28.06.2018 10:18 Uhr

Brasilien voller Demut vor Duell mit DFB-Schreck Mexiko

Die Selecao kommt langsam in Fahrt
Die Selecao kommt langsam in Fahrt

Die historische Schmach des Titelverteidigers soll Brasilien eine Warnung sein. Als Neymar und seine Kollegen nach dem souveränen WM-Achtelfinaleinzug im Morgengrauen zurück ins Teamquartier flogen, schwor der Superstar die Seleção schon auf das K.o.-Duell mit Deutschland-Bezwinger Mexiko ein.

"Team, Mannschaft, Freunde, Familie, oder nenn es, wie du willst: vereint und fokussiert auf das eine Ziel", schrieb der 26-Jährige zu einem Foto aus dem Flieger im Kreise der brasilianischen WM-Auswahl. Die Botschaft ist klar: Im Gegensatz zum großen Rivalen will sich der fünfmalige Weltmeister beim Turnier in Russland keinen Ausrutscher auf dem Weg zum Titel erlauben.

Das peinliche Scheitern Deutschlands hätten sie vor ihrem eigenen 2:0-Sieg gegen Serbien keinesfalls verfolgt, beteuerten die Brasilianer anschließend unisono. Und doch zogen sie wichtige Lehren für ihre weiteren Auftritte aus der Kunde vom ersten Vorrunden-K.o. des Teams von Joachim Löw.

"Das deutsche Aus zeigt, dass dieser Wettbewerb sehr hart ist. Die Ergebnisse sind so eng", sagte Team-Manager Edu Gaspar mit Blick auf den kommenden Brasilien-Gegner, der Deutschland zum Turnierstart früh entzaubert hatte. "Wenn du einmal nicht konzentriert bist, bist du draußen. Mexiko ist eine sehr gute Mannschaft."

Paulinho ist das Deutschland-Aus egal

Doch unter Coach Tite hat sich auch die Seleção in den vergangenen zwei Jahren wieder in ein gut funktionierendes Kollektiv entwickelt. Dass ihnen nun die herbeigesehnte Chance auf Wiedergutmachung für die 1:7-Katastrophe von der Heim-WM vor vier Jahren gegen Deutschland genommen wurde, spielten die brasilianischen Profis gekonnt herunter.

"Deutschland ist ausgeschieden? Mich interessiert nur Brasilien", behauptete Paulinho, der nach seinem 1:0 als Spieler des Spiels ausgezeichnet wurde. "Wir sind im Achtelfinale - das ist die Hauptsache."

Und dort gehört der Rekord-Weltmeister nun endgültig zu den Titelfavoriten. Diesen Status wies Tite allerdings direkt weit von sich. "Wir leben nicht von Erwartungen, sondern von Realitäten", betonte der Coach auf die Frage nach seiner Meinung zur Einstufung als heißester Kandidat an den Wettmärkten. "Buchmacher und all das interessieren mich nicht. Für uns geht es nur darum, stärker zu werden und zu wachsen."

Brasilianische Presse: "Der Star wacht auf"

Dies ist in diesem Turnier bislang gelungen. Der erste Treffer nach Vorarbeit des wieder einmal überragenden Philippe Coutinho bewies, dass selbst ohne den omnipräsenten Neymar Geniestreiche gelingen können.

Auch wenn der 222-Millionen-Euro-Mann von Paris Saint-Germain sich langsam wieder seiner Topform nähert, ist Brasilien nicht mehr so abhängig von ihm wie noch beim Halbfinal-Aus 2014. "Der Star wacht auf", schrieb die Zeitung "Estado de Sao Paulo". "Der bessere Neymar", titelte "globoesporte". "Der Angreifer ändert sein Verhalten, spielt für die Mannschaft und macht gegen Serbien sein bestes Spiel bei der WM."

Zumindest den zweiten Treffer durch Thiago Silva legte Neymar dann auch noch selbst per Ecke auf. Anschließend versöhnte er sich mit großer Geste wieder mit dem Innenverteidiger, der sich zuvor noch "traurig" über Neymars Schimpftirade gegen ihn beim 2:0-Zittersieg über Costa Rica geäußert hatte.

Und da Brasilien in vier WM-Spielen gegen Mexiko ohne Niederlage noch eine makellose Bilanz aufweist, war Coach Tite vor der Partie am Montag in Samara eigentlich rundum glücklich. Ein Verlangen hatte der 57-Jährige dann aber doch noch. "Ich habe Spaß, ich werde mir heute Abend einen Drink erlauben", sagte Tite beschwingt. Und was stand auf seiner Wunschliste: Natürlich Caipirinha.

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