27.06.2006 00:00 Uhr

Ukraine im Elfmeterglück - Schweiz ausgeschieden

Köln (dpa) - Alexander Schowkowskis Nervenstärke hat die Ukraine erstmals ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft gebracht und die Mannschaftskasse der Osteuropäer um weitere 4,5 Millionen Euro Prämie aufgefüllt.

Der WM-Neuling gewann nach 120 tor- und trostlosen Minuten mit 3:0 im Elfmeterschießen gegen die Schweiz, die damit ohne Gegentor aus dem Turnier ausschied. Torhüter Schowkowski parierte die Schüsse von Marco Streller und Ricardo Cabanas, Tranquillo Barnetta traf die Latte. Dagegen verwandelten die ukrainischen Schützen bis auf Andrej Schewtschenko alle sicher.

45 000 Zuschauer in Köln sahen ein schwaches Spiel, das eigentlich keinen Sieger verdient hatte. Während das Team von Trainer Oleg Blochin in der Runde der letzten Acht in Hamburg auf den dreifachen Weltmeister Italien trifft, ging der Traum der Schweizer, erstmals seit 52 Jahren bei einer WM das Viertelfinale zu erreichen, nicht in Erfüllung.

«Wir sind frustriert, traurig und enttäuscht. Aber in ein paar Tagen werden wir stolz auf das sein, was wir hier erreicht haben. Wir haben gekämpft bis zum Umfallen und ich denke, wir haben unser Land stolz gemacht. Die Zeit der kleinen Schweizer ist vorbei», sagte Abwehrspieler Ludovic Magnin. Der Leverkusener Andrej Woronin war dagegen glücklich: «Wir verstehen selbst noch gar nicht, was wir da geschafft haben.» Und Schewtschenko sagte: «Das ist ein fantastischer Tag für uns und für die ganze Nation. Wir haben sehr lange gebangt, aber am Ende steht ein wunderschöner Sieg.» Trainer Oleg Blochin hatte sich der nervlichen Belastung des Elfmeterschießens nicht aussetzen wollen und war schon vorher in die Kabine gegangen.

Da beide Mannschaften zum Start in die K.o.-Runde fast jegliches Risiko scheuten, entwickelte sich das Duell der Außenseiter zu einer unansehnlichen Partie. Die in der Gruppenphase als einziges Team ohne Gegentor gebliebenen Eidgenossen konnten sich auch ohne Philippe Senderos auf eine stabile Defensive verlassen. Der erst 19-jährige Johan Djourou vertrat den an der Schulter verletzten Abwehrchef gleichwertig, bis er das Feld nach 34 Minuten wegen einer Verletzung an der Leiste selbst wieder verlassen musste und durch Stephane Grichting ersetzt wurde. Aber auch der Verteidiger von AJ Auxerre ließ den erneut nicht überzeugenden Top-Stürmer Schewtschenko kaum zur Entfaltung kommen.

Wesentlich mehr Mühe hatten die Schweizer, vor 15 000 mitgereisten Fans ihr Angriffsspiel auf Touren zu bringen. Obwohl vor allem der Leverkusener Barnetta um Ordnung und Ideen im Mittelfeld bemüht war, sprangen gegen die gut organisierten Ukrainer kaum Torchancen heraus. In der 13. Minute entschärfte Schowkowski einen Fernschuss des HSV-Profis Raphael Wicky, der sich den Ball nach einem Fehlpass von Anatoli Timoschtschuk erkämpft hatte. Elf Minuten später prallte ein Freistoß von Alexander Frei aus 25 Metern von der Latte zurück.

Der WM-Neuling, der als erstes Team aus dem ehemaligen Sowjet-Gebiet seit 1986 eine Vorrunde überstand, zeigte zwar eine deutliche Steigerung gegenüber der Vorrunde, doch die Hoffnung auf eine Leistungsexplosion vor allem bei Schewtschenko erfüllte sich nicht. Der künftig für den FC Chelsea spielende Angreifer hatte seine beste Szene in der 21. Minute, als er nach Freistoß-Flanke von Maxim Kalinitschenko mit einem Kopfball-Aufsetzer an der Latte scheiterte. Auch die personellen Änderungen Blochins, der auf die gesperrten Abwehrspieler Andrej Rusol und Wjatscheslaw Swiderski sowie den weiterhin verletzten Wladimir Jeserski verzichten musste aufbot, zeigten wenig Wirkung.

In der zweiten Halbzeit verzeichneten die Ukrainer unter den Augen von Stabhochsprung-Weltrekordler Sergej Bubka immerhin ein Plus an Gelegenheiten. Ein Kopfball von Woronin (46.), Schewtschenkos knapp verzogener Schuss (60.) und Andrej Gussins Versuch mit dem Kopf (75.) waren die ganze Ausbeute der Bemühungen, ein Tor zu schießen. Aber auch die Schweizer ließen die Durchschlagskraft vermissen, die sie bei ihren 2:0-Erfolgen gegen Togo und Südkorea ausgezeichnet hatte. Der von Borussia Dortmund heftig umworbene Frei konnte sich vor dem ukrainischen Tor nicht mehr in Szene setzen.

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