspiele in der Europa League (2010 und 2012) gewinnen und jeweils im gleichen Jahr dann auch noch im europäischen Supercup triumphieren. Dem Rhythmus nach wäre 2014 wieder ein Titel in Europa fällig.
>> Das Finale der Copa del Rey 2013 im Spieldetail

Nils Marlow

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