08.10.2016 19:00 Uhr

Österreich in Serbien vor nächster Hürde

Robert Almer war beim Abschlusstraining nicht dabei
Robert Almer war beim Abschlusstraining nicht dabei

Österreich steht am Sonntag (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) vor der nächsten Bewährungsprobe in der WM-Qualifikation für die Endrunde 2018 in Russland. Im Marakana von Belgrad trifft das ÖFB-Team auf Serbien, das seit 2010 auf eine Turnierteilnahme wartet.

Ein Verdauungsprozess braucht Zeit. Im Falle des ÖFB-Teams, das nach einer außergewöhnlichen Qualifikation eine enttäuschende EM-Endrunde zu verarbeiten hat, ist es vor allem Erfolg, der die Körper wieder aufrichten soll. 

"Wir haben nach Georgien gesagt, uns fehlt der Rhythmus. Gegen Wales waren wir in der Defensive kompakter und bewusster, in der Offensive haben wir die Ruhe bewahrt. Das wird auch wichtig sein in Serbien", erklärte ÖFB-Teamchef Marcel Koller vor dem dritten Auftritt in der WM-Quali.

Koller setzte am Freitag aufgrund des dichten Länderspiel-Programms auf Regeneration. "Die Spieler sollen die Köpfe frei bekommen. Es reicht, wenn der Trainer immer nur Fußball im Kopf hat." Gelockert wurde tags darauf die kurze Flugreise Reise nach Belgrad angetreten. Vor dem Spiel am Sonntag musste Koller noch einmal "reinspüren" in seine Mannschaft.

Koller gibt Almer Zeit

"Man muss schauen, ob einer völlig platt ist und wie es mit Verletzungen aussieht", führte der Schweizer weiter aus. Bei Robert Almer ist Geduld angesagt. Der Tormann musste beim 2:2 gegen Wales nach knapp einer Stunde wegen einer Wadenverhärtung ausgewechselt werden. Ob er gegen Serbien einsatzfähig ist, werde am Matchtag entschieden. "Soviel Zeit gebe ich ihm", so Koller. Das Abschlusstraining hat der Austrianer nicht mitgemacht.

Ansonsten kündigte der Teamchef an, "nicht alles auf den Kopf stellen" zu wollen. Wer sich aus der jüngsten Startelf als fit erachtet wird, darf wohl auch gegen Serbien beginnen. Alessandro Schöpf, Österreichs einziger EM-Torschütze, statt dem "Mentalitätsmonster" Marcel Sabitzer am rechten Flügel den Harnik-Ersatz geben zu lassen, ist immerhin eine Überlegung wert: "Er hat immer gezeigt, dass wenn er reinkommt, er etwas bewegen will."

Marc Janko wird wieder beginnen dürfen. Er ist Österreichs Torgarant in der Fremde, hat in der EM-Qualifikation an allen Spielorten getroffen. Ob es nach der Verletzungspause zum zweiten Vollzeit-Einsatz binnen weniger Tage reicht bleibt freilich abzuwarten.

Marko Arnautović war gegen Wales der herausragende Spieler, wird von Marcel Koller auf dem Weg zum Führungsspieler gesehen. Gegen die Heimat seines Vaters ist er extra motiviert. Das heißt aber nicht, dass er automatisch dem Spiel seinen Stempel aufdrücken kann. "Vorgängig kann man nicht sagen, dass der und der etwas entscheidendes machen wird. Das ist vom Spiel und dem Gegner abhängig. Wir haben Spieler, die auf einem hohen Level spielen können. Sonst wären sie nicht da", sagte Koller.

Die Qualität sah Marcel Koller auch beim Gegner. "Als Außenstehender ist es überraschend, dass Serbien nicht öfter bei einer Endrunde ist. Sie haben individuell gute Spieler, die bei Topvereinen sind." Er freue sich auf ein "Topspiel".

Serbien auch ein bisschen Wales - nur anders

Serbien wurde genau unter die Lupe genommen, wie Florian Klein berichtete: "Was wir bei der Videoanalyse gesehen haben, spielen sie ein ähnliches System wie Wales. Auch mit einer Dreierabwehr. Sie haben im offensiven Bereich sehr viel Qualität. Vielleicht kann man sie mit der von Wales vergleichen, nur ist sie etwas breiter aufgeteilt."

Hauptaugenmerk sei für Klein drauf zu legen, dass die Serben in Schach gehalten werden sollen. "Aber genauso wie gegen Wales ist es wichtig, dass wir das nicht nur eins gegen eins lösen, sondern dass zu zweit, zu dritt die Räume eng machen." Auch bei Standards sei die gesamte Mannschaft gefordert, wie nicht zuletzt der Einwurf-Themenabend mit Gareth Bale lehrte. "Erste Hälfte hatten wir Probleme. Zweite Hälfte haben wir dann jeden Einwurf sehr gut verteidigt. Vielleicht hätten wir uns früher darauf sensibilisieren müssen", meinte Klein.

Mit dem zum Hamburger SV abgewanderten Filip Kostić trifft Florian Klein zudem einen ehemaligen Mitspieler beim VfB Stuttgart, kennt daher dessen Qualitäten: "Starker linker Fuß, er geht sehr geradlinig die Linie runter und gibt scharfe Flanken. Das wird ein interessantes Duell, gut für mich, dass ich ihn schon kenne." 

"Uns erwartet eine schwere Aufgabe im defensiven Bereich", sagte Kapitän Julian Baumgartlinger, "grad vorne mit Tadić Kostić Mitrović, sofern sie so spielen, haben sie sehr gute Spieler. Aber auch wir werden unsere Momente haben." verzichten muss Serbien immerhin auf Chelsea-Star Nemanja Matić, der Bruder von Sturm-Legionąr Uros fehlt rotgesperrt.

Dass im Marakana, jetzt Stadion Rajko Mitic, wohl nur 25.000 Zuschauer dem Match folgen werden, ist für Baumgartlinger "angenehmer". Grundsätzlich sollten die Rahmenbedingungen aber egal sein. Koller warnt aber: "Sie haben das letzte Spiel gewonnen, wollen sicher den Schwung mitnehmen. Zu Hause spielen sie womöglich offensiver, machen mehr Druck."

Die Zuversicht ist dennoch groß, die von Baumgartlinger angestrebte "breite Brust" soll durch einen weiteren Punktgewinn oder gar Sieg erlangt werden. Aktuell halten in der Gruppe D vier Teams bei vier Zählern. Österreich und Serbien sind zwei davon. Es gilt dranzubleiben, der Wettlauf nach Russland wird bis zum Schluss spannend. Das sah auch Koller so: "Das werden alles enge Spiele. Ich hoffe, dass am Ende eine Kleinigkeit mehr auf unsere Seite fällt."

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Sebastian Kelterer, weltfussball.at aus Belgrad

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