17.06.2014 10:18 Uhr

Joker Drogba will Geschichte schreiben

Der Star und Volksheld der Elfenbeinküste
Der Star und Volksheld der Elfenbeinküste

Der wohl größte Star in der Geschichte des afrikanischen Fußballs hat in Brasilien die letzte Gelegenheit, bei einer WM für Furore zu sorgen. Für Didier Drogba und sein Team von der Elfenbeinküste war sowohl 2006 als auch 2010 in der Gruppenphase Endstation - nun will der mittlerweile 36-Jährige mit den "Elefanten" doch noch einen Fußabdruck in der WM-Geschichte hinterlassen.

Die Chancen dafür stehen gut, immerhin gelang mit dem 2:1 über Japan ein erfolgreicher Start. Ein Sieg in der zweiten Partie der Gruppe C am Donnerstag in Brasilia gegen Kolumbien könnte schon den Aufstieg ins Achtelfinale bedeuten.

Drogba ist bei Teamchef Sabri Lamouchi in dieser Partie wohl wieder als Joker vorgesehen. Schon gegen Japan kam der Altstar erst nach einer Stunde auf dem Platz - wenig später hatten die Ivorer ein 0:1 in ein 2:1 verwandelt. "Seine Einwechslung war entscheidend. Als er auf dem Feld war, hat er gezeigt, was für ein großartiger Spieler er ist. Er hat den Unterschied ausgemacht", sagte Lamouchi.

Zuvor gab es einige Zweifel, inwieweit der Teamchef überhaupt noch auf den Galatasaray-Legionär setzt. Im vergangenen Jahr wurde Drogba von Lamouchi das eine oder andere Mal nicht einmal in den Kader nominiert, wodurch Spekulationen um einen Nationalteam-Abschied des Goalgetters aufkamen.

Friedensstiftender Drogba

Auf einen Spieler vom Kaliber eines Drogba wollte der Teamchef dann aber doch nicht verzichten. Außerdem ist der frühere Chelsea-Star nicht nur Rekordschütze seiner Mannschaft, sondern auch Volksheld. Dem Angreifer wird ein maßgeblicher Anteil am Ende des ivorischen Bürgerkriegs eingeräumt.

Unmittelbar nach der erfolgreichen WM-Qualifikation 2005 etwa bat Drogba in einer aus der Kabine live übertragenen Rede um einen Waffenstillstand. Der kam tatsächlich, hielt aber nur kurz. Zwei Jahre später erfolgte das Friedensabkommen. Drogba sitzt in der elfköpfigen Wahrheits- und Versöhnungskommission, die für Stabilität im Land sorgen soll und die Geschehnisse des Bürgerkriegs aufarbeitet.

Drogba beteiligte sich an der Finanzierung eines neuen Krankenhauses in Abidjan und wurde 2010 vom "Time"-Magazin in die jährliche Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt aufgenommen. Nach ihm wurden Biersorten und Tänze benannt, doch mittlerweile hat er von der Heldenverehrung offenbar die Nase voll. "Es kann nicht sein, dass das Schicksal eines ganzen Landes von einem Fußballer abhängt", meinte er noch vor die WM.

Auf das Schicksal der Nationalmannschaft hat der 36-Jährige bald keinen unmittelbaren Einfluss mehr. "Es kommt der Moment, an dem man Platz machen muss. Nach der WM ist definitiv Zeit, dass ich international zurücktrete", erklärte der 102-fache Internationale (65 Tore).

Dennoch wird Drogba die "Elefanten" auch künftig unterstützen - und zwar mit seiner Überzeugungskraft. Der Stürmer fungiert für den nationalen Verband als Vermittler für Spieler, die in Frankreich aufwuchsen, aber für die Elfenbeinküste spielen können. So entschied sich zum Beispiel der 21-jährige Serge Aurier 2012 auf Initiative Drogbas für die Ivorerer und gegen die "Equipe Tricolore" - und war am Samstag mit zwei Assists der gefeierte Held beim 2:1 über Japan.

apa

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