02.12.2022 11:45 Uhr

Die Armee der Besserwisser: Flick faucht Schweinsteiger an

Hansi Flick (l.) im Gespräch mit Bastian Schweinsteiger
Hansi Flick (l.) im Gespräch mit Bastian Schweinsteiger

Die deutschen TV-Experten gehen mit Hansi Flick hart ins Gericht. Zumindest von Bastian Schweinsteiger lässt der Bundestrainer sich das nicht gefallen.

Auf die Armee der Besserwisser hatte Hansi Flick überhaupt keine Lust. Der Bundestrainer fauchte in der ARD in einem bemerkenswerten Schlagabtausch Bastian Schweinsteiger an - und der sprach nach dem WM-Debakel ausnahmsweise mal Klartext. Auch andere frühere Größen kritisierten Flick, griffen ihn offen an oder forderten sogar seine Entlassung.

Dietmar Hamann tat sich dabei wie üblich mit der härtesten Analyse hervor. "Ich halte es für ausgeschlossen, dass wir mit dem Trainer weitermachen können", sagte der Ex-Nationalspieler bei Sky in aller Schärfe: "Wir haben nach diesem Debakel nur 18 Monate Zeit bis zur Heim-EM, das war ja jämmerlich. Auf und neben dem Platz."

Flick solle sich bitte ein Beispiel an Gerardo Martino (Mexiko) oder Roberto Martinez (Belgien) nehmen. Beide waren unmittelbar nach dem WM-Aus ihrer Teams zurückgetreten. "Wenn ich einige Kommentare unserer Verantwortlichen höre, muss ich sagen, Verantwortung sieht anders aus", klagte Hamann. Dabei habe die deutsche Mannschaft "Costa Rica, das in den ersten beiden Spielen einmal aufs Tor geschossen hat, aussehen lassen wie Brasilien".

Den Vorwurf Schweinsteigers, die Spieler hätten "nicht gebrannt", hatte Flick sich nicht gefallen lassen. Er stimme der Aussage nicht zu, "weil das absoluter Quatsch ist", blaffte der Bundestrainer, und er fragte den Weltmeister von 2014: "Woran machst du das fest?"

Die Antwort: "Brennen heißt ja nicht nur immer attackieren, sondern auch im Kopf dabei zu sein. Wir haben zu oft den Gegenspieler freigelassen und nicht zugestellt, vor allem die Verteidiger. Da habe ich mir viel mehr erwartet." Bei ihm sei "der Funke nicht übergesprungen", sagte Schweinsteiger, dabei drehte er seinen Kugelschreiber nervös in der Hand. Er sei "enttäuscht und schockiert".

So halbwegs wurden sich die Zankhähne dann noch einig. Doch auch andere, die wie Christoph Kramer, Thomas Hitzlsperger oder Sami Khedira vor dem letzten Gruppenspiel noch felsenfest vom Weiterkommen überzeugt waren, gaben nun wieder den Kritiker. "Es gehört beim DFB dazu, dass jede Position hinterfragt wird. Da gehört auch der Trainer dazu. Alle", sagte der frühere Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack.

Eindringlich warnte Ballack bei "MagentaTV" vor einer Wiederholung der Fehler von 2018. Damals habe "der Präsident sich kurz nach dem Ausscheiden hingestellt und gesagt: Der DFB und sein Trainerteam analysieren das jetzt - und dann macht Jogi (Joachim Löw, d. Red) weiter." Erste Tendenzen in diese Richtung sind allerdings bereits zu erkennen - doch auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff wird diesmal hinterfragt werden.

Khedira, ein weiterer Weltmeister von 2014, analysierte für die ARD, Flick habe sich in der Taktik "verzockt". Er selbst sei "sprachlos, enttäuscht und wütend. Ich bin geschockt." Andererseits habe Flick bei Bayern München seine Klasse nachgewiesen: "Er ist streng, aber gleichzeitig auch ein Menschenfänger. Ich würde mir wünschen, dass Hansi bleibt. Ich sehe ihn trotz des Ausscheidens als einen richtig guten Trainer."

Darüber befinden wird Oliver Bierhoff - sofern er nicht selbst enorm unter Druck gerät.

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