03.07.2010 19:00 Uhr

Löw freut sich auf Maradona

Kapstadt (SID) - Genug gestichelt und provoziert: Auf die junge deutsche Fußball-Nationalmannschaft wartet bei der WM die Stunde der Wahrheit.

"Unsere Vorfreude auf das Spiel ist riesig. Wir wollen, dass es endlich losgeht. Ich liebe solche Spiele wie gegen England oder Argentinien, das ist auch für mich eine große Herausforderung, mich mit den Besten der Welt zu messen", sagte Bundestrainer Joachim Löw vor dem WM-Viertelfinale am Samstag in Kapstadt gegen Titelfavorit Argentinien.

Mit einem Sieg wollen Lahm, Özil, Schweinsteiger und Co. ihre Mission "4. Stern" erfolgreich fortsetzen. Zur "besonderen Motivation" vor dem brisanten Klassiker zeigte Löw seinen Stars im fernen Südafrika Bilder von jubelnden Fans in der Heimat.

Die will der Vize-Europameister auch am Samstag nicht enttäuschen. "Argentinien soll nicht das Ende sein" kündigte Miroslav Klose, der sein 100. Länderspiel bestreiten wird, vor dem Duell gegen die von Diego Maradona betreuten Argentinier selbstbewusst an und ergänzte: "Es ist nicht einfach. Allerdings ist ab jetzt alles möglich. Frei nach Louis van Gaal: Tod oder Gladiolen."

Auch Löw stellte bei allem Respekt vor den Argentiniern, "die für mich der WM-Favorit schlechthin sind", Zuversicht zur Schau: "Wir alle wissen, dass es weitergehen kann. Wir sind unter den letzten Acht - und wollen und können unter die letzten Vier kommen." Erfahrung spiele dabei "nicht immer die entscheidende Rolle. Wir können sie auch mit dieser jungen Mannschaft schlagen", ergänzte der Bundestrainer. Außerdem sei seine Mannschaft "bis in Haarspitzen" motiviert: "Wir werden nicht zitternd in der Kabine sitzen und hoffen, dass der Schiedsrichter nicht anpfeift."

Während in den vergangenen Tagen die Giptpfeile hin- und hergeflogen waren und vor allem Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger die Stimmung zusätzlich angeheizt hatte, bemühte sich Löw am Freitag sichtlich, die Wogen zu glätten und das Sportliche in den Vordergrund zu rücken. Sogar die Rauferei im Anschluss an das WM-Viertelfinale 2006 (4:2 i.E.) spielte der Bundestrainer herunter.

"Ich habe das Spiel vor vier Jahren in keiner Phase unfair oder brutal gesehen. Es war hart umkämpft, aber nie geprägt von Unfairness. Dass Argentinien sehr leidenschaftlich, emotional, körperbetont und einsatzfreudig spielt, entspricht ihrer Mentalität. Darauf müssen wir uns einstellen", sagte Löw.

Gleichzeitig schwärmte der DFB-Chefcoach von Argentiniens Offensive um Weltfußballer Lionel Messi. "Sie haben offensive Spieler die fast unvergleichlich sind. Wenn ich sehe, dass da ein Milito auf der Bank sitzt, spricht das für die unglaubliche Qualität der Mannschaft." Deshalb warnte Löw auch davor, sich bei "dieser Offensivmacht" nur auf Superstar Messi zu konzentrieren: "Nicht nur Messi ist schwer unter Kontrolle zu bringen. Spieler wie Tevez, Higuain oder Rodriguez können ein Spiel auch alleine entscheiden. Sie können Fehler gnadenlos ausnutzen."

Laut Schweinsteiger wird die DFB-Auswahl aber auf eine Taktik setzen, "die Argentinien hoffentlich weh tut". Löw hat nach intensivem Videostudium immerhin die ein oder andere Schwäche ausgemacht: "Auch Argentinien ist verwundbar."

Das eigene Spiel stellt sich der Bundestrainer deshalb wie folgt vor: "Die ganze Mannschaft muss verteidigen. Es müssen sich alle beteiligen, wenn wir in Ballbesitz sind und auch alle, wenn wir in der Defensive sind. Wir dürfen nach Ballverlusten nicht stehen bleiben und müssen alle hinter den Ball kommen", forderte er und fügte an: "Ansonsten haben wir gegen Argentinien kaum eine Chance."

Ein Fragezeichen gab es am Freitag noch um den Einsatz von Lukas Podolski, den eine Muskelverhärtung in der Wade plagt. Sollte der Kölner, der bisher zwei WM-Tore erzielt hat, spielen können, wird Löw sein Siegerteam vom Achtelfinalerfolg gegen England aufbieten. Ansonsten habe er "keine Bedenken", betonte Löw, Marcell Jansen, Marko Marin oder Toni Kroos zu bringen. "Ich habe immer das Gefühl, eine gute Lösung parat zu haben."

Als moralische Unterstützung stieß am Donnerstagabend auch der verletzte Kapitän Michael Ballack zur Mannschaft. "Es freut uns sehr, dass Michael da ist. Es zeigt die Verbundenheit. Er hat allen persönlich gratuliert", erzählte der Bundestrainer. Ballack wird auf der Tribüne des laut Löw "sehr imposanten" Green-Point-Stadions zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Daumen drücken.

Selbst bei einem möglichen Viertelfinal-Aus in Südafrika sieht Löw die WM schon jetzt als Erfolg an. "Ich bin ein Trainer, der nicht alles an Ergebnissen oder Platzierungen festmacht. Unabhängig vom Endergebnis bei diesem Turnier kann man mit unserem Spiel zufrieden sein, vor allem von der Spielkultur her. Das ist für mich ein Gradmesser", verdeutlichte der 50-Jährige.

Zudem sei er auch mit dem Auftreten seiner Spieler außerhalb des Platzes "sehr zufrieden", sagte Löw. "Wir repräsentieren 80 Millionen Deutsche. Da ist es auch wichtig, dass die Mannschaft ein harmonisches Bild abgibt."

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