16.05.2009 16:45 Uhr

Manchester vor dem Thron

Liverpools Thron als Rekordmeister wackelt. Und zwar so bedenklich, dass wohl kein Statiker der Welt diesem auch nur noch geringste Stabilität bescheinigen würde. Als die Roten von der Mersey 1990 ihren 18. Meistertitel einfuhren, ahnte wohl niemand, dass dies das Ende einer Ära bedeutete. Die neue Macht, die heraufzog, war jedoch nicht ein Königreich weit weit weg wie im Film. Nein, gerade mal 30 Meilen westlich von Liverpool schickten sich die neuen Herrscher an den Thron des englischen Fußballs zu besteigen. Zwei Jahre nach Liverpools letztem Titel löste die neue Premier League die First Division ab – und sollte fortan von Manchester United fast nach Belieben beherrscht werden. 1993 gewannen die Red Devils den Titel in der noch fast nagelneuen Eliteliga zum ersten Mal.
In den folgenden 15 Jahren wanderte der Pott noch ganze weitere neun Mal in die Schatzkammer des Old Trafford. Und nach menschlichem Ermessen wird in diesem Jahr das zehnte Mal folgen. In der Gesamtrechnung jedoch wird United mit dem Erzrivalen aus Liverpool erst mit dieser Meisterschaft gleichziehen, was diesem – also nur vermeintlich „gewöhnlichen“ – Titelgewinn eine ganz besondere Würze gibt. Dabei liegt es auf der Hand, dass diese in Manchester mindestens ebenso süß wie in Liverpool bitter schmecken wird. Dass es so kommen wird, bezweifelt in jedem Fall wohl niemand mehr, denn United fehlt nur noch ein einziges Pünktchen. Und das soll natürlich am Liebsten schon vor eigenem Publikum eingefahren werden. Somit stellt sich nur die Frage, ob Arsenal die Partybremse werden kann.


Ausgebranntes Arsenal


Die Anhänger Liverpools hegten zuletzt die Hoffnung, dass womöglich die Gunners dem Rivalen aus Manchester noch in die Suppe spucken könnten. Doch nach dem klaren Halbfinal-Aus gegen United in der Champions League und der herben 1:4-Klatsche gegen Chelsea setzt kaum noch jemand einen Penny auf die ausgebrannt wirkenden Londoner. Und selbst wenn der Elf von Arsene Wenger im Old Trafford die dicke Überraschung gelingen sollte, zweifelt ebenso niemand daran, dass der fehlende Punkt eine Woche später eben in Hull eingefahren werden würde. Dementsprechend bestimmen bereits andere Schlagzeilen als der Titelkampf die Zeitungen in Manchester und dem übrigen Königreich. Das Gezerre um Carlos Tevez und die Frage, ob er gehen will oder nicht, ob United ihn überhaupt halten will oder nicht, scheint derzeit jedenfalls interessanter. Pikant wird die Angelegenheit auch dadurch, dass der argentinische Nationalstürmer nur ausgeliehen ist und im Sommer gekauft werden müsste. Im Raum steht dabei eine Summe von umgerechnet 34 Millionen Euro.


Erster „Doppel-Hattrick“ der Geschichte?


Eine andere Personalie ist bei United nur in Hinsicht auf dieses Spiel noch offen. Rio Ferdinand laboriert noch immer an der Wade und wird aller Wahrscheinlichkeit erst gegen Hull wieder zum Einsatz kommen. In jedem Fall wird der kommende Einsatz sein 400. Ligaspiel sein. Zum Kreise der Jubilare wird auch Michael Carrick gehören, für ihn stehen aber 100 Spiele weniger zu Buche. Etwas kürzer musste in jüngster Zeit auch Arsenals Andrey Arshavin treten. Den Russen bremste eine Viruserkrankung. Im Gegensatz zu den angeschlagenen und verletzten Mitspielern Almunia, Clichy, Eduardo und Gallas wird er jedoch in Manchester mitwirken können.
Offenkundig völlig gelassen gibt sich Manchesters Trainer Sir Alex Ferguson. "Wir werden dieses Spiel angehen wie jedes andere auch", ließ der 67-jährige Schotte vor dem Match wissen. Nun, wenn man vor seinem insgesamt 14. Meistertitel als Trainer steht (elf Mal mit Manchester United, drei Mal mit Aberdeen), dürfte man sich wohl auch eine gewisse Routine erarbeitet haben. Ganz und gar nicht gewöhnlich wird jedoch der Umstand sein, dass Manchester United mit der anstehenden Meisterschaft einen "Titel-Hattrick" feiern kann. Genauer gesagt ist nicht diese dritte Meisterschaft in Serie allein außergewöhnlich, sondern die Tatsache, dass es bereits der zweite Hattrick nach 1999-2001 ist. Denn das ist zuvor noch keinem Club in der Geschichte der englischen Meisterschaft gelungen – und wäre damit ein weiterer Rekord, den man in Zukunft sicher gern den "Freunden" aus Liverpool auf Augenhöhe unter die Nase wird.

- Larsson -

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