13.07.2014 11:26 Uhr

Oranje: (Fast) versöhnlicher Abschluss

Verhaltene Freude bei den Spielern der Elftal
Verhaltene Freude bei den Spielern der Elftal

Arjen Robben kämpfte mit den Tränen. "Diese Mannschaft hat einfach mehr verdient. Ich wollte hier ins Finale", sagte der niederländische Superstar mit bebender Stimme nach dem 3:0-Erfolg im Spiel um Platz drei gegen WM-Gastgeber Brasilien. "Wir haben den Kater wegspielen können", stellte Robben zwar fest, "aber die Enttäuschung überwiegt."

Der 30-Jährige vom deutschen Rekordmeister Bayern München war sich im Moment des Sieges noch einmal bewusst, welch große Möglichkeit Oranje und er selber durch die bittere Halbfinal-Niederlage im Elfmeterschießen gegen Argentinien verpasst hatten: "Vielleicht haben wir diese Chance nie mehr."

Obwohl die Niederländer die WM ungeschlagen verließen - das Halbfinale wird offiziell als Unentschieden gewertet - standen sie am Ende wieder einmal mit leeren Händen da. Daher gab es bei der Rückkehr am Sonntag auch keinen großen Bahnhof für Robben und Co. Statt auf dem internationalen Flughafen in Amsterdam landete der Flieger des WM-Dritten auf dem regionalen Flughafen Rotterdam. Den Fans hatte der Verband schon vorher geraten, daheim zu bleiben. Vom Flughafen ging es direkt nach Noordwijk, wo unter anderem die Verabschiedung von Bondscoach Louis van Gaal auf dem Programm stand.

Teamgeist, Kampfgeist, Siegeswille

Bevor der 62-Jährige am Mittwoch seinen Job bei Manchester United antreten wird, zollte er seiner Mannschaft ein dickes Lob. "Diese Jungs waren die beste Gruppe, die ich jemals betreut habe", sagte van Gaal sichtlich stolz und hob besonders "Teamgeist, Kampfgeist und Siegeswillen" hervor. Die Mannschaft hätte die Werte des Sports getragen. Als Dank wechselte van Gaal gegen Brasilien kurz vor dem Ende auch noch den dritten Torwart Michel Vorm ein - damit kamen alle 23 Spieler des Kaders bei der WM zum Einsatz.

Doch auch van Gaal konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. Nach den verlorenen Endspielen 1974, 1978 und 2010 träumten die Niederländer vom großen Coup. "Jetzt fahren wir ohne Titel in die Ferien", sagte Robben.

Ältere Generation der Elftal

Zusammen mit Robin van Persie (30), Wesley Sneijder (30), Dirk Kuyt (33) und dem Schalker Klaas-Jan Huntelaar (30) steht Robben für die ältere Generation der Elftal. Ob sie bei der WM 2018 in Russland noch einmal dabei sind und nach dem Titel greifen können, ist fraglich. "Ich kann noch nicht sagen, dass es die letzte WM für mich war, oder ob ich in vier Jahren noch einmal dabei bin", sagte Robben, der die EM 2016 in Frankreich aber fest im Visier hat.

In seiner kurzen, aber prägenden Amtszeit hat es van Gaal geschafft, viele junge Spieler ins Team zu integrieren. Er hinterlässt Guus Hiddink ein bestelltes Feld. Seinem Nachfolger gab er angesichts ständiger Diskussionen in der Heimat um das klassische niederländische 4-3-3-System einen Ratschlag mit auf den Weg: "Es gibt nicht nur ein System, das erfolgreich ist."

Van Gaal als "wichtigster Trainer" in Robbens Karriere

Robben nannte van Gaal unterdessen den "wichtigsten Trainer in meiner Karriere". Dem Lockruf des Coaches nach Manchester ("Robben weiß, dass er jederzeit zu mir kommen kann") will der Offensivspieler aber nicht folgen. "Van Gaal hat mir gesagt, dass ich bei Manchester immer willkommen wäre. Es ist aber keine Option, bei Manchester United zu spielen. Ich habe bei Bayern meinen Platz gefunden."

Oranje-Kapitän van Persie lobte derweil den Einsatz aller Spieler. "Wir sind ausgepresst wie Zitronen. Jeder hat das Maximale gegeben", sagte der Torjäger, der per Foulelfmeter (3.) gegen die Seleção traf. Daley Blind (17.) und Georginio Wijnaldum (90.+1) erzielten die weiteren Tore. "Ich bin stolz auf die Jungs", so van Persie. Richtig trösten konnte Robben auch das nicht.

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sid

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