08.12.2015 12:22 Uhr

MLS: Von Underdogs, Altstars und Visionen

Freud und Leid waren im MLS-Finale nah beieinander
Freud und Leid waren im MLS-Finale nah beieinander

Die Portland Timbers sicherten sich am Ende eines langen Jahres den MLS-Cup 2016 und schrieben Geschichte. Doch die Saison in den USA hatte so einiges zu bieten. Von Einzelkönnern, Mannschaftsgeist, Altstars, neuen Teams und Zukunftsvisionen: weltfussball zieht das Fazit zu einer Spielzeit der Umbrüche.

  • Wer waren die Überflieger?

In den Playoffs dominierten zunehmend Mannschaftsgeist und Teamfähigkeit. Doch auch in dieser Saison machten einige Einzelkönner den Unterschied. Ganz vorne dabei: Sebastian Giovinco! Die "Atomic Ant" wechselte vor der Saison nach Toronto und schlug richtig ein. Von seinen 22 Toren in der Regular Season war eines schöner als das andere. Der Zauberfuß begeisterte die Fans und strich völlig verdient die MVP-Trophäe der Regular Season ein.

Doch auch Stürmer Kei Kamara von Columbus Crew ist zu nennen, der ebenfalls 22 Treffer erzielte und in den Playoffs viermal erfolgreich war. Ganz nebenbei spielte auch Benny Feilhaber, ehemaliger HSV-Profi, eine der besten Saisons seiner Karriere. Der Mittelfeldakteur von Kansas City machte starke 25 Scorerpunkte in 32 Spielen.

  • Underdogs und Favoritensterben

Es waren jedoch nicht die Einzelkönner, die die Meisterschaft entschieden. Denn die vor der Saison als Favoriten gehandelten Teams mit den großen Namen in ihren Mannschaften verabschiedeten sich spätestens in den Playoffs vom Titel. Während die finanzstarken Frischlinge Orlando City und New York City FC in ihrer Premierensaison bereits nach der Regular Season die Segel streichen mussten, schafften es die altbekannten Schwergewichte Seattle und Los Angeles immerhin mit Mühe in die K.o.-Phase.

Im Halbfinale standen mit Dallas, Columbus, Portland und den New York Red Bulls schlussendlich allerdings vier Teams, die vor der Saison die wenigsten Experten als Titelanwärter auf dem Zettel hatten. Ein Triumph der mannschaftlichen Geschlossenheit über die großen Namen.

  • Gnadenbrot für alte Stars?

Apropos große Namen. Insbesondere die neuen Franchises aus Orlando und New York gingen vor der Saison auf teure Shoppingtour und lockten Altstars wie Frank Lampard, David Villa, Andrea Pirlo oder Kaká über den großen Teich. Nebenbei wechselte noch Didier Drogba zu Montreal und Steven Gerrard zu Los Angeles. Für das Marketing der Klubs waren diese Transfers sicherlich Gold wert.

Aber auch fürs Sportliche? Klar, denn kein (ehemaliger) Weltstar verlernt von heute auf morgen das Kicken. Villa besorgte 18 Treffer, Drogba schoss in elf Einsätzen elf Tore. Doch auch die Mittelfeldspieler Gerrard, Pirlo und Lampard standen in der Startaufstellung, wenn sie fit waren. Wenige Top-Spieler genügen einer Mannschaft, die nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied, jedoch nicht. Alleine konnten die Altstars bei ihren Klubs nicht für den sportlichen Erfolg des gesamten Teams sorgen.

  • Soccer auf dem Weg zum neuen Liebling der USA?

Die neuen Stars sollten natürlich vor allem marketingtechnisch zünden, um die Vereine bekannter zu machen und Fans anzulocken. Aber hat sich dadurch wirklich eine neue Soccer-Euphorie in den USA entwickelt?
Zum einen spricht der beste Zuschauerschnitt der MLS-Historie dafür. Insgesamt fanden in der Saison gut 7,3 Millionen Fans den Weg in die Stadien, eine Steigerung von circa 12,5% im Vergleich zum Vorjahr. Das liegt erstens am Popularitätsgewinn des Fußballs durch die erfolgreiche WM des US-Teams, zweitens aber auch an den neuen Franchises.

Gegen den Erfolgslauf des Fußballs in den USA spricht aber, dass die MLS mit diesen Zuschauerzahlen immer noch weit hinter den Lieblingssportarten der Amerikaner liegt. Zum Football in der NFL oder zum Baseball in der MLB kommen weit mehr Fans in die Stadien. Im Schnitt waren übrigens gut 21.500 Zuschauer bei einem MLS-Spiel, was ungefähr mit den Zahlen aus der französischen Ligue 1 zu vergleichen ist. In Anbetracht der Bevölkerungsgröße der USA scheint die MLS in diesem Vergleich aber noch viel Potenzial zu haben.

  • Was bringt die Zukunft?

Das Geschäft mit dem Fußball in den Staaten ist jedoch kein Projekt von einer Saison. Viel mehr setzen die Verantwortlichen auf eine konstante Entwicklung in den nächsten Jahren. Unter anderem gab MLS-Commissioner Don Garber kürzlich bekannt, die Liga weiter wachsen zu lassen. "Innerhalb der nächsten Monate werden wir die Möglichkeit, die Liga auf 28 Teams aufzustocken, evaluieren und einen Prozess und Zeitplan entwickeln, sollten wir uns für eine weitere Expansion entscheiden", sagte Garber.

Sicher ist bereits, dass in den nächsten drei Jahren Teams aus Atlanta, Los Angeles und Minnesota der Liga beitreten werden. Und auch David Beckhams Franchise in Miami wird wohl folgen. Mit neuen Teams sollen noch mehr Fans auch in den bisher fußballfernen Staaten der USA angesprochen werden. Bleiben sportliche Erfolge wie in dieser Saison bei Orlando oder dem New York City FC aus, könnte die anvisierte Soccer-Euphorie in den Standorten allerdings auch schnell wieder verpuffen.

Mehr dazu:

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Florian Pütz

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