Portugal-Coach Santos gewinnt CR7-Wette

Fernando Santos passt so gar nicht in die Schablone der neuen Trainer-Generation. Erfolg hatte Portugals Coach trotzdem immer.
Auf diesen Moment hatte Fernando Santos gewartet. "Ah, danke für die Frage. Ich bekomme jetzt einen Kaffee ausgegeben. Ich habe darauf gewettet", sagte Portugals Trainer. Ein Lächeln huschte über sein zerfurchtes Gesicht - das sich, kaum hatte er seinen Satz zu Ende gesprochen, schlagartig wieder verflüchtigte.
Santos ist genervt. Egal, wo er auftaucht, egal, wo er spricht: Alles dreht sich nur um Cristiano Ronaldo. "Würde er alleine spielen, würde er verlieren", sagte der Coach im Vorfeld des WM-Achtelfinales des Europameisters gegen Uruguay: "Selbst wenn du drei Tore erzielst, benötigst du ein Team. Wenn zwei Mannschaften sich egalisieren, klar, dann kann Individualität den Unterschied ausmachen. Aber es spielen zwei Teams gegeneinander."
Der Ärger von Santos ist nachvollziehbar. Seit vier Jahren coacht der heute 63-Jährige die Selecao, führte ein abgestürztes Team aus den Niederungen des Weltfußballs (Vorrunden-Aus 2014) zurück an die internationale Spitze - doch das öffentliche Interesse gehört ständig und immer einzig dem Superstar von Real Madrid.
Kein Star-Trainer der "neuen Schule"
Dabei ist die Geschichte des kauzig wirkenden Santos überaus spannend. Santos ist anders. Er ist kein "moderner", perfekt gestylter und medienwirksam in Szene gesetzter Star-Trainer wie Pep Guardiola oder José Mourinho es heute sind. Er ist auch kein Fußball-Philosoph der alten Schule - im Gegenteil: Santos tanzt gern aus der Reihe.
Er raucht, trinkt Bier (und macht in der Öffentlichkeit keinen Hehl daraus) und gilt als unberechenbar: Nicht selten stauchte er seine Spieler in der Vergangenheit beim Training gehörig zusammen - und selbst Journalisten sind vor seinen Attacken auf Pressekonferenzen nicht sicher. Santos ist ein Mann aus dem Volk, was wohl auch mit seinen Anfängen im Handwerk zu tun hat.
Rückblende: Irgendwann hatte Fernando Santos keine Lust mehr. Tagein tagaus schraubte der junge Mann an technischen Geräten herum, verdingte sich jahrelang als Elektroingenieur, bevor er schließlich den folgenschweren Entschluss fasste: Santos sattelte um und übernahm das Traineramt bei einem portugiesischen Drittligisten - "aus Spaß", wie er sagt. Jetzt, mehr als 30 Jahre später, gehört er zu den Schwergewichten der Branche.
Starke WM-Bilanz mit Griechenland
Was Santos auch anpackte, es gelang. 2014 führte Santos Griechenland zum ersten Mal in der Geschichte in die K.o.-Phase einer WM, Portugal hievte er zwei Jahre später erstmals auf den EM-Thron. Und das, zur Erinnerung, im Finale größtenteils ohne den verletzten Ronaldo. Dass der Fußball, den seine Mannschaft spielte, wenig ansehnlich war, störte ihn nicht. Er war sogar stolz darauf: "Wenn die anderen sagen, dass wir hässlich spielen und unverdient gewinnen, gehe ich glücklich nach Hause."
Wohl auch deswegen war er in Griechenland lange Zeit beliebter als in seinem Heimatland, viermal wurde er zum Trainer des Jahres gewählt, als er in Porto, Athen oder Saloniki arbeitete. Als griechischer Nationaltrainer machte er erstmals international auf sich aufmerksam, als er 2012 bei der EM das Viertelfinale erreichte und zwei Jahre später in Brasilien ins Achtelfinale vorstieß. Danach griff Portugals Verband zu - und feierte den größten Erfolg seiner Geschichte.