20.07.2015 09:25 Uhr

Giovinco: "Atom-Ameise" der MLS

Sebastian Giovinco in wunderbarer Schusshaltung
Sebastian Giovinco in wunderbarer Schusshaltung

Kaká, David Villa, Frank Lampard und Steven Gerrard – bei so vielen Transfers prominenter Fußballer in die MLS ging der Wechsel von Sebastian Giovinco nach Toronto fast unter. Mittlerweile gehört der Italiener allerdings zu den besten Spielern der Liga.

Vor gut einer Woche gelang Sebastian Giovinco das größte Kunststück seit seinem Wechsel in die MLS. Der Toronto FC lag gegen den New York City FC mit 2:0 hinten. Dann trat der Italiener ins Rampenlicht. Innerhalb von zehn Minuten erzielte der kleine Angreifer drei Tore und feierte seinen lupenreinen Hattrick noch vor der Pause. Obwohl er sogar den vierten Treffer vorbereitete, reichte es in einer furiosen Partie nur für ein 4:4-Unentschieden. Mit seinem persönlichen Auftritt hatte der ehemalige Turiner dem großen Star New Yorks, David Villa, die Show gestohlen.

Das sah vor wenigen Monaten noch ganz anders aus. Im Februar 2015 wechselte Sebastian Giovinco von Juventus nach Toronto. Ein Transfer, den nicht viele verstanden. Ein Wechsel in die MLS war bei gedienten Stars wie Kaká, David Villa und mittlerweile auch Steven Gerrard oder Frank Lampard, deren Transfers mehr Aufmerksamkeit bekamen, denkbar. Warum also dieser Wechsel?

Kaum eine Chance bei Juve

Dafür muss man sich den Weg des gebürtigen Turiners ansehen. Seit 2002 spielte Giovinco in der Jugend von Juventus, bis er 2007 an Empoli ausgeliehen wurde. Die Bianconeri holten den Youngster wegen guter Leistungen zurück, doch in der Heimat konnte er nicht an diese anknüpfen. Es folgte die nächste Leihe zum FC Parma, wo er in der Saison 2011/2012 den Durchbruch schaffte: 15 Tore in 36 Ligaspielen sprachen für sich. Allerdings trügte der Schein, denn bei der Alten Dame gab es weiterhin wenig Vertrauen in den Flügelspieler. Zumal das Team mit Carlos Tévez und Fernando Llorente im Sturm gut aufgestellt war.

Für Giovinco, der wegen seiner kleinen Statur "Atom-Ameise" genannt wird, war in Massimiliano Allegris Stammelf kein Platz. Deswegen entschied sich der Italiener für die Trennung. In der Pressekonferenz beim Toronto FC sagte er schließlich: "In Italien hatte ich viele Probleme. Alle meinten, ich wäre ein Spieler, der nicht auf einem hohen Level spielen könnte. Aber ich habe immer mit Fakten gezeigt, dass das nicht richtig war. Ich wollte ein Team finden, das mich von Beginn an willkommen heißt."

Bald wieder Europa?

Vertrauen hätte er jedoch bei vielen Vereinen finden können. Seine Entscheidung für Toronto dürfte auch eine Frage des Geldes gewesen sein. Gut sieben Millionen US-Dollar soll der Flügelflitzer in Toronto verdienen, damit war er Anfang des Jahres angeblich der bestverdienende italienische Fußballer. In den Medien wird deswegen schon spekuliert, ob Giovinco sich nach einem Jahr mit gutem Verdienst wieder nach Europa verabschiedet.

Dafür sprechen seine starken Leistungen in der Major League Soccer, die sicherlich Begehrlichkeiten wecken. Nach seinem Hattrick gegen New York traf er auch am vergangenen Samstag gegen Philadelphia und war maßgeblich am 2:1-Sieg beteiligt. Nun steht er mit zwölf Treffern auf dem zweiten Platz der Torjägerliste, noch vor David Villa, Kaká oder Robbie Keane.

Wichtig für die Mannschaft

Seine Mannschaft schoss er damit in der Eastern Conference auf den aktuell dritten Platz. Das würde die Qualifikation für die Playoffs bedeuten. Die hat Toronto seit seinem ersten Jahr in der MLS 2007 noch nie erreichen können. Dazu wurde die "Atom-Ameise" auch noch mehrmals zum Spieler der Spieltags gewählt und steht außerdem im aktuellen All-Star Team der Liga. Zur Nationalmannschaft wurde er trotz seiner guten Leistungen seit Oktober 2014 nicht mehr eingeladen.

Giovinco gehört in jedem Fall zu den besseren Transfers der MLS-Teams in dieser Saison, denn er hat die Erwartungen bislang absolut erfüllt. Bei seinem Verein fühlt er sich wegen des in ihn gesetzten Vertrauens sichtlich wohl und auch das kolportierte Salär dürfte ein überzeugendes Argument zum Verbleib in Kanada sein. Allerdings ist der Turiner mit 28 Jahren nicht zu alt für die großen europäischen Ligen. Sollte die Saison für ihn genauso erfolgreich weiterlaufen wie bisher, ist nach einem Jahr in Amerika der Ehrgeiz vielleicht wieder groß, es auch in Europa nochmal allen zu beweisen.

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Florian Pütz

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