Liverpool gegen Manchester United! Das Hassduell der Premier League zieht die Fans an diesem Sonntag wieder in seinen Bann. Dass es sich bei diesem Aufeinandertreffen nicht um eine normale Rivalität handelt, zeigte die zwischenzeitliche Eskalation der Fede vor zehn Jahren.

Wir schreiben den 18. Februar 2006. Liverpool empfängt Manchester United im Achtelfinale des FA Cups an der Anfield Road. Peter Crouch schießt seine Reds in der 19. Minute in Führung - es soll bereits der 1:0-Siegtreffer sein. In die Geschichte der Rivalität geht das Match jedoch erst durch den Vorfall in der Schlussphase ein.

89. Minute - Liverpools John Arne Riise knallt einen indirekten Freistoß aus dem Mittelfeld Richtung Tor. Doch Uniteds Alan Smith wirft sich wagemutig in den Schuss. Der englische Nationalspieler knickt dabei allerdings böse weg und zieht sich offensichtlich eine Verletzung zu. Der Schiedsrichter unterbricht die Partie kurz darauf, damit Smith behandelt werden kann. Hektisch rennen Ärzte und Kollegen herbei und sehen bereits, dass etwas mit Smiths Bein nicht stimmt.

Spott der Liverpool-Fans

Uniteds Trainerlegende Alex Ferguson sagte nach dem Spiel: "Er hat sich das Bein gebrochen und den Knöchel ausgerenkt. Es ist eine der schwersten Verletzungen, die ich gesehen habe." Umso schockierender erschien die Reaktion einiger Liverpool-Fans. Denn noch während der ärztlichen Behandlung auf dem Rasen hallte ein Lied durch Anfield. "John Arne Riise, ooh, ahh, I wanna know, how did you break Smith's leg?"

Als Smith schließlich vom Platz getragen werden musste, standen jedoch viele Fans auf und spendeten Applaus. Eine Geste, die in dieser Situation sicherlich nicht selbstverständlich war. Außerhalb des Stadions ging es dann allerdings hässlich weiter.

Smith sollte im Krankenwagen zum Krankenhaus transportiert werden, doch Liverpool-Anhänger, die aus einem Pub kamen, attackierten den Wagen, rüttelten an den Seiten oder bewarfen ihn mit Glasflaschen, so die englische Zeitung "The Guardian". Die Sanitäter, beide Liverpool-Fans, sollen entsetzt und ängstlich gewesen sein.

Smith hegt keinen Groll

Neun Jahre danach gab Alan Smith dem Magazin "FourFourTwo" jedoch ein Interview, in dem er die Geschichte nicht bestätigt. "Es ist nicht passiert - die Fans waren noch im Stadion." Es wäre allerdings auch möglich, dass er von möglichen Attacken aufgrund einer Narkose nichts mitbekam.

Zumindest hat Smith kein schlechtes Verhältnis zu Liverpool. "Ich kam ein paar Jahre später mit Newcastle zurück nach Liverpool und hatte einen tollen Empfang", so Smith weiter. Allerdings heizte die Geschichte die Rivalität weiter an. Außerdem galt ab sofort ein Alkoholverbot bei den Spielen, die aus Sicherheitsgründen meist nachmittags stattfinden.

Verbale Ausfälle

Die Sicherheitsvorkehrungen werden die Fans allerdings nicht daran hindern, sich am Sonntag erneut verbal zu bekriegen. Beide Fanlager greifen dafür immer wieder auf die größten Katastrophen in der Vereinsgeschichte des jeweils anderen Klubs zurück.

Liverpool-Fans sprechen vom "Münchner Abschaum" und imitieren Flugzeuge in Anspielung auf den tragischen Flugzeug-Absturz der legendären Busby Babes von Manchester im Jahr 1958 in München. Uniteds Fans halten sich dagegen an die furchtbare Hillsborough-Katastrophe, bei der 96 Liverpool-Fans ums Leben kamen. Der Gesang "96 sind nicht genug" war schon des Öftern im Stadion zu vernehmen.

Prestige-Duell

Am Sonntag kommt auch noch die sportliche Bedeutung der Partie dazu. Manchester United steckt in der Krise und auch Liverpool konnte unter Jürgen Klopp noch nicht in die erhoffte Erfolgsspur finden. Umso wichtiger wäre ein Dreier für die Herzen der Fans sowie für die Arbeit von Louis van Gaal und Jürgen Klopp. Natürlich geht das Geschehen außerhalb des Platzes auch nicht spurlos an den Spielern vorbei. Liverpools Emre Can meinte im Vorfeld: "Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, kommen Fans zu mir und erzählen mir von der Rivalität."

Die Spieler können sich auch am Sonntag auf ein hitziges Duell einstellen. Dann hoffentlich mit der gesunden Härte, die zu einem solchen Duell dazugehört - aber bitte ohne Verletzungen.

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Florian Pütz