08.08.2016 21:19 Uhr

Gefahr Gruppensieg: DFB in der Zwickmühle

Silvia Neid legt es nicht darauf an, den Französinnen aus dem Weg zu gehen
Silvia Neid legt es nicht darauf an, den Französinnen aus dem Weg zu gehen

Auf Rechenspiele in der Reißbrett-Stadt haben die deutschen Fußballerinnen keine Lust. "Wir werden auf Sieg spielen, von Herumtaktieren halte ich gar nichts", sagte Spielführerin Saskia Bartusiak. Doch die kuriose Ausgangslage vor dem letzten Olympia-Gruppenspiel gegen Kanada am Dienstag (21:00 Uhr) in Brasilia lädt förmlich dazu ein.

Die Krux: Bei einem Sieg gegen den Tabellenführer der Staffel F (sechs Punkte) träfe die DFB-Auswahl (vier) als Gruppensieger im Viertelfinale wohl schon auf die gefürchteten Französinnen oder Angstgegner USA. Ein Remis aber sichert Platz zwei und mit (wahrscheinlich) Schweden oder China den leichteren Gegner. Bei einer Niederlage droht noch Rang drei, nur bei mehr als fünf Toren Unterschied das Aus.

Sollen die Deutschen im Nationalstadion Mané Garrincha also auf Unentschieden spielen? Und was, wenn Kanada das Spiel mit Blick auf die eigenen Medaillenambitionen womöglich abschenkt?

Bundestrainerin Silvia Neid winkte angesichts dieser Überlegungen ab. Sie will nach dem 6:1 gegen Simbabwe und dem 2:2 gegen Australien zwar Spielerinnen schonen, aber: "Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen. Ich habe in meiner langen Karriere auch noch nie erlebt, dass man auf Unentschieden spielt und das auch klappt. Das kann auch in die Hose gehen."

Herdman-Schachzug echauffiert Neid

Ihr kanadischer Kollege John Herdman dachte, das Viertelfinal-Ticket bereits in der Tasche, schon an die K.o.-Runde - und animierte beim Stand von 3:1 gegen Simbabwe seine mit Gelb vorbelastete Innenverteidigerin Kadeisha Buchanan, sich eine zweite Verwarnung abzuholen. Gegen Deutschland, so die Botschaft, kann sie ja ruhig aussetzen - Hauptsache, sie geht unbescholten in die heiße Phase des Turniers.

Das stieß Neid so richtig sauer auf. "Ich würde eine Spielerin nie zu so etwas auffordern. Das hat doch nichts mehr mit Fair Play zu tun", schimpfte die 52-Jährige. Die Spielerinnen, von denen sich einige nach der Ankunft am Sonntag bei hochsommerlichen Temperaturen im Hotel-Pool abkühlten, blieben cool. "Solche Spielchen machen wir nicht", sagte -Torhüterin Almuth Schult: "Wenn wir Gold holen wollen, müssen wir doch eh jeden schlagen."

Damit der Traum vom ersten Olympiasieg zum Abschied für Neid tatsächlich wahr wird, muss sich Schult wie der Rest des Teams aber erheblich steigern. Australien deckte am Samstag bedenkliche Schwächen in der Defensive auf, auch das Spiel nach vorne war alles andere als titelreif.

"Wir müssen vor allem eine echt gute Kompaktheit haben, wir waren viel zu löchrig", forderte Neid, die immer noch auf weitere Turniereinsätze von Simone Laudehr (Außenbandriss im Sprunggelenk) hofft: "Der Fuß wird von Tag zu Tag besser. Bis zum Viertelfinale werden wir eine Entscheidung treffen."

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