27.10.2015 12:28 Uhr

WM-Affäre gibt weiter Rätsel auf

Viele Fragen zur Vergabe der WM 2006 bleiben offen
Viele Fragen zur Vergabe der WM 2006 bleiben offen

Auch nach der Erklärung von Franz Beckenbauer zur WM-Affäre bleiben viele Fragen offen. Was ist neu an der Mitteilung? Genau genommen übernimmt der Kaiser lediglich die oft zitierte "politische Verantwortung" für einen Fehler. Weitere Fragen und Antworten im Überblick.

Hat Franz Beckenbauers Erklärung für Klarheit gesorgt?

Nein. Bekannt ist jetzt lediglich, dass Franz Beckenbauer offiziell weitgehend die gleiche Version von den Umständen der Verhandlungen mit der FIFA im Jahr 2002 vertritt wie DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Beckenbauer bestätigt allerdings noch nicht einmal seine tatsächliche Beteiligung an der Vereinbarung mit der FIFA und auch nicht die zuletzt als gesichert geltende Darstellung, dass der frühere adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus gegen einen von ihm unterzeichneten Schuldschein für das WM-OK gegenüber der FIFA mit 6,7 Millionen Euro in Vorleistung getreten sei.

Außerdem verweist Beckenbauer in seinem "Fehlereingeständnis" nur allgemein auf die FIFA-Finanzkommission, obwohl das Gremium mit leibhaftigen Personen besetzt gewesen ist. Auch zu den tatsächlichen Hintergründen des Deals mit der FIFA hat Beckenbauer sich öffentlich weiter nicht in die Karten schauen lassen.

Was ist von Zwanzigers neuen Hinweisen auf Charles Dempsey zu halten?

Das ist aufgrund von Zwanzigers fortgesetzter Salami-Taktik bei seinen Anschuldigungen nur schwer einzuschätzen. Das am Dienstag von der "Bild" veröffentlichte Dokument ist nicht eindeutig als Original aus den Gerichtsunterlagen zur ISL-Affäre zu erkennen, der Hinweis auf Dempsey kommt außerdem nur von Zwanziger selbst und wird auch nicht annähernd erläutert. Doch selbst wenn Zwanzigers angebliche Behauptungen zu Dempsey zutreffen sollten: Zur Aufklärung der Millionen-Zahlung des WM-OK an die FIFA von 2005 fehlen immer noch rund 6,5 Millionen Euro. 

Wird die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnehmen?

Das steht weiter noch nicht fest. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt prüft derzeit immer noch in einem sogenannten Beobachtungsvorgang, ob ein Anfangsverdacht vorliegt und damit die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens gerechtfertigt ist. Allerdings könnte alleine das zuletzt veröffentlichte Faksimile der Anweisung des WM-OK von 2005 an den Weltverband FIFA, wie mit den als Beitrag zum Kulturprogramm deklarierten 6,7 Millionen Euro weiter zu verfahren sei, durchaus ausreichen, zumindest den Verdacht einer treuwidrigen Zahlung und damit letztlich auch einer Verfälschung von Bilanzunterlagen zu verstärken.

Wird die Affäre jemals aufgeklärt?

Vielleicht, und wenn die Staatsanwaltschaft sich einschalten sollte, vermutlich sogar ja. Wenigstens erscheinen offizielle Ermittlungen, möglicherweise sogar in Verbindung mit den beim Weltverband FIFA schon laufenden Untersuchungen der US-Bundespolizei und der Schweizer Bundesanwaltschaft, nach Lage der Dinge wohl die einzige Möglichkeit zur Erhellung der Hintergründe. Denn nur drohende Strafen wie Haft, das zeigen, bisherige Erfahrungen, können die Mauern des Schweigens bei korrupten Vorgängen in Sportverbänden zum Einsturz bringen.

Mehr dazu:
>> Beckenbauer: "Keine Stimmen gekauft"

sid

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