09.10.2014 10:21 Uhr

ÖFB-Devise: "Gewinnen, egal wie"

Österreich stellt sich auf harte 90 Minuten ein
Österreich stellt sich auf harte 90 Minuten ein

Österreichs Fußball-Zukunft steht im ärmsten Land Europas auf dem Spiel. Am Donnerstag (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) geht es in der Republik Moldau im ersten Auswärtsspiel der EM-Qualifikation um nicht mehr und nicht weniger als drei Punkte. Wer zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich will, der braucht gegen solche Gegner einen Sieg. ÖFB-Teamchef Marcel Koller kennt die Aufgabe für die Dienstreise: "gewinnen, egal wie."

Chișinău im frühen Oktober. 1:15 Stunde Flugzeit von Wien entfernt befindet man sich in einer anderen Welt. Die ausrangierten "Jets" der Air Moldova direkt neben der Landebahn geparkt versprühten bereits kurz nach der Ankunft den ganz speziellen Charakter des Landes. Die ehemalige Sowjet-Republik ringt im Jahr 2014 um seine Zukunft. Die Geschehnisse in der Ukraine lassen hier niemand kalt. Man ist im eigenen Land durch den Transnistrien-Konflikt ein gebranntes Kind.

In allen Lebensbereichen zeigt sich der Kampf der Kulturen. Man spricht rumänisch oder russisch. Damit gibt es ein Bekenntnis zu seiner Einstellung. Dazu findet der Alltag auf der Straße statt. Einen Platz im Kaffeehaus kommt mit dem meist spärlichen Einkommen nicht in Frage. Eine Schachpartie findet im Park statt, wo man zwischen Händlerinnen, die Strumpfhosen oder Lippenstift anbieten, einen Platz gefunden hat.

Beim Abschlusstraining des ÖFB-Teams ging die Frage an Gäste-Coach Koller, ob er abergläubisch sei. 13 Minuten Verspätung bei der Pressekonferenz im Stadionul Zimbru hatten für den Schweizer aber nicht nur wegen des dichten Verkehrs keine Bedeutung. Zuvor hatte schon eine Zollbeamtin, die mitgebrachten Lebensmittel für die Nationalmannschaft beanstandet. Das Gütesiegel "Made in Austria" soll am Donnerstagabend dort ein unbestrittenes Gütesiegel sein, wo es zählt: Auf dem Platz.

Kurz vor Mitternacht zählt nur ein Sieg

Es war ein 0:0 in Kasachstan, welches in der letzten WM-Qualifikation Österreich früh in Bedrängnis brachte. Zwei verlorene Punkte. Diesmal sind sich alle Spieler von A (wie Alaba) bis W wie Wimmer) einig worauf es ankommt: Hin fliegen, gewinnen, heim fliegen.

ÖFB-Präsident Leo Windtner ließ gegenüber weltfussball ebenfalls keinen Zweifel am Ziel der Reise: "Auch wenn es ein Tor in der Nachspielzeit nach einem 'Hundskick' sein sollte: Wir brauchen diese drei Punkte! Die Devise ist klar: Wir wollen nach zur EM in Frankreich. Dafür benötigt man hier einen vollen Erfolg."

Um 21:45 Uhr Ortszeit beginnt das Spiel in Chișinău. Kurz vor Mitternacht soll dann nach dem 1:1-Auftaktremis gegen Schweden der erste Sieg auf dem Weg zur EM 2016 bejubelt werden. Es würde auch die Ausgangsposition vor dem Heimspiel gegen Montenegro am Sonntag in Wien verbessern. Der Prater soll dann kochen, der Kurs nach Frankreich fortgesetzt werden.

"Wir wissen worum es geht", fasste Teamkapitän Christian Fuchs die Stimmung in der Mannschaft zusammen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir es in dieser Qualifikation auch auswärts besser machen, als in den letzten Jahren. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt und sicher nicht mehr nervös werden, auch wenn es lange 0:0 stehen sollte. Damals haben wir in Kasachstan nur mehr Hauruck-Fußball gespielt und die Geduld verloren. Diesmal passiert uns so etwas nicht."

Eine Generation muss lernen sich durchzusetzen.

Den Beweis dazu, gilt es in einer Stadt anzutreten, in der man weiß, wie man sich wehrt. In Chișinău zählt Durchsetzungsvermögen in allen Bereichen des Alltags. Auf der Straße im Auto, beim Ausfüllen der Bewerbungsbögen für eine Green Card für eine bessere Zukunft in den USA oder bei der Warteschleife beim Einkauf. Wenn das Nationalteam von Moldau so spielt, wie man hier lebt, dann wartet auf Österreich ein Kampf auf Biegen und Brechen.

Ex-Teamchef Herbert Prohaska fasste es im weltfussball-Gespräch so zusammen: "Als wir uns für die WM 1998 qualifiziert haben, waren wir mit Lettland und Estland in einer Gruppe. Die Auswärtsspiele dort waren unangenehm, denn gegen solche Gegner erwartet jeder die drei Punkte. Toni Polster wurde damals sogar unter dem Spiel von einigen mitgereisten Fans beschimpft, am Ende war er nach seinen Toren aber der umjubelte Held."

Ein 3:1-Sieg in Lettland und ein 3:0-Erfolg in Estland brachten die Prohaska-Elf damals im Sommer 1997 in eine günstige Position. Mehr als 17 Jahre später muss eine neue Generation lernen sich durchzusetzen. Egal wie. Ab sofort. Die Zeit der Ausreden ist vorbei.

Mehr dazu:
>> Chișinău soll kein Astana werden

Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Chișinău

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