08.10.2017 11:45 Uhr

"Superminister" Bierhoff plant den DFB 3.0

Auf Oliver Bierhoff kommen in Zukunft neue Aufgaben zu
Auf Oliver Bierhoff kommen in Zukunft neue Aufgaben zu

Oliver Bierhoff, sagt DFB-Präsident Reinhard Grindel, habe "eine überragende Bedeutung" für den Deutschen Fußball-Bund. Grindel schwärmt von der "hohen sportlichen Qualifikation und hohen sozialen Kompetenz" des ehemaligen Nationalstürmers, den er als "tollen Botschafter" des Verbandes sieht. Und so überrascht es nicht, dass Bierhoffs ohnehin wichtige Rolle beim DFB in Kürze sogar noch gestärkt werden wird.

Bierhoff soll im Rahmen der Strukturreform, die am 20. Oktober auf der Präsidiumssitzung beschlossen und im Januar umgesetzt werden dürfte, zum "Direktor Elitefußball" aufsteigen. Die Direktion ist eine von nur noch vier statt wie bisher sieben unter der Hoheit von Generalsekretär Friedrich Curtius: Heike Ullrich, Direktorin für Frauen- und Mädchenfußball, fällt zudem der Bereich Verbände/Amateure zu. Ulrich Bergmoser kümmert sich um Finanzen und Internes, Mediendirektor Ralf Köttker ist dann zusätzlich für Fan-Belange zuständig.

Das Aushängeschild Nationalmannschaft und alles was dazugehört ist Bierhoffs Metier, sein Aufgabengebiet umschreibt er im "ARD"-Hörfunk so: "Wir müssen Entwicklungen erkennen, Maßnahmen ergreifen und Strategien entwickeln, damit Erfolg weiter garantiert ist. Wir dürfen nicht den Fehler machen zu glauben, dass das von alleine kommt." Ein zentraler Baustein dabei ist die Akademie in Frankfurt, die Ende 2020 bezogen sein soll.

Posten des Sportdirektor wird abgeschafft

Bisher verantwortet Bierhoff deren Planung. Wenn der Manager der Nationalmannschaft zum DFB-Direktor aufgerückt sein wird, wird die Akademie eine von drei Säulen im Elitebereich sein; voraussichtlich unter dem ehemaligen Hockey-Bundestrainer Markus Weise. Georg Behlau (Nationalmannschaft) und Joti Chatzialexiou (U-Bereich) bleiben Büroleiter - ein klassischer Sportdirektor, wie es ihn seit 2006 gibt, wird nicht mehr gebraucht.

"Hinter allem steckt der grundsätzliche Gedanke: Wie können wir den deutschen Fußball, unsere Spieler, Trainer und Schiedsrichter weiter in der Weltspitze halten und die gesamte Fußball-Familie, auch die kleinen Vereine, daran teilhaben lassen", sagt Bierhoff in der "Sport Bild".

Bierhoff sucht den "deutschen Guardiola"

Nach den ehemaligen Nationalspielern Miroslav Klose (Stürmertrainer) und Sebastian Kehl (Spielermentoring) will er weitere frühere DFB-Stars wie Philipp Lahm, Per Mertesacker oder Bastian Schweinsteiger für den Verband gewinnen. "Es wäre schade, wenn das große Wissen und die Erfahrungswerte dieser Spieler verloren gehen." Einer von ihnen soll "zu einem deutschen Guardiola" reifen.

Dafür kooperiert Bierhoffs Bereich mit dem US-Klub San Jose Earthquakes im Silicon Valley, setzt Schwerpunkte wie maschinelles Lernen, Leistungs- und Spielanalyse, Spielentwicklung - alles mit dem Ziel, einen zukunftsfähigen, technik- und wissenschaftbasierten DFB 3.0 zu bauen.

Planungen für die "Post-Jogi-Löw-Ära"

Und welche Rolle kommt Joachim Löw zu? "Ich sehe seine Aufgabe als Impulsgeber, als Experte, der sein Wissen immer wieder in das System reingibt", sagt Bierhoff, "aber nicht operativ umsetzt." Das würde angesichts der anderen, vielfältigen Aufgaben des Bundestrainers den Rahmen sprengen.

"Superminister" Bierhoff, wie er anlässlich seines neuen Jobprofils schon genannt wird, denkt aber bereits weiter, an eine "Post-Jogi-Löw-Ära". Dann - nach aktueller Lage nicht vor 2020, wenn Löws Vertrag ausläuft - soll es so sein, "dass der Bundestrainer, natürlich immer mit einer gewissen Sonderstellung, in den gesamten Trainerstab eingegliedert wird und sich dort auch einbringt".

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten