14.07.2014 11:49 Uhr

Unvollendeter Messi: Goldener Ball kein Trost

Bester WM-Spieler, aber nur im zweitbesten Team
Bester WM-Spieler, aber nur im zweitbesten Team

Den "Goldenen Ball" hätte Lionel Messi am liebsten in den nächsten Mistkübel geworfen. Mit leerem Blick und ohne Anzeichen einer Reaktion im Gesicht nahm Argentiniens Superstar am Sonntag nach der Finalniederlage gegen Deutschland die Auszeichnung für den besten Spieler der Fußball-WM in Brasilien entgegen. "In solchen Momenten interessiert mich dieser Preis überhaupt nicht", erklärte Messi.

Sein Blick war auch Stunden danach noch zu Boden gerichtet. "Ich wollte nur den Pokal hochhalten", erklärte der 27-Jährige vom FC Barcelona. Viermal war Messi bereits Weltfußballer, fünfmal spanischer Meister, dreimal gewann er die Champions League. Für viele ist er der beste Fußballer der Welt. Ohne einen WM-Titel sieht er aber auch selbst seine Karriere als unvollendet.

"Ich würde alle meine persönlichen Rekorde hergeben, um Weltmeister zu werden", sagte Messi schon vor dem Turnier in Brasilien. Am Sonntagabend platzte dieser Traum im Maracana von Rio de Janeiro bereits zum dritten Mal. Viertelfinal-Aus 2006, Viertelfinal-Aus 2010 und jetzt eine Endspiel-Niederlage durch ein Gegentor in der 113. Minute: Deutschland ist so etwas wie Messis Nemesis.

"Es tut weh, auf diese Art zu verlieren", sagte Argentiniens Kapitän. "Ich glaube, wir hätten mehr verdient gehabt, wir hatten die Chancen dazu." Er selbst war mehrmals gefährlich vor dem Tor von Deutschlands Startorhüter Manuel Neuer aufgetaucht, im Finish wirkte der Ausnahmekönner aber leer. Immer wieder war im Turnierverlauf über Messis Fitness spekuliert worden, mehrmals griff er sich im Finale an den Oberschenkel.

Die ambitionierte Leistung bleib unbelohnt, in vier Jahren in Russland wird er es wieder versuchen. "Messi steht schon seit langer, langer Zeit im Pantheon der größten Fußballer der Geschichte. Ob er den WM-Titel nun gewinnt oder nicht", betonte Argentiniens Teamchef Alejandro Sabella. Die Wahl seines Stars, um den er die gesamte Mannschaft aufgebaut hat, zum Spieler des Turniers ist allerdings nicht ganz unumstritten. Selbst Landsmann Diego Maradona kritisierte sie.

In den ersten vier WM-Spielen der Argentinier war Messi jeweils als Spieler des Spiels ausgezeichnet worden. Vier Tore erzielte der Edeltechniker allein in der Gruppenphase, im Achtelfinale immerhin noch die entscheidende Vorarbeit zum 1:0 gegen die Schweiz. Treffer gelang Messi in der K.o.-Phase allerdings kein einziger - wie schon bei den beiden vergangenen WM-Turnieren.

Maradona: Auszeichnung eine PR-Aktion

"Ich würde Leo den Himmel schenken. Aber wenn es nicht gerecht ist und die Marketing-Leute wollen, dass er etwas gewinnt, was er nicht gewonnen hat, dann ist das ungerecht", kommentierte Maradona die Wahl in seiner Sendung im venezolanischen Fernsehen. Unter ihm als Teamchef waren die Argentinier 2010 in Südafrika gegen die Deutschen mit 0:4 untergegangen.

Dennoch ist es der Schatten Maradonas, der weiter über Messi liegt. "Diegito" hatte den Argentiniern 1986 in Mexiko mit einer Soloshow ihre bisher letzte Weltmeisterschaft geschenkt. 28 Jahre wartet das wirtschaftlich schwer angeschlagene Land seither auf den dritten Titel. Der Messias schien gefunden. Unter Sabella brachte Messi in Brasilien endlich auch im Nationalteam seine Leistung. Gegen Deutschland reichte das aber noch immer nicht.

Unverständis über Wahl Messis

Neben Diego Maradona äußerten auch andere Beobachter Unverständnis über die Wahl von Lionel Messi zum besten Fußballer der WM. "Das muss ein Witz der FIFA sein", meinten die niederländischen Ex-Profis Frank und Ronald de Boer. "Er ist der beste Spieler der Welt, aber er war es nicht bei diesem Turnier." Nicht einmal im argentinischen Team sei Messi der beste Spieler gewesen, ergänzten internationale Medien. "Das war Javier Mascherano", behauptete der englische "Daily Telegraph". "Der Streit wird auf dem Silbertablett serviert", schrieb die spanische Sportzeitung "Marca".

Alejandro Sabella dagegen machte sich einmal mehr für seinen Kapitän stark. "Messi hat sie verdient, weil er eine außerordentliche WM gespielt hat", betonte sein Trainer. "Er war ein fundamentaler Faktor dafür, dass es das Team bis ins Finale geschafft hat."

Mehr dazu:
>> Die Welt verneigt sich vor Deutschland 

apa

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