07.12.2022 12:13 Uhr

"Eine Schande": Spanien blamiert sich mit Tiki-Taka bei WM

Spanien ist nach dem Ausscheiden im WM-Achtelfinale enttäuscht
Spanien ist nach dem Ausscheiden im WM-Achtelfinale enttäuscht

Spanien blamiert sich zum dritten Mal in Serie bei einer WM. Nach dem erneuten Scheitern des Ballbesitzfußballs könnte es für Trainer Luis Enrique eng werden.

Trainer Luis Enrique redete sich die neuerliche Blamage nach allen Regeln der Kunst schön, auch die spanischen Spieler sparten jegliche Selbstkritik lieber aus.

Umso mehr legten dafür die heimischen Medien nach dem bitteren Knock-out gegen Marokko den Finger in die Wunde. "Die WM ist eine Nummer zu groß für uns", titelte Marca. "Bettler" statt "Könige" erkannte As. Mundo Deportivo schrieb von einem "totalen Fiasko der Roja".

Die neuerliche Achtelfinal-Pleite gegen einen Außenseiter, das an Harmlosigkeit kaum zu überbietende Tiki-Taka, dieses peinliche 0:3 im Elfmeterschießen - all das löste in Spanien einen Orkan der Empörung aus.

Marca stellte ganz offen die Frage: "Ist das das Ende von Luis Enrique?" Der Vertrag des 52-Jährigen läuft zum Jahresende aus, nach freiwilligem Rückzug klangen seine Aussagen allerdings nicht.

Spanien vermisst die "ausbleibende Gerechtigkeit"

Er sei "sehr glücklich" in seinem Amt, habe "ein gutes Verhältnis zu den Verantwortlichen", beteuerte Enrique - und ließ sich doch eine kleine Hintertür offen: "Ich könnte weitermachen, aber ich brauche Ruhe und muss darüber nachdenken, was das Beste für mich und die Mannschaft ist."

Die Spieler stehen jedenfalls hinter ihm. "Wir werden bis zum Ende mit ihm gehen", versprach Angreifer Ferran Torres.

Doch die Frage bleibt, ob der unter Enrique fortgeführte spanische Stil noch zeitgemäß ist. Gegen defensiv kompakte Marokkaner spielte die Furia Roja unglaubliche 1019 Pässe - Tiki-Taka vom Feinsten. Aber Raumgewinn?

Meist Fehlanzeige. Von ihren vier Spielen mit 1000 Pässen bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften gingen drei verloren. "Passsucht ohne auf das Tor zu schießen", spottete Marca.

Enrique sah dagegen keinerlei Grund für Kritik an seinem Team. "Wir haben das Spiel dominiert", sagte der trotzig: "Ich bin mehr als zufrieden mit meiner Mannschaft, sie hat meine Theorie, meinen Stil umgesetzt."

Abwehrchef Rodri haderte an einem seiner "schlimmsten Tage" mit der "ausbleibenden Gerechtigkeit". Der Fußball sei Spanien nun "sicherlich was schuldig", ergänzte Torres.

Spanien droht ein Neuaufbau

"Wir haben die Niederlage nicht verdient", monierte auch Kapitän Sergio Busquets, der wie Pablo Sarabia und Carlos Soler im Elfmeterschießen scheiterte: "Es war eine Schande." Es sei "eine schwierige, harte, grausame Nacht, und sie wird als Erfahrung für die Zukunft mit einer sehr guten und jungen Gruppe dienen".

Worte des 34-Jährigen, die schwer nach Abschied aus der Nationalmannschaft klingen.

"Wir werden versuchen, Busi und die Veteranen zum Bleiben zu bewegen", entgegnete Torres. Doch auch mit jenen "Veteranen" wie Busquets und Jordi Alba war zuletzt nichts mehr zu holen.

Den letzten Sieg nach 90 Minuten in einem K.o.-Spiel gab es für Spanien im EM-Finale 2012 gegen Italien, dem Aus in der Gruppenphase 2014 folgte 2018 der K.o. im Achtelfinale gegen Russland - die goldenen Jahre sind längst vorbei.

Rund um die Mittelfeldjuwele Pedri und Gavi muss nun ein Neuaufbau her. Doch ohne einen Funken Selbstkritik, dürfte der Trend weiter in die falsche Richtung gehen.

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