07.09.2021 14:55 Uhr

Flick: Wutrede à la Völler keine Option

Flick sieht Wut-Rede nicht als Option
Flick sieht Wut-Rede nicht als Option

Drittes Spiel, dritter Sieg: Hansi Flick plant in Island den perfekten Abschluss seiner ersten Länderspielphase.

Hansi Flick ruht in sich - und fürchtet auch auf der Vulkaninsel keinerlei Eruptionsgefahr. Ein emotionaler Ausbruch wie bei Rudi Völlers legendärem "Weißbier-Interview" vor genau 18 Jahren sei für ihn in Island "nicht vorstellbar, definitiv nicht", sagte der neue Bundestrainer und lächelte milde. Das liege zum einen an dem TV-Experten Lothar Matthäus, mit dem er gut befreundet ist, und überhaupt "würde ich das in der Form nie machen".

Bei der bislang letzten Reise der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf die Insel im Nordatlantik war Völler nach einem ernüchternden 0:0 vor einem Millionen-Publikum der Kragen geplatzt ("Scheißdreck!"). Von einem "absoluten Tiefpunkt" war die Rede. Flick dagegen flog beflügelt von der neu entfachten Euphorie rund um die DFB-Auswahl zum WM-Qualifikationsspiel am Mittwoch (20:45 Uhr/RTL).

"Wir sind absolut happy mit dem, was bei uns gerade passiert", sagte Flick, obwohl er in Reykjavik auf Marco Reus (Knieprobleme) verzichten muss. Doch auch ohne den Dortmunder habe er im Abschlusstraining noch in Stuttgart abermals "eine hohe Bereitschaft" gespürt, "den Ball früh zurückzugewinnen und unter Druck gute Lösungen zu finden". Das, betonte er zufrieden, "war einfach gut".

Wie das 6:0 gegen Armenien nach dem Stotter-Start der Ära Flick gegen Liechtenstein (2:0), mit dem die neue Nationalmannschaft das Publikum für sich einnahm. "Wir wollen unter Beweis stellen, dass das keine Eintagsfliege war", sagte Leon Goretzka. Damit Attribute wie Tempo, Spielwitz und Leidenschaft nach zwei herben Turnier-Enttäuschungen wieder fest mit der Nationalelf assoziiert werden.

Aus Stuttgart wurde sie am Dienstag von 50 kreischenden Teenies ("Leon, wir lieben Sie!") verabschiedet. Flick und die Stars genossen die Begeisterung, standen für Selfies bereit und gaben Autogramme. Sportlich sieht Flick die Auswahl nach sieben Trainingstagen auf einem guten Weg. "Die Spielidee - man hat das Gefühl, die Mannschaft hat das Ganze verinnerlicht", sagte er. Der deutlich aktivere Ansatz "tut uns gut".

Flick warnt: Hier muss das DFB-Team höllisch aufpassen

Der neue Chef ist davon so sehr überzeugt, dass er dem Gegner nur nebenbei Beachtung schenkt. "Es ist entscheidend, dass wir wissen, welche Qualität wir haben", sagte Flick und betonte das Wir, "da ist es mir nicht wichtig, wer gegenüber ist."

In Sachen Startelf gab Flick erneut keinerlei Aufschluss. Für Reus, meinte Goretzka, könnten Ilkay Gündogan, Kai Havertz oder Jamal Musiala auf der Zehn spielen: "Da sind wir hervorragend aufgestellt, können uns als deutsche Fußballnation glücklich schätzen."

Havertz ist nach seinem Infekt ebenso dabei wie Robin Gosens, der seine Fußverletzung überstanden hat. Beide seien einsatzfähig, sagte Flick, der Ridle Baku aus dem Kader strich. "Er hätte es genau so verdient gehabt, aber es sind nur 20 plus drei berechtigt zu spielen", sagte er bedauernd.

Erst am Spieltag im Grand Hotel mit Meerblick will Flick seine Spieler auf den Gegner einstellen. Die Nordmänner, in der Gruppe J acht Punkte hinter Tabellenführer Deutschland Vorletzter, seien kopfballstark und "bei Standards sehr kreativ. Da müssen wir höllisch aufpassen", warnte Flick.

Wenn das nicht gelinge, könne er seine Anweisungen auch ohne verbalen Ausbruch durchaus scharf rüberbringen, sagte Flick: "Wenn Sie meinen, ich bin lieb und nett, mag das stimmen. Aber ich kann die Dinge auch anders gestalten, wenn es notwendig ist."

Goretzka, Flicks Schüler schon in München, ist jedenfalls gewarnt. "Wir sollten zusehen", sagte er in Anlehnung an den wütenden Völler, "dass Hansi nach dem Spiel nicht in eine ähnliche Situation gerät."

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