11.11.2016 10:37 Uhr

San Marino: "Torjäger" mit Legendenstatus

Mattia Stefanelli, der
Mattia Stefanelli, der "Torjäger" in den Reihen San Marinos

Andere Länder, andere Sitten: In San Marino wird man schon durch einen einzigen Länderspieltreffer zur Fußball-Legende. Mattia Stefanelli und Andy Selva sind die "Torjäger" des DFB-Gegners.

Der Jubel kannte keine Grenzen mehr, die Party begann schon auf dem Platz in Oslo. Mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen Norwegen hatte sich Mattia Stefanelli zur lebenden Fußballlegende San Marinos geschossen.

Dass die Partie gegen einen wie immer überlegenen Gegner am Ende mit 1:4 verloren ging, interessierte bei den San-Marinesen am Abend dieses 11. Oktober in Norwegens Hauptstadt niemanden. Stefanelli war der Held des Tages, wurde zum Idol einer ganzen Republik. 

"Das hat unglaublich viele Gefühle ausgelöst. Das ist sowohl für mich als auch die ganze Nation etwas ganz Besonderes", fand sich der 23-jährige Vermessungstechniker im siebten Fußballhimmel wieder.

Jetzt träumt der Schütze des ersten san-marinesischen Tores bei einer WM-Qualifikation seit dem 1:5 gegen Polen im Jahr 2013 auch von einem Treffer gegen den Weltmeister Deutschland.

Mischung aus Größenwahn, Ironie und Galgenhumor

In Stefanellis 30.000-Seelen-Heimatland zumindest glauben die euphorischen Fans mit einer Mischung aus Größenwahn, Ironie und Galgenhumor an die ganz große Sensation gegen die DFB-Elf, mit der sich die Südeuropäer am Freitag (20:45 Uhr) in Serravalle zum ungleichen Kräftemessen treffen.

So wird das krankheitsbedingte Fehlen des deutschen Keepers Manuel Neuer auf der Twitterseite des nationalen Fußballverbandes kurzerhand mit der Angst des Welttorhüters vor der Offensivkraft der Amateurkicker erklärt.

Trainer Pierangelo Manzaroli zeigte sich da schon etwas geerdeter. Als Ziel für die Länderspiele des 201. der FIFA-Weltrangliste gegen den amtierenden Weltmeister formulierte wie auch schon zuvor gegen Norwegen oder Nordirland: "Wir wollen unsere Spiele immer ausgeglichener gestalten, größeren Respekt bekommen und als Team Charakter zeigen."

Für "Star-Stürmer" Stefanelli bedeutet das dennoch, gegen die DFB-Elf sein nächstes "Tor der Woche" anzupeilen. Denn mit eben jenem Titel wurde der halbprofessionell im italienischen Novafeltria kickende Torschütze vom US-amerikanischen TV-Sender "CNN" im Oktober ausgezeichnet.

San-Marino-Kapitän Vitaoli: "Größte Emotion, die ich je erlebt habe"

Ähnliche Träume hegt auch Stefanellis Teamkollege Andy Selva, der in seiner Heimat ebenfalls als Fußball-Ikone verehrt wird. Der 40-Jährige hatte es in Italiens einst bis in die Serie B geschafft und ist mit acht Länderspieltreffern der Rekordtorschütze seines Landes.

Zum Vergleich: In der DFB-Elf kam sogar ein Christian Ziege einst auf neun Treffer.

Altmeister Selva darf unter Manzaroli immer noch ran und wurde zuletzt häufiger für Stefanelli eingewechselt. Der Ex-Spielführer hat in seiner 18-jährigen Länderspielkarriere übrigens schon einiges erlebt.

Nicht nur beim legendären 0:13 gegen Deutschland im WM-Jahr 2006 war er mit von der Partie. Auch beim einzigen Sieg der Landesgeschichte stand er auf dem Platz: einem 1:0-Testspielerfolg gegen Liechtenstein 2004.

Wie bedeutsam schon ein einziger eigener Treffer im Trikot des Nationalteams für jeden einzelnen Akteur ist, weiß auch San Marinos aktueller Mannschaftskapitän Matteo Vitaioli.

"Ich habe schon mal ein Tor gemacht, gegen Litauen war das. Das war die größte Emotion, die ich je erlebt habe", sagte der 27-Jährige im Vorfeld des größten Spiel des Jahres für die älteste Republik der Welt. "Ich wüsste gar nicht, wie ich reagieren sollte, wenn ich gegen Deutschland treffen würde. Das wäre groß, ein Traum."

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