Neue Ruhe für den Sturm

Guido Burgstaller steht vor einer großen Chance. Fast genau ein Jahr nach seinem letzten Einsatz für das ÖFB-Team, kann der bisher neunfache Internationale seine Stürmerqualitäten erneut unter Beweis stellen.
"Ich bin sehr, sehr glücklich, wieder dabei sein zu dürfen und stolz, es zurückgeschafft zu haben." Guido Burgstaller gab sich bei der Pressekonferenz am Dienstag im Ernst Happel-Stadion keine 24 Stunden nach dem Einrücken ins ÖFB-Teamcamp geradezu zurückhaltend. "Groß hat sich nicht viel verändert. Außer, dass wir in einem neuen Hotel sind. Es sind die selben Jungs, es ist super gemütlich mit ihnen. Man freut sich aufs Training"
Neun Einsätze stehen im A-Team zu Buche, kein einziges Mal spielte der 27-Jährige durch. Auf seinen Premierentreffer wartet Burgstaller noch: "Ich hoffe, dass es im Team nun endlich auch klappt." Am Freitagabend (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) bietet sich mit dem WM-Qualifikationsspiel gegen Moldau die erste Gelegenheit. Vorausgesetzt er erhält Einsatzzeit.
Die Burgstaller-Bilanz in dieser Saison gebietet Ehrfurcht. Für den Zweitligisten 1. FC Nürnberg schrieb der Kärntner in 18 Pflichtspielen 14 Mal an. Seit dem Wechsel zum FC Schalke 04 in der Winterpause erzielte er in 14 Spielen sechs Treffer. Der "Burgknaller" hat auf Schalke richtig gezündet. "In manchen Momenten ist das schon schwierig zu realisieren, dass das so abgelaufen ist", sagte Burgstaller rückblickend. "Ich will hart arbeiten, dass das keine Eintagsfliege ist und auch in Zukunft für Furore sorgen.
Verpatzter erster Schritt ins Ausland
Seit der verpatzten EM im Sommer 2016 wurden die Rufe nach Guido Burgstaller lauter. Teamchef Marcel Koller hat ihn nun jedenfalls einberufen. "Er ist uns früh aufgefallen", erinnerte der Schweizer an 2012. Damals feierte Burgstaller beim Heim-Debüt von Koller ebenfalls seinen Einstand. "Dann hat er den Verein gewechselt, von Rapid nach England (zum walisischen Verein Cardiff City, Anm.). Da hat er leider nicht gespielt. Die Geschichte kennen wir ja", so Koller.
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Der Teamchef schätzt am Rückkehrer, dass er "ackert, beidfüßig ist" und sich viele Chancen selbst herausarbeitet. "Nur die Ruhe hat gefehlt", wiederholte Koller, warum er Burgstaller zeitweise nicht berücksichtigte. "Die hat er jetzt gefunden. Das Selbstvertrauen ist wichtig. ich kann ihm jetzt nur mitgeben, sich nicht zu viele Gedanken zu machen und das Gefühl mitzunehmen."
Bei der Kaderbekanntgabe scherzte Marcel Koller noch, dass er dem Torjäger notfalls ein königsblaues Dress überziehen würde. Ehe Österreich zum zweiten Mal nach dem Spiel um den dritten Platz bei der WM 1934 in die Verlegenheit kommt, diese Farbe tragen muss, gab es Entwarnung: "Ich hab ja rot schon in Nürnberg getragen und auch dort Tore schießen können."
Abgeklärter
Guido Burgstaller erklärte sich die in ihm nun vorhandene Ruhe folgendermaßen: "Das kommt mit dem Alter. Wenn man die Situationen schon öfter vor dem Kopf hatte, weiß man, wie man das besser lösen kann. Das funktioniert in den letzten zwei Jahren ganz gut vor dem Tor."
Bei Rapid, Nürnberg und auch im ÖFB-Team kam Burgstaller auf den Seiten zum Zug. Koller sieht ihn nun im Angriffszentrum am besten aufgehoben. "Wenn er links und rechts ausbrechen kann, ist das für seine spielerischen Qualitäten optimal."
Bei Schalke hat Burgstaller mit einem in dieser Form nicht erwarteten Start prominente Konkurrenten im Sturm ausgestochen. Das Comeback im ÖFB-Team ist der Lohn langfristiger Arbeit. Ist es daher höher einzustufen? "Von der Wertigkeit ist es für mich gleich", so Burgstaller. "Man will beim Verein und im Nationalteam natürlich seine Leistung abliefern. Es wird Zeit, dass ich das hier auch einmal mache", erklärte der Angreifer, "aber ich mache mir keinen Druck und bin ziemlich relaxt." Da ist sie, die Ruhe für den Sturm.
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Sebastian Kelterer