21.10.2015 15:00 Uhr

Chris Smalling: Groß im Kommen

Chris Smalling ist auch offensivstark, wie Wolfsburg am eigenen Leib erfahren musste
Chris Smalling ist auch offensivstark, wie Wolfsburg am eigenen Leib erfahren musste

Fünf Jahre nach seiner Ankunft im Theatre of Dreams spielt Chris Smalling endlich eine Hauptrolle bei Manchester United. Der englische Nationalverteidiger gilt als Sinnbild des sportlichen Aufschwungs unter Louis van Gaal. Dabei hatte der 25-Jährige bei seinem Coach nicht immer den leichtesten Stand.

Ein knappes Jahr ist es her, dass Chris Smalling einen der schwärzesten Tage seiner Profikarriere erlebte. Was war passiert? Im prestigeträchtigen Derby gegen Manchester City hatte der baumlange Innenverteidiger schon im ersten Durchgang die Ampelkarte kassiert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Red Devils dem Stadtrivalen Paroli bieten und die Partie offen gestalten können. In Unterzahl wurde der Druck jedoch zu groß, am Ende stand eine schmerzhafte 0:1-Pleite beim ungeliebten Nachbarn.

Im Anschluss hagelte es Kritik für Smalling, der als Hauptschuldiger für die Niederlage ausgemacht wurde und von Louis van Gaal harsche Kritik einstecken musste. "Ein cleverer Spieler muss sich erinnern, dass er schon verwarnt wurde. Seine Aktion war dumm und hat uns geschadet", ließ der kauzige Niederländer die anwesenden Reporter damals wissen.

Zwölf Monate sind inzwischen vergangen. Zeit, die der 20-fache Nationalspieler eindrucksvoll genutzt hat, um Werbung in eigener Sache zu machen.

Beschleunigter Reifeprozess

Hätte er dieses Stahlbad nicht durchlaufen, wäre der gebürtige Londoner im starbesetzten United-Kader womöglich immer noch der Mitläufer, den er unter dem legendären Sir Alex Ferguson und dessen glücklosen Nachfolger David Moyes verkörpert hatte. Davon kann derzeit jedoch wirklich nicht die Rede sein.

Vielmehr erlebt die Fußballwelt im Herbst 2015 den besten Chris Smalling aller Zeiten. Im Laufe des vergangenen Jahres beschleunigte sich der längst überfällige Reifeprozess beim Abwehrriesen und ließ ihn zu einer Führungsfigur im Defensivverbund der Red Devils werden. Keiner redet mehr vom Fauxpas im Derby. Das ewige Talent ist schließlich doch erwachsen geworden.

In der teaminternen Hierarchie ist Smalling längst zum Stellvertreter des etatmäßigen Kapitäns Wayne Rooney aufgestiegen. Als Teil der zweitbesten Defensive der Liga (acht Gegentore in neun Partien) ist der sportliche Stellenwert des Kopfballmonsters in ungeahnte Sphären gestiegen.

Gemeinsam mit Aushilfsverteidiger Daley Blind hält er die Hintermannschaft erfolgreich zusammen und schaltet sich zudem immer wieder gefährlich in die Angriffsaktionen ein, wie der deutsche Vizemeister VfL Wolfsburg erst kürzlich bei seiner 1:2-Pleite in Old Trafford am eigenen Leib erfahren musste (Smalling erzielte das Siegtor für United). Bislang stand der 1,92-Schlaks in jedem Premier-League-Match der laufenden Saison über die gesamten 90 Minuten auf dem Feld. Zahlen, die belegen, dass Smalling groß im Kommen ist.

Der Körper spielt mit

Eine besondere Rolle spielt in dieser Erfolgsgeschichte der Körper des beinharten Defensivkünstlers. Mit seiner robusten Spielweise und konsequenter Zweikampfführung hat sich Modellathlet Smalling enormen Respekt bei den Stürmern der englischen Eliteklasse erarbeitet. Allein durch seine Statur weiß der 25-Jährige schon zu beeindrucken.

Umso tragischer, dass ausgerechnet dieser Körper jahrelang Mitschuld am tristen Reservistendasein des Verteidigers trug. Seit seiner Ankunft in Manchester hatte der Mann, der 2010 aus Fulham kam, regelmäßig mit Verletzungen zu kämpfen. Neben unzähligen kleineren Blessuren setzte ihn auch ein gebrochener Mittelfuß längere Zeit außer Gefecht. Erst als die alternden Platschhirsche Rio Ferdinand und Nemanja Vidić den Weg in der Abwehrzentrale freimachten, spielte auch der Körper endlich mit. Heute ist Smalling eine feste Säule im System van Gaal und maßgeblich an der positiven Zwischenbilanz beteiligt.

EM im Blick

Logisch, dass auch Three-Lions-Coach Roy Hodgson der Entwicklungsschub des ehemaligen Juniorennationalspielers nicht entgangen ist. Während die Konkurrenz um Altmeister John Terry auf Formsuche ist, zählt Smalling längst zum Stamm der deutlich verjüngten englischen Landesauswahl, die zuletzt verlustpunktfrei durch die EM-Quali spaziert ist. Der United-Star übernimmt Verantwortung und hilft Talenten wie John Stones und dem derzeit verletzten Luke Shaw mit seiner Erfahrung. Beim Turnier in Frankreich soll nun auch der internationale Durchbruch folgen.

Am dritten Spieltag der Champions League wartet die nächste Herausforderung auf den Shootingstar, der mit den Red Devils bei CSKA Moskau ran muss (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker). Keine leichte Aufgabe, tragen die Russen ihre Heimspiele doch bei Eiseskälte auf Kunstrasen aus.

Solch widrige Bedingungen erfordern clevere Lösungen – kein Problem für Chris Smalling, der aus seinen Dummheiten gelernt und sich zum Dauerbrenner bei Manchester United gemausert hat.  

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Heiko Lütkehus

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