Leicester vs. Citizens: Himmelblaue Störfeuer

Pünktlich zum heiß erwarteten Premier-League-Duell zwischen Ligaprimus Leicester City und Verfolger Manchester City wabern Gerüchte um einen drohenden Ausverkauf beim Überraschungs-Ersten durch die Presse. Im Lager der Foxes nimmt man die medialen Störfeuer gelassen hin.
Zwei Tage sind vergangen, seitdem die außergewöhnliche Erfolgsserie von Leicester City an der Anfield Road ihr vorläufiges Ende fand. Zuvor war der Klub aus den East Midlands mit beeindruckender Leichtigkeit durch die Liga spaziert und hatte nicht wenige selbsternannte Titelanwärter das Fürchten gelehrt.
Am Boxing Day ging die von Claudio Ranieri trainierte Truppe nun zum zweiten Mal in der laufenden Spielzeit ohne Punkte vom Platz – nicht zuletzt, weil das bislang so treffsichere Traumduo um Jamie Vardy (15 Tore) und Riyad Mahrez (13) an der Anfield Road erstmals seit Monaten Ladehemmungen hatte.
Grundsatzdiskussionen im Keim erstickt
Im Anschluss mehrten sich Stimmen, die mutmaßten, dass die Mannschaft nach strapaziösen Pflichtspielwochen müde sein könnte. Die unmissverständliche Antwort von Ranieri: "Ich denke nicht, dass wir müde sind. Wir waren nur etwas zu nervös zu Beginn und haben erst nach dem Rückstand angefangen zu spielen". Alles bloß eine Frage der Tagesform?
Dem Italiener ging es vor allem darum, Grundsatzdiskussionen im Keim zu ersticken. Mit seinen Aussagen bewies der Füchse-Trainer einmal mehr, ein Trainerfuchs zu sein. In seiner bewegten Laufbahn hat der 64-Jährige die Mechanismen der Fußballbranche kennengelernt und weiß mit Hypes und ihren Begleiterscheinungen umzugehen. In Leicester zeigt sich derzeit, wie schnell sich die öffentliche Wahrnehmung wandelt, wenn die Erwartungshaltung steigt. Vom Abstiegskandidaten zum Titelanwärter in nur sechs Monaten.
Im Fokus der Yellow Press
Da verwundert es kaum, dass der berüchtigte englische Boulevard neuerdings auch die Foxes ins Visier nimmt. Mehrere Zeitungen berichteten übereinstimmend, dass ausgerechnet der kommende Gegner Manchester City um die Dienste von Jamie Vardy buhlt. Angeblich seien die Citizens bereit, schon im Winter umgerechnet 41 Millionen Euro für den Nationalstürmer auf den Tisch zu legen, wie die "Sun" berichtet. Zum einen, um den Ausfall von Superstar Sergio Agüero kurzfristig zu kompensieren, doch auch, um einen direkten Konkurrenten zu schwächen. Der "Independent" geht noch einen Schritt weiter und behauptet, beim Spitzenreiter herrsche große Skepsis, die Leistungsträger halten zu können, weshalb die Nachfolgersuche bereits angelaufen sei.
Wer angesichts des Veröffentlichungszeitpunktes dieser Gerüchte noch an Zufälle glaubt, dürfte auch Sepp Blatter für einen aufrichtigen Ehrenmann halten. Auf derartige Spielchen wollen sich die LCFC-Macher jedoch gar nicht erst einlassen. "Wir konzentrieren uns nur auf das Match gegen Manchester City. Wir wussten, dass wir irgendwann verlieren müssen, deswegen müssen wir es vergessen. Es geht jetzt darum, wie wir mental reagieren", appelliert Ranieri. Die himmelblauen Störfeuer werden gekonnt ignoriert.
Citizens unter Druck
Für die Sky Blues dürften die Gerüchte um Vardy und Co. nicht ungelegen kommen. Seitdem die nahezu sichere Verpflichtung von Pep Guardiola als Nachfolger von Manuel Pellegrini durchgesickert ist, mühen sich die Verantwortlichen um Ruhe. Gleichwohl wird befürchtet, dass der nahende Abschied des Chilenen zu einer klassischen "Lame Duck"-Situation führen könnte, wenn Spieler und Trainer die letzten Monate vor der Trennung nur noch hinter sich bringen wollen.
Der fahrige Auftritt beim Top-Spiel gegen den FC Arsenal hat erste Zweifel geweckt. Folgt beim Spitzenduell im King Power Stadium der nächste Rückschlag, wächst der Druck auf den Meister von 2014 weiter. Spätestens dann dürften die Schlagzeilen wieder ganz den Citizens gehören.
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Heiko Lütkehus