08.06.2018 00:00 Uhr

Schweden will auch ohne Ibra zaubern

Schweden will bei der WM auch ohne Ibra zaubern
Schweden will bei der WM auch ohne Ibra zaubern

Schweden hat es ohne Zlatan Ibrahimovic erstmals nach zwölf Jahren wieder zu einer WM geschafft. Deutschlands Gruppengegner will auch dort ohne den einstigen Superstar auskommen.

Es war Ende April, als es den Schweden zu bunt wurde mit den anhaltenden Spekulationen. Nein, ließ Lars Richt, der Sportdirektor des schwedischen Verbandes, ausrichten, "Zlatan hat es sich nicht anders überlegt". Im Klartext: Zlatan Ibrahimovic stehe zu seiner Entscheidung, nicht mehr für die schwedische Nationalmannschaft zu spielen.

Nationaltrainer Janne Andersson hat ohnehin nie daran geglaubt, dass Ibrahimovic seinen Rücktritt, den er nach der EM 2016 in Frankreich bekannt gegeben hatte, rückgängig macht. Er rief den Rekordtorschützen, mittlerweile bei Los Angeles Galaxy in der nordamerikanischen Profiliga MLS beschäftigt, auch nie an, um ihn zur Rückkehr zu bewegen.

Genervt hat die Schweden das Thema dennoch: Hatten sie es nicht ohne Ibrahimovic zur WM geschafft, erstmals seit zwölf Jahren? "Wir müssen endlich anfangen, über die großartigen Spieler zu reden, die wir in dieser Mannschaft haben", forderte Andersson.

Der Coach hat als Nachfolger von Erik Hamren das System der Schweden grundlegend anders ausgerichtet. Mit Ibrahimovic wirkte die Mannschaft stets eindimensional, jetzt ist sie weit weniger ausrechenbar. Emil Forsberg treibt das schnelle Umschaltspiel an, nun verteidigen alle zehn Feldspieler. Ibrahimovic, sagte Schwedens Fußball-Legende Kurt Hamrin, sei "eine Qual" gewesen auf dem Platz, "die Tatsache, dass er nicht mehr dabei ist, ermöglicht es jedem, zu wachsen und mehr Verantwortung zu übernehmen".

Was daraus entstehen kann, haben die Schweden in den Playoffs gegen Italien bewiesen. In Russland soll die Geschlossenheit zum Einzug ins Achtelfinale führen, wie 2002 und 2006, denn, betonte Andersson, nur dabei zu sein, das sei ihm zu wenig.

  • Der Star: Albin Ekdal

Tatsächlich trifft auf die "Blaagult" eine Plattitüde zu: Der Star ist die Mannschaft. In dieser ist Emil Forsberg von RB Leipzig neben Abwehrspieler Victor Lindelöf (Manchester United) immerhin einer von zwei Spielern mit einem aktuellen Marktwert im zweistelligen Millionenbereich.

Aber: Geht es nach Nationaltrainer Janne Andersson, dann steht Albin Ekdal vom Hamburger SV über allen anderen. Andersson sieht ihn als seinen Strategen an, er betont, dass Schweden immer dann gut spielt, wenn Ekdal dabei ist. Das große Problem: Ekdal hat eine Krankenakte, die dicker ist, als die seiner Einsätze. Dem HSV fehlte er in dieser Saison bereits in 15 Begegnungen: Rücken, Oberschenkel, Innenband, Sprunggelenk.

Ekdal hat erst rund 30 A-Länderspiele, in der WM-Qualifikation plus Playoffs kam er zu sieben Einsätzen. Zur Freude von Andersson. "Albin", betonte der Nationaltrainer jüngst dem kicker, "verfügt über eine Ganzheitlichkeit, die im Vergleich zu anderen Spielern eine Extra-Dimension beinhaltet. Das will ich gerne auf dem Platz sehen." Jetzt muss Ekdal nur noch gesund bleiben.

  • Der Trainer: Janne Andersson

Janne wer?, mag sich mancher gedacht haben, als Schweden nach der EM 2016 einen neuen Nationaltrainer berief. Denn dieser Jan Olof, genannt Janne Andersson wirkte wie eine Verlegenheitslösung. Die Vorgänger hießen immerhin Erik Hamren, Lars Lagerbäck und Tommy Söderberg, Trainer, deren Namen durchaus einen guten Klang hatten im schwedischen Fußball.

Andersson? Spielte immer nur unterklassig, bisweilen auch als Spielertrainer. Als Cheftrainer aber machte er nicht selten aus wenig viel. Halmstad IK, den Verein seiner Heimatstadt, führte Andersson 2005 als Vizemeister in den damaligen UEFA-Pokal, unter seiner Regie gewann IFK Norrköpping 2016 erstmals seit 26 Jahren wieder die schwedische Meisterschaft.

Etwaige Zweifel an seiner Kompetenz beseitigte Andersson mit der geglückten WM-Qualifikation. Hinter Frankreich qualifizierte sich Schweden vor den punktgleichen Niederländern für die Playoffs, dort düpierten die Skandinavier dann den viermaligen Weltmeister Italien. Unter Andersson schafften es die Blaagult damit zum ersten Mal seit 2006 wieder zu einer WM. Noch Fragen?

  • Die Prognose:

Mit Mexiko werden sich die Schweden in der Gruppe F vermutlich um den zweiten Platz streiten. Dabei winkt den Tre Kronor ein Duell auf Augenhöhe. Dass sich die Schweden nicht verstecken müssen, haben sie nicht zuletzt mit ihren Siegen in der WM-Quali gegen Frankreich und Italien eindrucksvoll gezeigt.

Prunkstück des Teams ist die Defensive. Verrichtet sie ihre Arbeit in Russland wie erhofft, ist das Achtelfinale möglich - auch ohne den immer noch alles überstrahlenden Zlatan Ibrahimovic.

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