Wales in historischer Hochphase

Österreich trifft am Donnerstagabend (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) im Wiener Ernst Happel-Stadion auf einen Gegner, der sich in einer historischen Hochphase befindet. Die Auswahl von Wales rangiert derzeit auf Platz zehn der FIFA-Weltrangliste und profitiert nach wie vor von der Euphorie, die durch den Semifinal-Einzug bei der EM 2016 in Frankreich ausgelöst wurde.
Wie groß das Selbstvertrauen der "Roten Drachen" ist, wurde erst zum Start der WM-Qualifikation wieder offensichtlich - die Waliser feierten einen 4:0-Kantersieg über die Republik Moldau, gegen die sich das ÖFB-Team in der abgelaufenen EM-Quali zu zwei knappen Erfolgen gemüht hatte. Aktuell gehört die Auswahl aus dem britischen Landesteil zur erweiterten Weltspitze, nachdem sie jahrzehntelang ein Mauerblümchen-Dasein gefristet hatte.
Der walisische Fußball-Verband wurde bereits 1876 gegründet und ist damit nach den Föderationen Englands und Schottlands der drittälteste der Welt. Als Mitglied der sogenannten "Home Nations" verfügen die Waliser neben England, Schottland und Nordirland über ein Stimmrecht im International Football Association Board, das über die Fußball-Regeln wacht.
Nur 1958 reichte es zur WM-Teilnahme
Allerdings führt Tradition nicht automatisch zu Erfolgen: Nur ein einziges Mal schafften es die Waliser bisher zu einer Weltmeisterschaft - 1958 reichte es in Schweden immerhin zum Einzug ins Viertelfinale. Dort verlor man gegen den späteren Weltmeister Brasilien 0:1, der damals 17-jährige Pele erzielte in diesem Match sein erstes WM-Tor für die "Selecao".
Die Zeit danach war von regelmäßigem walisischen Scheitern geprägt. Daran änderte selbst die Tatsache nichts, dass die Waliser etwa in John Toshack, Ian Rush, Mark Hughes oder Ryan Giggs regelmäßig hochkarätige Spieler zur Verfügung hatten. Erst mit dem Aufstieg von Gareth Bale zum Weltklasse-Kicker wurde alles anders.
Der Superstar von Real Madrid ist das große Aushängeschild der Waliser, hat aber auch das Glück, von weiteren starken Profis flankiert zu sein. Dazu zählen zum Beispiel der gegen Österreich wegen einer Muskelverletzung fehlende Arsenal-Mittelfeldspieler Aaron Ramsey, Joe Allen von Stoke City oder Abwehrchef Ashley Williams von Everton.
Herausragende Leistungen bei der EM
Dank dieser mannschaftlichen Geschlossenheit glückte bei der erstmaligen EM-Teilnahme gleich der Vorstoß ins Semifinale. In der Gruppenphase gab es Siege über die Slowakei und Russland sowie eine Niederlage gegen England, danach folgten Triumphe über Nordirland und Belgien, ehe in der Vorschlussrunde gegen den späteren Europameister Portugal mit 0:2 Endstation war.
Damit gelang der Truppe von Teamchef Chris Coleman der größte britische Erfolg bei einem wichtigen Turnier seit Englands EM-Semifinal-Teilnahme 1996.
Die walisische Nationalmannschaft, die nur drei ihrer jüngsten 19 Bewerbspartien verloren hat und im Oktober 2015 sogar auf Weltranglisten-Platz acht stand, setzt sich größtenteils aus Spielern von englischen Ligen zusammen, in denen auch die wichtigsten walisischen Vereine wie Swansea City oder Cardiff City mitspielen. In der walisischen Liga sind nur zum Teil Profi-Vereine am Werk.
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apa/red