Große Freude bei Teamchef Rangnick

Österreichs Nationalmannschaft ist der ersten WM-Teilnahme seit 28 Jahren einen kleinen, aber nicht unbedeutenden Schritt nähergekommen. Mit dem 2:1-Heimsieg am Samstag im Wiener Happel-Stadion über Rumänien wurde der laut Papierform stärkste Rivale um Gruppenplatz eins in die Schranken gewiesen, der erhoffte siegreiche Quali-Start ist gelungen. Last fiel deshalb von Ralf Rangnick aber keine ab, wie der Teamchef betonte. "Weil ich vorher keine Last verspürt habe."
Vielmehr sei Vorfreude das vorherrschende Gefühl gewesen, so Rangnick. Nach dem Schlusspfiff überwog dann das Glücksgefühl. "In erster Linie ging es darum, zu gewinnen. Unterm Strich zählen die drei Punkte", erklärte der Deutsche. Der Weg zum ersten Länderspielsieg nach zuletzt zwei Unentschieden und einer Niederlage war durchaus beschwerlich, wie Rangnick gestand. "Die Rumänen haben stark begonnen, wir hatten Probleme mit ihrer körperbetonten Spielweise. So ab der 15. Minute haben wir dann richtig ins Spiel gefunden und sind Gott sei Dank vor der Pause in Führung gegangen."
Die Phase etwa von der 15. bis zur 75. Minute bewertete der 66-Jährige als äußerst positiv. "Da haben wir komplett dominiert", sagte Rangnick. "Das war unser Gesicht, unser Fingerabdruck. Wenn wir so spielen wie von der 15. bis zur 75. Minute, wird es gegen uns nicht nur für Rumänien schwer, sondern für jeden Gegner."
Unzufriedenheit über Leistung im Finish
Weniger gefallen hat Rangnick der Auftritt seiner Truppe in der Schlussviertelstunde. "Da gab es die eine oder andere Situation, über die wir noch sprechen müssen. Wir haben den einen oder anderen Konter zu viel zugelassen." Damit war es mit den kritischen Anmerkungen auch schon wieder vorbei. "Man muss ein bisschen die Kirche im Dorf lassen. Wir haben es eine Stunde richtig gut gemacht und das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben", sagte Rangnick.
Für seine Truppe geht es am Dienstag in Serravalle mit dem Auswärtsmatch gegen San Marino weiter. Der Weltranglisten-Letzte verlor am Samstag beim noch makellosen Gruppen-Spitzenreiter Bosnien-Herzegowina nur 0:1. "Und wenn sie nicht Dzeko eingewechselt hätten, hätten sie wahrscheinlich gar nicht gewonnen", vermutete Rangnick und warnte auch mit Verweis auf Englands knappes 1:0 gegen Andorra vor einer Geringschätzung des Gegners. "Wenn du glaubst, solche Spiele im Vorbeigehen zu gewinnen, wird es schwierig."
Allzu gravierende Personalveränderungen sind für das Duell mit der Auswahl aus dem Kleinstaat nicht zu erwarten. "Wir werden versuchen, mit der frischestmöglichen, aber auch mit der stärkstmöglichen Mannschaft zu spielen. Es werden sicher nicht elf neue Spieler kommen", kündigte Rangnick an.
Lob für Gregoritsch und Pentz
Ein Kandidat für die Startformation ist der gegen Rumänien gesperrt gewesene Gernot Trauner, auch der 39-fache ÖFB-Torschütze Marko Arnautovic könnte beginnen und dem Torrekord von Toni Polster (44) näherrücken. Gegen Rumänien erhielt Michael Gregoritsch den Vorzug, was sich bezahlt machen sollte - der Steirer erzielte das 1:0. "Wenn man ihn spielen sieht, ist es schwer vorstellbar, warum er in Freiburg so wenig spielt. Er hat seine Aufstellung absolut gerechtfertigt", sagte Rangnick.
Lob gab es auch für Goalie Patrick Pentz. "Er hat ein fehlerfreies Spiel gemacht und in der einen oder anderen Situation richtig gut gehalten." Das bedeute aber nicht, dass der Bröndby-Profi das Rennen ums Einserleiberl für sich entschieden habe, ergänzte Rangnick. Der im Moment an einer Handgelenksverletzung laborierende Alexander Schlager dürfte im September-Lehrgang wieder zur Verfügung stehen.
Davor ist ein Umfaller gegen San Marino verboten, will man mit den Bosniern mithalten. Drei Tage vor dem direkten Duell am 9. September in Zenica treffen Dzeko und Co. auswärts auf San Marino, gleichzeitig empfängt die ÖFB-Auswahl in Linz Zypern. "Jetzt ist es wichtig, gegen San Marino und Zypern zu gewinnen, dann wird es in Bosnien ein Spiel, in dem es für beide um viel geht", erklärte Rangnick.
Kein Interesse an "Lotterie Play-off-Spiele"
Endrang eins und damit ein Trip zur WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko ist das erklärte Ziel des Nationaltrainers und seiner Schützlinge. "Wir wollen Gruppensieger werden und uns nicht auf die Lotterie Play-off-Spiele einlassen", betonte Rangnick. Als Zweiter müsste man im März 2026 im Play-off zwei Partien für sich entscheiden, um das Endrunden-Ticket zu buchen.
apa